Transferprozesse in der Musikkultur Wiens, 1755–1780: Musikalienmarkt, Bearbeitungspraxis, neues Publikum
Cultural Transfer of Music in Vienna, 1755–1780: Music Distribution, Transformation of Pieces, Involvement of New Consumers
Laufzeit / Term: 2014–2020
Projektleitung / Chair of the project: Martin Eybl
Projektteam / Staff: Julia Ackermann [2014–2017], Christiane Hornbachner [2014–2017], Constanze Köhn [2017–2020], Marko Motnik [2014–2016], Sarah Schulmeister [2014–2017]
Kooperationspartner / Cooperation partner: Österreichische Nationalbibliothek, Musiksammlung / Austrian National Library, Music Collection (HR Dr. Thomas Leibnitz)
Finanzierung / Funding: FWF Austrian Science Fund (2014–2018), mdw
» Publikationen / Publications
Auszeichnung von Dissertationen
Drei Absolventinnen des mdw-Doktoratsprogramms wurden kürzlich für ihre Dissertationen prämiert:
Christiane Maria Hornbachner erhielt die Talenteförderungsprämie des Landes Oberösterreich 2019 in der Sparte Geistes- und Kulturwissenschaften.
Sarah Noemi Schulmeister wurde der Award of Excellence 2019 zuerkannt. Der Preis wird vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung als Würdigung für die besten Dissertationen des vergangenen Studienjahres verliehen.
- Die Dissertation steht nun auch » zum Download zur Verfügung.
Julia Ackermann wurde mit dem Franz-Stephan-Preis 2020 der „Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts“ ausgezeichnet.
Alle drei Forscherinnen schrieben ihre Arbeiten im Zuge des FWF-Projekts Transferprozesse in der Musikkultur Wiens, 1755–1780 (CTMV) an unserem Institut. Eine Publikation der Dissertationen ist für 2020 geplant.
» Abstracts der Dissertationen
» Talenteförderungsprämie des Landes Oberösterreich 2019
» Award of Excellence
» Franz-Stephan-Preis 2020
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CTMV-Mailingliste
Die Mailingliste CTMV dient der interdisziplinären Vernetzung und dem Informationsaustausch (CfP, Konferenzen, Publikationen u. ä.) von Wissenschafter_innen verschiedener Fachdisziplinen, die sich mit europäischen Netzwerken und kulturellem Transfer im Jahrhundert der Aufklärung beschäftigen.
Sollten Sie an einem derartigen Austausch Interesse haben, sind Sie herzlich eingeladen sich in die Mailingliste CTMV einzutragen.
Abstract deutsch
Das Konzept des Kulturtransfers wurde Mitte der 1980er Jahre in Frankreich und Deutschland entwickelt. Zunächst primär auf die kulturellen Austauschprozesse zwischen diesen beiden Ländern im 18. und 19. Jahrhundert fokussiert, wurde es inzwischen auf Transfers zwischen Konfessionen, Regionen, Schichten und Zentren erweitert und auch auf frühere und spätere Zeiträume angewandt. Das vorliegende Projekt hat das Ziel, die Distribution und Transformation von Musik in oder aus Wien zu erfassen, die zwischen 1755 und 1780 durch individuelle Vermittlung oder durch kommerzielle Verbreitung von einem geographischen oder sozialen Ort zum einem andern transferiert wurde. Es ist auf jene Transfers fokussiert, die aus neuen politischen, sozialgeschichtlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen resultieren: die Allianz zwischen Wien und Paris, das erwachende Interesse für deutsche Literatur, die zunehmende Aktivität der sogenannten Zweiten Gesellschaft im Bereich der Künste und der entsprechende Aufbau eines Konzertwesens und eines Marktes für Musikalien.
