Ist die Trennung von IGP und Konzertfach in der Ausbildung heute noch zeitgemäß?

Mag. Bahram Pietsch

 

Seit vielen Jahren gibt es in Österreich eine Dreiteilung in der Musikausbildung: Schulmusik- Instrumental&Gesangspädagogik- Konzertfachstudium. Bis vor etwa 20 Jahren hatte so eine Trennung durchaus ihre Berechtigung, sind doch die Aufgaben eines Musiklehrers an einem Gymnasium/Pflichtschule und die Arbeit eines Musikers im Orchester oder Kammermusikensemble doch grundlegend verschieden. Der Instrumentallehrer an einer Musikschule liegt zwischen diesen beiden Tätigkeitsfeldern, als Leiter eines Schulorchesters hat er eine Gruppe von Kindern/Jugendlichen, die von der Gruppengröße durchaus eine Klasse sein könnte, andererseits muss er im Instrumentalunterricht Kinder zu passablen Musikern erziehen bzw. hochtalentierte Schüler und Schülerinnen auf ein mögliches Musikstudium vorbereiten. Daneben fungiert er als kulturelle Institution in der Umgebung seiner Schule und ist im besten Falle musikalisch selber noch aktiv.

Seit der Ostöffnung gibt es in Österreich eine zunehmend steigende Anzahl an Musikstudenten, die nach Ende ihres Studiums auch ihren Lebensunterhalt mit ihrem erlernten Beruf bestreiten wollen. Viele ausländische Studenten kehren nach Abschluss ihres Studiums nicht in ihre Heimatländer zurück, sondern versuchen in Mitteleuropa eine Anstellung zu finden. Aufgrund von Einsparungen wurden in den letzten Jahren die fixen Orchesterstellen in Mitteleuropa weniger, um die wenigen Stellen bewirbt sich eine große Zahl an MusikerInnen. Gleichzeitig hat sich das Musikschulwesen in einigen Bundesländern (z.B. Oberösterreich und Tirol) in ein Landesmusikschulwerk gewandelt, wo Lehrer fix angestellt und versichert sind und von ihrem Beruf (volle Stelle) leben können. Viele (teils unfreiwillig) freischaffende Musiker versuchen deswegen zumindest einige Stunden an einer Musikschule zu bekommen, um krankenversichert zu sein und ihre Fixkosten decken zu können. Um im Musikschulwerk unterrichten zu können, muss man allerdings ein abgeschlossenes IGP-Studium, nur bei Mangel an qualifizierten Lehrern wird auch Konzertfachabsolventen die Stelle gegeben, allerdings in einer schlechteren Besoldungsklasse. Da fixe Anstellungen immer weniger werden, sind viele Musiker angewiesen sowohl als freischaffende Musiker zu spielen, als auch als Lehrer zu unterrichten, manche Musiker streben diesen Weg auch von Anfang an. Deswegen stelle ich mir die Frage, ob es heute noch sinnvoll ist, dass man das Studium in IGP und Konzertfach teilt, da dies dem tatsächlichen Leben eines Musikers nicht entspricht. Die wenigsten Musiker werden nur Lehrer oder nur Musiker. Ich bin dabei noch zu keinem abschließenden Urteil gekommen, da dies in Wirklichkeit eine ziemlich heikle Affäre ist.