Geschichtliches

 

 

Der Komponist Karl Schiske und der Pianist und Produzent Karl Wolleitner hatten bereits 1955 Pläne, an der Wiener Musikakademie ein Studio für Elektronische Musik einzurichten. Letztlich wurde dieses Studio von Wolleitner 1958/59 realisiert und war so möglicherweise überhaupt das erste Studio dieser Art an einer Musikakademie in Europa. Als erste bedeutende elektroakustische Komposition in Österreich wurde in diesem Studio 1959/60 das Ballett "Fantasmata" von Anestis Logothetis (1921-94) realisiert, technisch unterstützt durch den Tonmeister Helmut Gottwald (1938-2004). Das Werk steht der französischen Schule der "musique concrète" nahe und nahm so schon die zukünftige ästhetische Entwicklung des Studios vorweg.

Im Studienjahr 1963/64 wurde der Lehrgang für Elektroakustische Musik gegründet. Im selben Jahr begann Gottwald ein elektronisches Instrument zu bauen, das als Vorläufer der späteren "voltage controlled" - Synthesizer angesehen werden kann. Das Instrument nannte er - als Hommage an die Musikakademie - AKAPHON. Es wurde viele Jahre als Klangquelle verwendet und ist nun Teil der Sammlung des Technischen Museums Wien. Es folgten die Instrumente AKAPIEP und AKASCHIEB. Ersteres war eine Rhythmusmaschine zur Erzeugung ungewöhnlicher polymetrischer Strukturen, letzteres eine Art von graphischer Terzbandfilterbank.

In den sechziger Jahren sind etwa 20 Werke produziert worden, u.a. von den Avantgarde-Komponisten Karl Heinz Gruber, Günter Kahowez, Peter Kotik, Friedrich Cerha und Roman Haubenstock-Ramati. Die beiden letzteren wirkten später auch als Institutsleiter. 1970 kam der Komponist Dieter Kaufmann von seinem Studienaufenthalt in Paris zurück, wo er die Klassen von Olivier Messiaen und Rene Leibowitz besucht hatte, ebenso wie den Kurs der "Groupe de recherches musicales" GRM unter Pierre Schaeffer und Francois Bayle. Sein Engagement als Lehrgangsleiter des Wiener Studios verbesserte den Status des Instituts innerhalb der Musikhochschule, gab neue Impulse der Verbreitung dieser neuen Form von Musik in Österreich, weit über den akademischen Bereich hinaus.

1978 wurde ein neues, über ein graphisches Interface gesteuertes, digitales "sound processing system", das sogenannte AKA 2000, von Peter Mechtler entwickelt. Der Katalog der im Institut realisierten Werke wuchs in den 70er Jahren auf 70 Kompositionen österreichischer wie ausländischer Komponisten an. Zu erwähnen sind: Dieter Kaufmann, Wilhelm Zobl, Camila Soederberg, John Maryn, Wolfgang Danzmayr, Anestis Logothetis, Riszard Klisowski, Bruno Liberda, Günther Rabl, Christian Teuscher, Mayako Kubo.

Das INSTITUT FÜR ELEKTROAKUSTIK, EXPERIMENTELLE UND ANGEWANDTE MUSIK übersiedelte in neue Räumlichkeiten, und die Komponisten Haubenstock-Ramati, Erich Urbanner und Francis Burt übernahmen in dieser Folge die Leitung des Instituts in den 80er Jahren. Unter F. Burt erhielt das Institut 1992 eine außergewöhnliche, überaus großzügige finanzielle Zuwendung seitens des Bundesministeriums für Wissenschaft, welche die Erneuerung und Modernisierung aller Einrichtungen und Geräte erlaubte.

Das heutige INSTITUT FÜR KOMPOSITION UND ELEKTROAKUSTIK (welches zu den 24 Instituten der Musikuniversität gehört) betreut Lehre, Forschung und Produktion in den Bereichen Komposition, Elektroakustik, audiovisuelle Medien und Tontechnik. Das Institut (in der Rienößlgasse 12 und am Anton-von-Webern-Platz 1) beherbergt die Studienzweige "Komposition", "Medienkomposition und Angewandte Musik", "Elektroakustische Komposition", "Musiktheorie" und die Studienrichtung "Tonmeister". Schwerpunkte bilden neben Akustik und Klangforschung insbesondere Experimentelle und Angewandte Musik, also Musik und Sounddesign für Film und Video, Radio, Theater und Performance, Multimedia und Klanginstallationen sowie Computermusik. Ein weiterer Aufgabenbereich besteht in der Betreuung und Dokumentation von Produktionen der Universität in Form von Aufnahmen und Beschallungen. Die Mitarbeiter des Instituts setzen sich aus hochqualifizierten, zum Teil international tätigen Professionalisten zusammen. Zusätzlich werden regelmäßig renommierte Gastvortragende aus den einschlägigen Fachbereichen zu Seminaren und Workshops eingeladen. Zu den Unterrichtsräumen des Instituts gehören auch 12 Studios bzw. Workstations für Aufnahme, Schnitt und Post Production, Musikproduktion, Live-Elektronik und Video sowie Aufnahmeräume. Dem Institut angegliedert sind der "Lehrgang für Computermusik und elektronische Medien", ferner der Vorbereitungslehrgang sowie die postgradualen Lehrgänge "Komposition", "Elektroakustische Komposition" und "Medienkomposition".

www.derton.at