Stetteldorf 2014

Thema: Gesundes Musizieren? Körperarbeit und Musikpädagogik im Diskurs

 

Nach der Begrüßung durch Otto Grubauer folgte eine Einführung in das Thema durch Dr. Riebl vom Institut 13/Abteilung Integrative Atem,- Stimm- und Bewegungsschulung.
Für die Teilnehmenden gab es dann am Vormittag zwei Workshop-Phasen und Arbeitsphasen in Kleingruppen sowie eine Plenumsdiskussion am Nachmittag, in der die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen berichtet wurden. Des Weiteren gab es einen Vortrag zu Menschenbildern von Gertraud Berka-Schmid. Außerdem wurde die physische, psychische und geistige Gesundheit in Zusammenhang mit gesundem Lehren und Studieren an der MDW thematisiert. Dekan Paul Stejskal ist es ein Anliegen, den Studierenden und AbsolventInnen die Weiter- und Fortbildung in Bezug auf gesundes Musizieren ans Herz zu legen.

Impulsreferat (Bernhard Riebl)

Im Eingangsreferat wurde die Abteilung Integrative Atem-, Stimm- und Bewegungsschulung (Institut für Musik und Bewegungserziehung sowie Musiktherapie) vorgestellt. Diese Abteilung bietet vielfältige Lehrveranstaltungen zur Weiterentwicklung der für ein effizientes und „gesundes“ Studium erforderlichen Basiskompetenzen an. Diese reichen von Haltungs- und Bewegungskompetenz über Entspannungs- und Regenerationskompetenz bis hin zu Stressbewältigung, Erlernen von mentalem Training und Biofeedback; auch wissenschaftliche Betätigung der Studierenden in diesen Bereichen wird gefördert. Die Anliegen und Lehrangebote (Vorlesungen, Seminare, Gruppen- und Einzelunterricht) sind unter www.musikundgesundheit.at abrufbar.

Workshops als Anregung zu einem GESUNDEN MUSIZIEREN
In der ersten Tagungshälfte standen zahlreiche Workshops auf dem Programm, von denen die Teilnehmenden je zwei besuchen konnten:

Qi Gong – Der schwimmende Drache (Andrea Bold): Eine feine Bewegungsfolge, die vor allem die Brustwirbelsäule und den Schultergürtel lockert und belebt, verbunden mit Aufwärmübungen, die gut als Vorbereitung zum Üben genutzt werden können.

Selbst-Coaching für Auftritte (Elisabeth Grabner-Oprießnig): Einfache Übungen, die dabei unterstützen, mit Sicherheit und Selbstvertrauen auf die Bühne zu gehen, sich auch zwischendurch wieder zu zentrieren und zu stärken, energievoll und selbstsicher zu musizieren und präsentieren.

Von der Zehenspitze in die Fingerspitze (Sabine Günther): InstrumentalschülerInnen ist nicht immer bewusst, dass „einfach spielen anfangen“ kein ideales Aufwärmtraining ist. Studierende wiederum suchen oft nach Anregungen, wie sie die Zeit vor einem Auftritt sinnvoll nutzen können. Mit einer kleinen Reise durch den Körper wollen wir warm werden fürs Spielen und eine äußere und innere Bereitschaftshaltung zum Musizieren entwickeln.

Achtsamkeits-, Atem- und Körperübungen (Coretta Kurth): Mit Hilfe von Achtsamkeits-, Atem- und Körperübungen, die in den Alltag integriert werden können, lernen, sich selbst gegenüber aufmerksamer zu sein und sich besser zu spüren. Dies ist gerade im MusikerInnenalltag eine große Hilfe, um physischen und psychischen Überlastungssymptomen vorzubeugen.

Körper – Atem – Instrument (Johann Leutgeb): So einfach und leicht wie möglich mit einer Serie von einfachen, aufeinander abgestimmten Übungen den Fluss des Atems zu befreien, um so ein freieres Tun und Spielen zu ermöglichen. Die Übungen können gezielt als Warm- up vor dem Spielen bzw. Unterrichten angewandt werden.

