Ich sitze hier an der Filmakademie Wien, in einem gut ausgestatteten Büro (seit gestern hab ich eine illuminierende Stehlampe zur Verfügung gestellt bekommen) und blicke auf einen weiß-nicht-wieviel-Zoll-Bildschirm, schätzungsweise A3 Querformat.

Mein Schreibtisch ist sehr spacious, all die Dinge darauf sind gut verteilt und engen mich nicht ein. Es liegen, gegen den Uhrzeigersinn:

  • 2 Bücher (Künstlerische Forschung. Ein Handbuch und Revolution für das Leben. Philosophie der neuen Protestformen), beide angefangen, letzteres schon mit Post-Its versehen
  • Bereits abgeschriebenen Notizen auf mehreren Seiten eines Werbenotitzblocks, ich glaube, das ist eigentlich schon Altpapier, aber wer weiß
  • Eine Karaffe mit Tee samt Glas, beides noch halbvoll bzw halbleer
  • Eine leere Kaffeetasse
  • Eine Packung Snackbällchen
  • Der Büroschlüssel, mein Kalende
  • Eine ausgedruckte Rezension plus Textmarker, gelesen und angestrichen
  • 1 orangenes Feuerzeug der Marke Bic
  • Tastatur, Maus auf einem Pad mit einem schwarzen Lämmchen
  • Meine Armbänder zwecks besserer Tastaturbedienung
  • Radiergummi, Kulli, mein fast aufgegessenes, veganes Müsli im Schraubglas

Das Klima ist sehr speziell, manchmal zu warm oft zu kalt, die Räume gut gepflegt.

In der Früh sehe ich IMMER die Person, die dafür sorgt, dass es hier sauber und tadellos ist. Ich merke, es ist etwas schwierig darüber zu schreiben, weil ich nicht mal weiß, wie sie heißt, noch wie die adäquaten Bezeichnungen für ihre Tätigkeit lauten.

Aber wir grüßen uns und haben unterschiedliche Interaktionen. Ich weiß nicht, weshalb das hier überhaupt Thema ist, aber in Bezug auf unsere Art der Beziehung, also der zwischen uns Angestellten, die doch so unterschiedliche Tätigkeiten auszuführen haben, finde ich es doch bemerkenswert. Ich finde es zum Beispiel bemerkenswert, dass ich irgendwo gehört habe, was es für jemanden, der*die Reinigungsarbeiten durchführt, von großer Bedeutung ist, gegrüßt zu werden oder eben nicht.

Grüßen ist doch ohnehin so eine bedeutungsvolle Sache, oder? Ich sehe dich, also grüße ich dich in irgendeiner Form. Ja gut, auf der Straße kann man nicht alle herzlich grüßen, das käme absurd daher in der Stadt – am Land ist das was anderes –, aber ein Blickkontakt, Lächeln oder so ist ja auch schon mal was. Jedenfalls ging es darum, dass manche Menschen es nicht für notwendig erachten, andere zu grüßen. Auch ok. Aber in dem Zusammenhang in dem ich es aufgeschnappt habe, ging es – sofern ich es verstanden habe – darum, es nicht für wichtig zu erachten bestimmte Menschen (aufgrund ihres Berufs?) nicht zu grüßen sondern ohnehin für gegeben zu nehmen, dass sie hier sind und ihre Tätigkeiten, ohren Beruf (Berufung?). Das finde ich empörend. Hat das auch was mit Klasse zu tun?[i]

 

Ich wollte auch noch von meinem Hemd erzählen, das ich heute anhabe. Unlängst habe ich es von meinem Vater geschenkt bekommen. Wobei… Eigentlich hab ich es ihm abgeschnorrt. Es ist ein altes Hemd, sicher fast so alt wie ich selbst bin. Er hatte es auf Fotos von uns in Goa an, als ich ca 4 war und lustigerweise dann nochmal auf 1 oder 2 weiteren Fotos an. Eins dabei auf dem WTC, als wir in den neunzigern in New York waren zu zweit. Oder war es das Foto vom Empire State Building?

Auch interessant: Fotos zu sehen, wo man an einem Ort ist, den es nicht mehr gibt. Nämlich so gar nicht mehr. Manche Orte bleiben, die meisten Verändern sich sowieso. Also eigentlich denke ich, alle Orte verändern sich. Aber dennoch… Vielleicht andere langsamer, zum Beispiel wenn ich an Aufnahmen vom Ring/Oper denke, die Gebäude, die da nach wie vor noch stehen und man weiß, dass es sich vor 120 Jahren an der Kreuzung ähnlich abgespielt hat wie heute, wenn auch mit anderen Gesten, Geräuschen, Dingen und Menschen. Anderen Menschen? Inwiefern anders? In einer anderen Zeit jedenfalls. Andere Prägungen? AutoSOZIObiografien.

 

 

[i] https://www.soziopolis.de/kein-knecht-sein.html