Den Schwerpunkt der Untersuchungen bilden vier Themenbereiche, die auf ausgewogene Weise einerseits durch Gemeinsamkeiten verbunden sind, andererseits einander komplementierend ergänzen:
- Von der Hofkapelle ins Kärntnertortheater – eine sozialhistorische Topographie des Oratoriums
- Klöster als Konsumenten am Wiener Musikalienmarkt
- Wiener Instrumentalmusik auf dem Pariser Druckmarkt
- Die Opéra-Comique in Wien 1765–1780
Sie unterscheiden sich, indem sie verschiedene Typen des Transfers in den Blick nehmen: sozialen Transfer zwischen höfischer Gesellschaft und Mittelstand; regionalen Transfer innerhalb der österreichischen Länder zwischen Zentrum und Peripherie; auf informeller Ebene laufenden gewinnorientierten Transfer nach Prinzipien des Marktes; auf höchster Ebene initiierten internationalen Transfer zwischen zwei Metropolen. Zentrale Gesichtspunkte der Untersuchung betreffen die Medien und die Akteure des Kulturtransfers, Art und Umfang der Transformationen, die Motive für den Transfer, Kontinuitäten sowie Widerstände und die jeweiligen Grenzen des Transfers. Alle Schwerpunkte des Projekts beruhen wesentlich auf Primärquellen in Form von Musikalien.
Das Teilprojekt "Wasserzeichen und Kopisten in Wiener Opernpartituren 1771–1774" widmet sich der philologischen Grundlagenforschung. Die Ergebnisse einer systematischen Untersuchung von Schreibern und Papieren in Wiener Partiturhandschriften werden in einer Online-Datenbank zugänglich gemacht. Das seit 2021 laufende Folgeprojekt "Papier und Kopisten in Wiener Opernpartituren 1760–1770" erweitert diese Datenbank.
Ein wesentlicher und für die Kulturtransferforschung fruchtbarer Aspekt des Projekts besteht in der Analyse des Zusammenwirkens und der Interferenz unterschiedlicher Netzwerke. Eine Gruppe von „KorrespondentInnen“ liefert interdisziplinäres Feedback und Impulse aus benachbarten Forschungsgebieten mit ähnlichem Fokus; ExpertInnen, die ähnliche Fragestellungen verfolgen, werden regelmäßig über den Fortgang der Arbeiten informiert und zu Workshops eingeladen.
Abstract in English
The concept of cultural transfer was developed in the middle of the 1980s in Germany and France. Originally focused on processes of cultural exchange between these two countries in the eighteenth and nineteenth centuries, it has been expanded, comprising transfers between religious denominations, social levels, regions and cities, before 1700 and after 1900 as well. It is the aim of the current project to record the distribution and transformation of music in and from Vienna that was transferred from one geographical or social place to another in the time span from 1755 to 1780. The transfers grounded on individual intervention or commercial circulation. The project is focused on those kinds of transfer that reflect new political, social or economic developments: the political alliance of Austria and France, the awakening interest for German literature, the increasing activity of the so-called ‘Second Society’ (middle-class) in literary, visual and performing arts along with the corresponding emergence of concert life and music market.
The study focuses on four key-aspects that are both complementary and interrelated:
- From Court Chapel to Kärntnertor-Theater: the changing social background of the oratorio
- Monasteries as clients on Vienna’s music manuscript market
- Instrumental music from Vienna printed in Paris
- Opéra-comique in Vienna 1765–1780
They each deal with different kinds of transfer: social transfer between high ranking courtly society and middle class; regional transfer between the center of the Austrian countries and the periphery; profit-oriented commercial transfer on an informal level; and international transfer between two European metropolises initiated at a high political level. The key-aspects of our investigations focus on strategies and participants of cultural transfer, the kind and extent of transformations, motivations, continuity as well as resistance and the limits of transfer. All four key-aspects of the project are based on musical manuscripts or prints as primary sources.
The sub-project "Watermarks and Copyists in Viennes Opera Scores 1771–1774" is dedicated to basic philological research. The results of a systematic study of copyists and papers in Viennese score manuscripts are availabla in an open access database. The follow-up project "Paper and Copyists in Viennese Opera Scores 1760–1770", which has been running since 2021, expands this database.
The coordination and competition of different networks will be analyzed in case studies; this essential part of the project ought to benefit research in cultural transfer in general. In order to receive sufficient feed-back and impulses from neighboring disciplines with similar focuses a network of “correspondents” was established. Experts who pursue related issues have been informed about the work progress at regular intervals and invited to workshops.