Internationales Bruno Walter Symposium Wien 2012

Universität für Musik und darstellende Kunst Wien | 11. - 12. Dezember

 

 

Michael Schwalb

Geboren 1956 in Bonn; Musikstudium unter anderem am Salzburger Mozarteum. Engagements als Orchestermusiker und Solocellist. Seit 1988 im Orchestermanagement, zuletzt beim Westdeutschen Rundfunk Köln, seit 2002 dort als Abteilungsleiter in der Welle WDR 3. Besonderes Interesse an kulturhistorischer Spurensuche in radiophoner Darstellung: große Radiofeatures über Bruno Walter in der Darstellung von kultur- und interpretationsgeschichtlichen Verbindungslinien (B.W. und Thomas Mann; B.W. und Hans Pfitzner; B.W. als Mahler-Dirigent; (Musik)Sprache im Exil anhand von Walters Aufnahmen).
Vorträge über Bruno Walter in München (LMU), Berlin (Humboldt-Forum), New York University, Toblacher Mahler-Protokoll u.a. Zahlreiche Buchbeiträge und Aufsätze zu Bruno Walter in deutschsprachigen und amerikanischen Zeitungen und Fachzeitschriften.

Bürge für die Zukunft
Zur Aktualität des Dirigenten Bruno Walter

So paradox es klingt: 50 Jahre nach seinem Tod ist unsere Wahrnehmung des Dirigenten Bruno Walter immer noch verstellt durch seine letzten Aufnahmen. Denn in den späten 50er- und frühen 60er-Jahren, als Walter zwar als Dirigentenikone hoch verehrt wurde, aber in Europa nur selten zu erleben war, kamen seine amerikanischen Produktionen als Stereo-Langspielplatten in zuvor nie gehörter musikalischer Breite und Qualität auf den europäischen Markt. Diese Einspielungen der Symphonien von Beethoven, Brahms und des späten Mozart waren so faszinierend, weil sich in ihnen eine durch Walter verkörperte Musikalität des alten Europa vereinte mit amerikanischer Orchesterbrillanz (New Yorker Philharmoniker) und aufnahmetechnischer Klarheit (Columbia Symphony Orchestra). Zeigen diese späten Aufnahmen Bruno Walter als einen Dirigenten klassischer Ausgewogenheit, so wirken die Interpretationen auch sehr geglättet, was sich vor allem in den breiten Tempi ausdrückt – und eine Charakterisierung
als weichlicher, rein lyrischer Musiker haftete Walter denn auch lange an. Durch diesen Nebel von Vorurteilen hindurch gilt es, den furiosen Ausdrucksmusiker wiederzuentdecken. Dies ermöglichen die frühen Einspielungen und Konzertmitschnitte aus Wien, London und New York, die – trotz ihrer geringeren akustischen Qualität – geradezu elektrisierend frisch klingen, und bei denen sich lyrisches Empfinden und draufgängerischen Dramatik gegenüberstehen.
Walters größte Mission lag sicherlich in seinem lebenslangen Einsatz für das
Werk Gustav Mahlers; Walters fanatische Wahrheitssuche galt jedoch dem gesamten Repertoire, insbesondere den Werken Mozarts und der Romantiker, aber auch seiner zeitgenössischen Moderne.
Michael Schwalb zeichnet in seinem Vortrag die Prinzipien von Bruno Walters
ästhetischer und musikalischer Modernität nach.

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