1975-1984

Die Gründung des IKM mit einem etwa 12jährigen Vorsprung gegenüber anderen Institutionen im deutschsprachigen Raum und etwa zeitgleich mit ersten größeren Einrichtungen für Kulturmanagement in den USA und Großbritannien zeugt von pionierhaftem Weitblick der Initiatoren. Das Engagement Ernst Haeussermans (damaliger Direktor des Theaters in der Josefstadt, Direktionsmitglied der Salzburger Festspiele und Leiter der Abteilung für Film und Fernsehen an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst), beruhte auf einem „Unbehagen darüber, dass Menschen, die an Schalthebeln künstlerischer Institutionen sitzen, entweder reine Künstler sind und von den notwendigen Managereigenschaften nichts oder wenig besitzen oder reine Manager sind, auswechselbar mit Managern industriell-kommerzieller Unternehmungen“. (Ernst Haeusserman)


Die Entwicklung eines neuen Berufsfelds an der Schnittstelle zwischen Kultur und Wirtschaft schuf den Bedarf nach einer speziellen Ausbildung. Gemeinsam mit dem damaligen Rektor der Hochschule, Georg Pirckmayr, gelang die Gründung des „Instituts für kulturelles Management, künstlerische Betriebsführung und Öffentlichkeitsarbeit“ als Provisorium. 1975 bewilligte das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung den Antrag und das IKM wurde an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien mit Zustimmung aller zuständigen Gremien integriert. Der Institutsbetrieb wurde in den Räumen des eingegliederten Veranstaltungsreferates in der Lothringerstraße, im 3. Wiener Bezirk, aufgenommen; im dortigen Sitzungssaal sollten auch wenig später die zuvor vereinzelt in der Filmakademie abgehaltenen Lehrveranstaltungen stattfinden. Bereits die ersten Institutsordnungen definierten Lehre, Forschung und Dienstleistung als die drei wesentlichen Aufgabenbereiche des IKM.
 

Der Fokus der anfänglichen Aktivitäten lag auf der Lehre. Das vorrangige Ziel war, dem Mangel an qualifizierten Führungspersönlichkeiten in der Kulturszene abzuhelfen und den Nachwuchs für Positionen vor allem in den Bereichen Darstellende Kunst, Film und Musik, aber auch Bildende Kunst sowie Literatur und Printmedien auszubilden. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, wurde für die bisher gelegentlich angebotenen Lehrveranstaltungen ein erweiterter Rahmen entwickelt und im Juni 1976 der „Lehrgang für künstlerisches Management“ eingerichtet. Aufgabe des 4-semestrigen Lehrgangs war die Vermittlung praktischer Grundlagen für die Arbeit in künstlerischen Organisationen und die Auseinandersetzung mit dem kulturellen Alltag. Die etwa 20 pro Jahrgang zugelassenen Studierenden sollten für eine Mittlerrolle zwischen KulturanbieterInnen, KünstlerInnenn und Publikum vorbereitet werden. Der breite, spartenübergreifende Lehrplan umfasste betriebswirtschaftliches Grundwissen unter besonderer Berücksichtigung der Spezifika künstlerischer Betriebe, rechtliche Grundlagen, Grundlagen der Unternehmensführung im kulturellen Bereich, geisteswissenschaftliche Weiterbildung und die Fachkenntnis kultureller Teilbereiche in Theorie und Praxis. Jeweils ein Semester lang stand eine Sparte (Theater, Film, Fernsehen) bzw. ein Thema des Kulturmanagements im Mittelpunkt.


Mit Ernst Haeusserman als Leiter des Lehrgangs und des Fachbereichs Theater sowie Marcel Prawy, damals Chefdramaturg der Wiener Staatsoper, als Professor für den Bereich Musiktheater wurde das IKM zum Anziehungs- und Treffpunkt für eine junge kulturelle Szene, die im Kulturmanagement Fuß fassen wollte. Einblicke in die Praxis prägten die Ausbildung; IntendantInnen, TheaterdirektorInnen, KulturjournalistInnen, SchauspielerInnen, ProduzentInnen, DrehbuchautorInnen, FestivalleiterInnen, (Kultur)-PolitikerInnen, Theater- und FilmreferentInnen waren in den Lehrveranstaltungen zu Gast und traten in Dialog mit den Studierenden. Wochenend-Blockseminare in diversen Landgasthöfen, Exkursionen in Kulturbetriebe und -organisationen (Musikverein Wien, Kulturredaktion des ORF, …) sowie die Möglichkeit zu praktischen Arbeiten (Regieassistenzen, TV-Praktika, Mitarbeit an Theaterproduktionen,…) waren Teil des noch sehr offenen didaktischen Konzeptes.