Florian HASENBURGER
Für mich persönlich bedeutet Kammermusik unbändige Spielfreude, grenzenloses Kommunizieren mit anderen Menschen und gemeinsames Entdecken – und zwar immer wieder von Neuem.
Für Studierende, egal welchen Jahrgangs oder Niveaus, bietet Kammermusik die riesengroße Chance, erlernte Theorie und instrumentale Fähigkeiten praktisch anzuwenden: In meinem Kammermusikunterricht sollen Hauptfachunterricht, Musikgeschichte, Tonsatz, Formanalyse und Gehörbildung zusammenfließen und wiederholt, erprobt und erweitert werden. Sie alle können uns helfen, Musik jeder Epoche als spannend und modern zu erleben, Akkorde auszustimmen, rhetorische Figuren und überraschende harmonische Wendungen zu erkennen und so aus trockener Theorie fantastische, lebendige Musik zu machen: Ich wünsche mir, dass Studierende und deren zukünftige SchülerInnen wie auch ihr Publikum auf diesem Weg grandiose Musik noch farbiger und aufregender erleben können.
Spielplatz Kammermusik
(Ursprünglich stand der Begriff „Kammermusik“ – musica da camera – in Abgrenzung zur Kirchenmusik für weltliche Repräsentationsmusik. Die folgenden Zeilen hingegen betreffen das, was wir heute unter Kammermusik verstehen.)
Zur Zeit der Aufklärung wurde Kammermusik immer beliebter: Man spielte sie damals, wie es der Name vermuten lässt, tatsächlich in der Kammer – also zu Hause. Nicht in der Kirche oder im Konzertsaal, nicht für Gott oder für ein Publikum, sondern nur für sich selbst. Man „spielte“ – im wahrsten Sinn des Wortes – gemeinsam mit anderen und musizierte als musikalisch gebildeter Mensch zwar mit großer Kenntnis und Ernsthaftigkeit, aber doch ausschließlich zur eigenen Freude, zum puren Vergnügen: Musik als Spiel.
In diesem Sinne möchte ich die früher auch E-Musik („Ernste Musik“) genannte „klassische Musik“ ernst nehmen und ihr den Ernst nehmen.
CV Florian Hasenburger
Von „klassischen“ Konzerten über kreative Konzertformate bis zu Musiktheater und Kinderkonzerten; vom Barock bis zur Gegenwart auf historischen Geigen und Bratschen des 17. bis 19. Jahrhunderts wie auch modernen Instrumenten; als Solist, Kammermusiker, Konzertmeister, Pädagoge und im Orchester – Florian Hasenburgers musikalisches Spektrum spiegelt seine Liebe zur Vielfalt der Kunst und des Lebens.
Geboren in Graz, lebt Florian Hasenburger heute nahe Wien. Nach erstem Geigenunterricht am J.J.Fux-Konservatorium Graz, u.a. bei Helfried Fister, studierte er Violine an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Ernst Kovacic, Thomas Fheodoroff und Annette Bik und arbeitete im Kammermusikunterricht mehrere Jahre mit Johannes Meissl und den Mitgliedern des Alban Berg Quartetts. Wichtige musikalische Impulse, auch in Kombination mit Körperarbeit und Atmung, verdankt er außerdem Ilia Korol und Bernhard Riebl.
Im Lauf der Jahre sammelte Florian Hasenburger vielfältige Erfahrungen in Ensembles und Orchestern verschiedenster Besetzungsgrößen. Als Mitglied oder Gastmusiker der auf alte bzw. neue Musik spezialisierten Ensembles Austrian Baroque Company, Bach Consort Wien, Concentus Musicus, Ensemble Prisma, La Folia Barockorchester, Les Musiciens du Louvre Grenoble, moderntimes_1800, Wiener Akademie, Ensemble Wiener Collage und Klangforum Wien führten ihn Konzertreisen durch Europa, Südamerika, Nordamerika und Asien.
Seinen künstlerischen Schwerpunkt legt Florian Hasenburger auf Kammermusik in verschiedensten Besetzungen. Er musiziert besonders oft und gerne mit David Drabek, Thomas Fheodoroff, Wolfram Fortin, Fritz Kircher, Maria Kubizek, Philipp Comploi und Michael Oman. Mit ihnen und vielen anderen renommierten Kammermusikpartnern trat er unter anderem im Wiener Konzerthaus, Wiener Musikverein, Wigmore Hall London, Elbphilharmonie Hamburg und bei Festivals wie Styriarte, Carinthischer Sommer, Beethovenfest Bonn, Händel Festspiele Halle, Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, Festival international de quatuors à cordes du Lubéron oder Espazos sonoros in Santiago de Compostela auf.
Ein besonderes Herzensanliegen ist es Florian Hasenburger, mit originellen und lebendigen Konzerten Menschen zu erreichen, die sich sonst nicht mit klassischer Musik beschäftigen würden. Darum gründete er 2018 das Kammermusikfestival „Moment Musik“ auf Schloss Kainberg, außerdem widmet er sich diesem Thema kammermusikalisch mit seinen „Stammensembles“:
Das Kainberg Quartett interpretiert hauptsächlich das Streichquartett-Repertoire der Wiener Klassik und Romantik auf historischen Instrumenten. Seit 2018 werden Werke von Bach bis Mendelssohn, unter anderem Schuberts gesamtes kammermusikalisches Spätwerk, zur Aufführung gebracht und dabei teils mit ausführlichen Moderationen verknüpft.
Für sein Ensemble HörSchauSpiel hat Florian Hasenburger mehrere humoristische Musiktheater- und Kinderkonzerte geschrieben. Da es den fünf Musikern wichtig ist, dass Musik die Menschen möglichst spontan anspricht, berührt und ihnen Freude und auch Spaß macht, bringen sie das Publikum Geschichten erzählend, schauspielend und musizierend zum Zuhören und Lachen.
Mit dem Ensemble wood sounds haben Musiker rund um Julia Moretti und Florian Hasenburger gemeinsam mit dem Schauspieler Tobias Moretti Musik mit Literatur verwoben: William Shakespeare trifft englische Barockmusik im Programm „My Love is as a Fever“, das 2022 u.a. im Wiener Konzerthaus und bei den Salzburger Festspielen aufgeführt wird.
In den letzten Jahren nahmen außerdem Engagements als Gastkonzertmeister, z.B. bei recreation Graz, wie auch die pädagogische Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Studierenden zu. Neben regelmäßiger Dozententätigkeit im Wiener Jeunesse Orchester unterrichtete Florian Hasenburger am Zentrum für Musikvermittlung Wien 14 und an der Regionalmusikschule Ternitz. Ab Oktober 2022 ist er Senior Lecturer für Kammermusik an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
Auf seiner modernen Violine von Cai von Stietencron spielt Florian Hasenburger Saiten der Firma Thomastik-Infeld.
www.moment-musik.at
www.till-erzaehlt.at
(c) Johannes Deutsch
kontakt:
hasenburger@mdw.ac.at