Manche bekommen ihre Socken jährlich zu Weihnachten. Ich bekomme sie monatlich ...
Text von Ruchi Bajaj
Ruchi Bajaj
Socken.
Manche bekommen ihre Socken jährlich zu Weihnachten. Ich bekomme sie monatlich. Mein Bedarf an Socken ist gedeckt. Ich komme wahrscheinlich die nächsten 10 Jahre damit aus. Gibt es Lieferengpässe bei Socken, kann ich sogar soviel Socken herschenken, dass mir noch genug übrig bleiben. Socken. Sie umfassen alles. Von Strümpfen, Söckchen, die bis zur Fessel reichen und bei den Knien enden. Für meine Mutter sind das alles einerlei. Socken halt. Es gibt kaum Differenzen, die nennenswert wären. Solange sie die Sohle bedecken und den Fuß umschließen, erfüllen sie den Zweck einer Socke. Socke bleibt Socke.
Ich war nicht immer sehr empfänglich für den Sockengeschmack meiner Mutter. Vor allen Dingen hat sich die Sockenauswahl zunächst auf wirklich minderwertige Erzeugnisse beschränkt. Da hat es mich wirklich nicht gewundert, dass ich armes Kind an Schweißfüßen litt. Wer trägt schon gerne Plastik an Füßen, wenn es keine vougen Crocs sind?
Socken vom Woolworth. Dieses Geschäft gibt es nicht mehr, genauso wenig wie den Mondo. Der Woolworth, könnte man so sagen, war für meine Mutter ein Socken-Paradies. Die Hände meiner Mutter haben immer wieder in die Tiefe gebaggert, nur um irgendwelche Socken in Aktion an die Oberfläche zu befördern. Könnte ich ihre Zeit, die sie beim Sockenbaggern verbracht hat, zusammenzählen, würde ich es tun. Ich schätze, sie hat ganze zwei Jahre Lebenszeit damit verbracht, Socken zu finden. Das ist bemerkenswert. Beim Woolworth gab es alles. Alles, nur viel billiger als beim Michelfeit. Und der Michelfeit war schon nicht ganz teuer. Also kann man sich vorstellen, dass Menschen, die weniger Geld hatten als die Leute, die beim Michelfeit einkauften, zum Woolworth gingen.
Ich kann mich erinnern, dass man meiner Mutter beim Woolworth die Geldbörse gestohlen hatte. Und dank einer aufmerksamen Mitarbeiterin, fand man sie auch wieder. Sie lag in einem Mistkübel. Das Geld fehlte, aber die Geldbörse war da, samt allen wichtigen Karten, die man in der Geldbörse behält.
Irgendwann, als ich älter wurde, beschloss ich meine eigenen Socken zu kaufen. Ich emanzipierte mich von der Sockenautorität. Es war eine Zeit angebrochen, von der ich vermutlich nie wieder mit skurrilen Sockenmotiven bemuttert wurde.
Bei Socken habe ich einen cleanen Geschmack. Ganz einfach: Weiß oder schwarz. Elegant und stilsicher.
Plötzlich entdeckte ich Füßlinge – der Aufstieg in eine neue Welt, der Blick in Richtung Fuß. Socke ist nicht gleich Socke. Alpaka Socke im Sommerurlaub in Südtirol. Was war das für ein Gefühl. Bei solchen Socken konnte ich Löcher nur selten verschmerzen. Die Wertschätzung für Socken ist gestiegen, und eine Faszination für das Interesse meiner Mutter für Socken hat sich eingestellt.
Heute wühlt sie nicht mehr sooft nach Socken. Ihr Kind ist halt schon groß und ist so selbstständig, das ideale Sockenpaar selbst auszusuchen. Die Aufgeklärtheit über Socken hat meine Mutter trotzdem erreicht. Bekomme ich diesmal welche, sind es ausgewählte Socken aus Baumwolle. Die Hände meiner Mutter. Sie greifen und fühlen, verschenken Socken.
Ich kann mich erinnern, dass man meiner Mutter beim Woolworth die Geldbörse gestohlen hatte. Und dank einer aufmerksamen Mitarbeiterin, fand man sie auch wieder. Sie lag in einem Mistkübel. Das Geld fehlte, aber die Geldbörse war da, samt allen wichtigen Karten, die man in der Geldbörse behält.
Irgendwann, als ich älter wurde, beschloss ich meine eigenen Socken zu kaufen. Ich emanzipierte mich von der Sockenautorität. Es war eine Zeit angebrochen, von der ich vermutlich nie wieder mit skurrilen Sockenmotiven bemuttert wurde.
Bei Socken habe ich einen cleanen Geschmack. Ganz einfach: Weiß oder schwarz. Elegant und stilsicher.
Plötzlich entdeckte ich Füßlinge – der Aufstieg in eine neue Welt, der Blick in Richtung Fuß. Socke ist nicht gleich Socke. Alpaka Socke im Sommerurlaub in Südtirol. Was war das für ein Gefühl. Bei solchen Socken konnte ich Löcher nur selten verschmerzen. Die Wertschätzung für Socken ist gestiegen, und eine Faszination für das Interesse meiner Mutter für Socken hat sich eingestellt.
Heute wühlt sie nicht mehr sooft nach Socken. Ihr Kind ist halt schon groß und ist so selbstständig, das ideale Sockenpaar selbst auszusuchen. Die Aufgeklärtheit über Socken hat meine Mutter trotzdem erreicht. Bekomme ich diesmal welche, sind es ausgewählte Socken aus Baumwolle. Die Hände meiner Mutter. Sie greifen und fühlen, verschenken Socken.
© Ruchi Bajaj