Imagination und instrumentales Bewegungslernen (Hedi Milek): Wie kann eine gesunde, effiziente Bewegung am Instrument erlebt werden? – Wie kann Imagination instrumentales Bewegungslernen unterstützen? – Wie können die Hände vor dem Üben/Konzert „eingestimmt“ werden, damit es schöner klingt und um präventiv Schmerzen vorzubeugen?

Didaktik der Musikphysiologie (Bernhard Riebl): Praktische Tipps und Tricks aus der Didaktik der Musikphysiologie werden vermittelt, Übungen, die im Unterricht direkt umsetzbar sind und sowohl zur Prophylaxe als auch zur Rehabilitation bei Beschwerden einsetzbar sind. Eine Übersicht über belastende Faktoren bei der Musikausübung, das Erkennen der dahinterstehenden Grundstrukturen und ein diesbezüglicher Erfahrungsaustausch werden thematisiert.

Akupressur – Zum Entspannen und Erfrischen zwischendurch (Christine Sixthofer): Indem man Akupressur-Punkte stimuliert, wird nicht nur positiv auf Körper und Energie eingewirkt, sondern auch auf Gedanken und Gefühle. Eine spezielle Abfolge von solchen Punkten kann erfahrbar machen, wie Stress und Belastungen abnehmen und dafür das allgemeine Wohlsein zunimmt.

Lockere Schultern, bewegliche Wirbelsäule! (Mieke Stoel): Ungünstige Belastungen, Bewegungsmangel und Stress führen oft zu Schmerzen im Schulter- und Rückenbereich. Es werden praktische Übungen gezeigt, die in kurzer Zeit zu spürbar mehr Wohlbefinden führen. Nach einem kurzen, leicht dynamischen Programm im Stehen wird mit Stühlen und/oder Matten gearbeitet, um die Entspannung, eine intensive Körperwahrnehmung und Ruheatmung zu genießen.

Nutze die Kraft deiner Suggestion, „Ich bin voller Kraft und Freude“, „Gesundheit – mein natürlicher Zustand“ (Monika Weis-Danhofer): Suggestionen, die das Fühlen, Denken und Handeln beeinflussen? Wie wirken Suggestionen und wie können sie hilfreich im Alltag genützt werden? Anhand der Prinzipien der Selbst- und Fremdhypnose kann deren Wirkung am eigenen Körper erlebt werden.

Musikalisches Rahmenprogramm: „Raritäten für 8 bis 16 Saiten und 88 Tasten”
In Stetteldorf wurde intensiv und motiviert gearbeitet! Dennoch gab es im Laufe der Veranstaltung erfrischende kulinarische und musikalische Auszeiten, auch die Umgebung des malerisch gelegenen Schlosses war Inspiration. Die Tagungsgäste wurden von den Gastgebern Brigitte und Georg Stradiot und ihrem Team betreut und verwöhnt.
Zum Abschluss gaben Studierende von Ulrike Danhofer ein vielSAITIGes Programm zum Besten, eine gute Mischung aus zum Teil nicht so bekannten Stücken. Milena Amann (Violine), Maria Pawlikowska (Violine), Iris Schützenberger (Violine) und Judith Tiefenthaler (Violine und Klavier) spielten in unterschiedlichen Formationen – zwei bis vier Geigen und Klavier – Georg Philipp Telemann, Béla Bartók, Luciano Berio, Dmitri Schostakowitsch, Grazyna Bacewicz und als Zugabe, mit Verstärkung durch ihre Hauptfachlehrerin Ulrike Danhofer, Josef Hellmesberger. Sie pflückten einen bunten Blumenstrauß – spielerisch- tänzerisch – und brachten dadurch 8 bis 16 Saiten beziehungsweise 88 Tasten zum Schwingen und Klingen. Der Saal war voll und das Publikum begeistert, es gab tosenden Applaus für die Musikerinnen.
Danach stärkten sich die TagungsteilnehmerInnen an einem köstlichen regionalen Buffet, bevor die Veranstaltung spät abends zu Ende ging.