Stetteldorf 2019

Thema: „Musikpädagogik: Die Kunst der Vermittlung“

 

Nach einem gemütlichen Ankommen bei Kaffee, Obst, Keksen und Kennenlernen bzw. Wiedersehen der Gäste begann das diesjährige Treffen auf der Juliusburg im Weinviertel. Angelika Hauser-Dellefant hieß die Tagungsteilnehmer_innen zur 10. Alumni-Klausur in Stetteldorf herzlich willkommen und gab einen Überblick über die Themen der vergangenen Jahre, bei denen stets das Augenmerk darauf lag, mdw-interne mit externen Anliegen zu verbinden. Nach Otto Grubauers Begrüßung im Namen des Dekanats bezeichnete der Schlossherr und Maecenas-Sieger Georg Stradiot das Alumni-Netzwerk Musikpädagogik als gerne gesehene Freunde. In einer pointierten und anregenden Ausführung legte er die Bedeutung der Fresken im (Federball-)Spielzimmer des Schlosses dar. Mit seinem fundierten Wissen begeisterte Georg Stradiot auch bei einer Führung durch ausgewählte Räumlichkeiten im Rahmen der Mittagspause.

 

Keynote und Gesprächsrunden: „Die Kunst der Vermittlung – Die Vermittlung von Kunst“

Sabine Reiter, geschäftsführende Direktorin von mica – music austria, verband in ihrem profunde recherchierten Vortrag die Themen Musik – Bildung – Menschenbild – Ausbildung – Vermittlung miteinander und unterstrich die Bedeutung der kulturellen Teilhabe von Geburt an sowie jene der künstlerischen Musikvermittlung. Dabei spannte sie einen Tour d‘Horizon von Aristoteles‘ Erkenntnislehre über Humboldt, Herder und Pestalozzi zu den vier Dimensionen des Erfahrungslernens, besprach die Felder der Kulturpädagogik und der Musikvermittlung und gab Einblicke in die Studie „Musikhören im Zeitalter Web 2.0. Theoretische Grundlagen und empirische Befunde“ von Michael Huber. Als einen weiteren interessanten Denkanstoß brachte Sabine Reiter die Defizitorientierung zur Sprache, welche häufig im Zusammenhang mit Kunst- und Kulturvermittlung einhergehe.
Mit einem Zitat von Richard David Precht wies sie auf die starke Verflechtung von Kunst und Vermittlung hin: „Gute Lehrer sind Artisten im Sozialen; sie sind Darstellungs- und Vermittlungskünstler. Und ein guter Unterricht ist ein Kunststück, das jeder Lehrer gemeinsam mit seinen Schülern versuchen sollte zu schaffen.“

In den darauf folgenden Gesprächsrunden beschäftigten sich die Tagungsteilnehmer_innen mit dem Thema „Die Kunst der Vermittlung – Die Vermittlung von Kunst“ und brachten ihre Ansichten bzw. Diskussionspunkte in Form von Plakaten zur Darstellung.

 

Workshops und Podiumsgespräch am Nachmittag

Nach einem reichhaltigen Mittagsbuffet wurden unterschiedliche Workshops zum Thema Musikvermittlung angeboten:

Elisabeth Aigner-Monarth und Veronika Mandl: Konzerte für junges Publikum – Die Konzertzyklen „Kling Klang“ und „Agathes Wunderkoffer“ im Musikverein Wien

Christoph Khittl: Der emanzipierte Zuhörer? Vom Wissen, Unwissen und Aushandeln in Musikvermittlungsprozessen

Monika Mayr: Musik und Bewegung/Rhythmik kennt kein Alter!

Axel Petri-Preis: Kollaborative Projekte von Schulen und Kulturinstitutionen – Chancen und Schwierigkeiten

Bernhard Pronebner und Anna Guggenberger: Bläserklasse zum aktiven Mitmachen

Das Podiumsgespräch mit Ulrike Sych, Rektorin der mdw, Barbara Gisler-Haase, Vizerektorin für Lehre, Kunst und Nachwuchsförderung, und Nicole Marte, künstlerische Leiterin des Zentrums für Musikvermittlung 14, moderierte Peter Röbke.
Ulrike Sych betonte die gesellschaftliche Relevanz der Musikausbildung und der Verankerung von Musik in der Allgemeinbildung sowie die Dringlichkeit eines Musikschulgesetzes (möglichst auf europäischer Ebene). In diesem Zusammenhang äußerte sich auch Christoph Khittl kritisch gegenüber der „Projektitis“, die durch mehr Verbindlichkeit ersetzt werden sollte, beispielsweise in Form von verpflichtenden Musikstunden in VS und NMS. Diskussionsteilnehmerin Elisabeth Wasserl attestierte eine Abnahme der Wertschätzung für Kunst. Und auch Barbara Gisler-Haase ortete ein generelles Bildungsproblem, dem nicht allein mit künstlerischen/kulturellen Institutionen beizukommen sei.

Gastgeberin Brigitte Stradiot plädierte für ein Bewusstsein gegenüber der Wichtigkeit des kreativen Potenzials und der Notwendigkeit einer (aus)gebildeten Generation für die Wirtschaft und etwaige Problemfelder der Zukunft. So bedürfe es Dolmetscher_innen zwischen künstlerischer und wirtschaftlicher Seite, um zukünftige Herausforderungen meistern zu können. In diesem Sinne forderte Tagungsteilnehmer Mathias Schmidhammer zur (politischen) Mitgestaltung auf und Nicole Marte riet dazu, den „Besen in die Hand zu nehmen und es einfach selber zu tun“.

 

Musikalischer Beitrag und Abendausklang
Die aus Konstanz stammende Mezzosopranistin Elisabeth Mahler gab Auszüge aus ihrem Masterprojekt „Synästhesie im Gesamtkunstwerk“ zum Besten (Regie: Katharina Elisabeth Leitgeb-Cardini, Antonio Salieri Institut für Gesang und Stimmforschung in der Musikpädagogik), am Klavier begleitete Viktoria Grois (Anton Bruckner Institut für Chor- und Ensembleleitung sowie Tonsatz in der Musikpädagogik).

Bei einem regionalen Schmankerl-Buffet klang der Abend gut gelaunt aus.