Du bist die Ruh' - Lieder von Franz Schubert in Orchesterfassung

Seit ihrer Entstehung inspirierten die Werke Franz Schuberts zahlreiche Komponistinnen und Komponisten, die von Robert Schumann beschriebene „Innigkeit“ von Schuberts Kunst auch in ihren eigenen Werken auszudrücken. Schuberts Musik ist von einer Reduziertheit geprägt, die das Wesentliche zwar mit wenigen Tönen, aber keinesfalls simpel zum Ausdruck bringt – nicht zuletzt deshalb wurde er auch als der „wahre Nachfolger Beethovens“ bezeichnet. Schuberts Bedeutung ist auch durch die große Anzahl der Bearbeitungen seiner Musik und die damit zusammenhängende Verbreitung der Originalwerke erkennbar. Während seine Lieder vor allem für nachfolgende Generationen ein Faszinosum blieben, wurde im Verlauf des Jahrhunderts zugleich die Gattung des Orchesterliedes immer populärer – mit besonderen Herausforderungen für die Instrumentation.

Das institutsübergreifende Projekt der mdw, das erstklassige Studierende des Masterstudiums Lied und Oratorium mit Studierenden des Diplomstudiums Orchesterdirigieren und der Webern Sinfonietta der mdw verbindet, zeigt in einmaliger Weise einen Querschnitt durch verschiedene Epochen der Schubertrezeption. Die Auswahl der Bearbeitungen orientierte sich unter anderem an der Besetzung von Schuberts Sinfonien und zeigt damit den Wandel der Instrumentierung im Verlauf der Zeit – von Franz Liszt bis Wolfgang Rihm – besonders deutlich.

Die orchestrale Interpretation der ursprünglich begleitenden Rolle des Klaviers zeigt die Umwandlung der kompositorischen Mittel des Tasteninstruments zu einem Spiel mit den Möglichkeiten des Orchesterapparats. Während etwa Franz Liszt in Die junge Nonne den Gemütswandel der Protagonistin durch den sich allmählich steigernden Einsatz solistischer Instrumente hervorhebt, wechselt in Wolfgang Rihms Der Wanderer die Funktion von Melodie und Begleitinstrument in einer Melodieführung über die Instrumentengruppen hinweg. Max Reger lässt in Gretchen am Spinnrade sein Orchester mit melodischen Fragmenten „antworten“, wodurch die Singstimme geradezu kommentiert wird. Benjamin Britten komponiert Forelle ausschließlich für Streichinstrumente und zwei Klarinetten, deren charakteristische Linie so zu einem „Gespräch“ mit der Singstimme führt. Jacques Offenbach operiert in Ständchen mit dem Farbspektrum der Blasinstrumente – von den Klarinetten bis hin zu Trompetensoli. Kurt Gillmann setzt in Erlkönig auf Kontraste, Felix Mottl in Der Tod und das Mädchen wiederum auf starke Reduziertheit, und in An Schwager Kronos erzählt Johannes Brahms die Musik von Franz Schubert mit seiner eigenen symphonischen Sprache. So entsteht ein Kaleidoskop kompositorischer Hommagen, das außergewöhnliche Einblicke in die innere Klangwelt von Schuberts Nachfolgern offenbart.

 

Programm

 

Franz Schubert (1797-1828)
Du bist die Ruh’, D. 776, op. 59/3

Kurt Gillmann (Arr.) / Christoph Filler, Rafaela Seywald

 

Franz Schubert (1797-1828)
Die junge Nonne, D. 828, op. 43/1

Franz Liszt (Arr.) / Johanna Wallroth, Rafaela Seywald

 

Franz Schubert (1797-1828)
Memnon, D. 541, op. 6/1

Johannes Brahms (Arr.) / Viktor Rydén, Hannah Eisendle

 

Franz Schubert (1797-1828)
Der Wanderer, D. 489, op. 4/1

Wolfgang Rihm (Arr.) / Alexander Grassauer, Hannah Eisendle

 

Franz Schubert (1797-1828)
Gruppe aus dem Tartarus, D. 583, op. 24/1

Max Reger (Arr.) / Alexander Grassauer, Antonio Losa

 

Franz Schubert (1797-1828)
Im Abendrot, D. 799

Max Reger (Arr.) / Christoph Filler, Antonio Losa

 

Franz Schubert (1797-1828)
An Schwager Kronos, D. 369, op. 19/1

Johannes Brahms (Arr.) / Alexander Grassauer, Hannah Eisendle

 

Franz Schubert (1797-1828)
Der Tod und das Mädchen, D. 531, op. 7/3

Felix Mottl (Arr.) / Alexander Grassauer, Piotr Jaworski

 

Franz Schubert (1797-1828)
Erlkönig, D. 328, op. 1

Kurt Gillmann (Arr.) / Christoph Filler, Rodrigo Sámano Albarrán

 

Franz Schubert (1797-1828)
Geheimnis, D. 250

Johannes Brahms (Arr.) / Viktor Rydén, Nikita Dubov

 

Franz Schubert (1797-1828)
Gretchen am Spinnrade, D. 118

Max Reger (Arr.) / Miriam Kutrowatz, Nikita Dubov

 

Franz Schubert (1797-1828)
An die Musik, D. 547

Max Reger (Arr.) / Viktor Rydén, Moritz Laurer

 

Franz Schubert (1797-1828)
Prometheus, D. 674

Max Reger (Arr.) / Christoph Filler, Moritz Laurer

 

Franz Schubert (1797-1828)
Forelle, D. 550, op. 32

Benjamin Britten (Arr.) / Miriam Kutrowatz, Moritz Laurer

 

Franz Schubert (1797-1828)
Nacht und Träume, D. 550, op. 32

Max Reger (Arr.) / Johanna Wallroth, Rodrigo Sámano Albarrán

 

Franz Schubert (1797-1828)
Ständchen, D. 920, op. 135

Jacques Offenbach (Arr.) / Christoph Filler, Piotr Jaworski

 


Mitwirkende

Es singen Studierende von Florian Boesch (Masterstudium Lied und Oratorium), es dirigieren Studierende von Vladimir Kiradjiev (Diplomstudium Orchesterdirigieren). Es spielt die Webern Sinfonietta.

Sänger_innen
Christoph Filler (Bariton)
Alexander Grassauer (Bass/ Bass)
Miriam Kutrowatz (Sopran/ Soprano)
Viktor Rydén (Bariton/ Baritone)
Johanna Wallroth (Sopran/ Soprano)

Dirigent_innen
Nikita Dubov
Hannah Eisendle
Piotr Jaworski
Moritz Lauer
Antonio Losa
Rodrigo Sámano Albarrán
Rafaela Seywald

Aufnahmeleitung: Vladimir Kiradjiev
Technischer Leiter: Martin Shi
Tonmeister: Florian Völkel
Schnitt: Tim Preis
Mastering: Roland Schützenhofer

 

Weitere Informationen

Eine Kooperation des Instituts für Musikleitung, des Instituts für Gesang und Musiktheater und des Orchesterbüros der mdw. Aufgenommen am 17. & 18. September 2021 an der mdw — Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Text: Angelika Silberbauer.