Prozessbericht

Um mit dem Projekt pünktlich am 1.3.2015 beginnen zu können, mussten viele Vorarbeiten an den beiden Schulen und an der Universität für Musik und darstellende Kunst (mdw)  erledigt werden. Da Schulbeginn und Semesterbeginn der mdw zeitlich um einen Monat auseinander liegen, konnten  wir erst im Laufe des Oktober mit Studierenden und Lehrenden die Vorbereitungen für die Lehrpraxisgruppen organisieren.

Die Lehrpraxis (LP) ist eine Lehrveranstaltung, in der Studierende unter Aufsicht eines / einer Lehrenden Kinder und Jugendliche unterrichten, sei es im Einzelunterricht oder auch im Gruppenunterricht.

Das heißt, die Vorbereitungsphase hat im Rahmen einer Lehrveranstaltung stattgefunden. Der Unterricht in der VS bzw. NMS war sowohl für Lehrende als auch für Studierende etwas Neues und konnte in dieser Form nur durch die hohe Bereitschaft der Lehrenden durchgeführt werden.

Nach vielen Telefonaten, Terminvereinbarungen und Dank der großen Unterstützung durch die beiden Direktorinnen der VS und der NMS war es dann endlich soweit. Studierende und Lehrende gingen in die Schulen und stellten anhand von Workshops und kleinen Konzerten ihre Instrumente vor. Die Begeisterung der Kinder war natürlich groß und viele Kinder meldeten ihr Interesse zum Unterricht an.

Als besondere Komplikation stellte sich der wechselweise Nachmittagsunterricht an der NMS heraus. Viele Kinder waren und sind durch diesen Unterricht zeitlich begrenzt und können daher nicht am Instrumentalunterricht teilnehmen bzw. das Instrument lernen, das sie gerne möchten.

Die Erstellung des Stundenplanes war eine eigene Herausforderung, da nur sehr eingeschränkt geeignete Räume für den instrumentalen Gruppenunterricht zur Verfügung stehen. Außerdem stehen diese Zeiten nicht immer im Einklang mit den Unterrichtszeiten unserer Lehrenden bzw. den verfügbaren Zeiten unserer Studierenden.

Trotz der schwierigen Situation ist es uns gelungen, für alle 10 Gruppen eine brauchbare Lösung zu finden.

Um mit dem Unterricht beginnen zu können, haben wir von verschiedenen Seiten (privat, mdw, Blasmusik) Instrumente ausgeborgt. Hervorheben möchte ich die Initiative einiger Lehrender, die aus ihrem Privatbesitz bzw. aus ihrem privaten Umfeld Instrumente zur Verfügung gestellt haben! Diese Instrumente wurden nur im Unterricht mit den Studierenden verwendet und dann in einem Schrank aufbewahrt. Das mit nach Hause nehmen der Instrumente zum Üben wäre natürlich notwendig und wünschenswert, war aber aus versicherungstechnischer Sicht nicht möglich.

Da wir aus Erfahrung wissen, dass bei einigen Kindern nach kurzer Zeit die Begeisterung nachlässt und sie daher mit dem Unterricht aufhören, haben wir uns entschlossen, dort, wo es notwendig war, mit größeren Gruppen zu beginnen. Nach und nach haben sich dann die Gruppen auf die Größe von 3 bis 4 Kindern eingependelt.

Die ersten beiden Feedbackrunden im November mit allen beteiligten Lehrenden hat Aufschluss über die vielen organisatorischen und schultypischen Probleme gegeben.

 

Folgender Instrumentalunterricht wird angeboten:

Oboe,  Klarinette, Fagott, Saxophon, Trompete, Horn, Blockflöte, Schlaginstrumente und Chor

Der Unterricht findet ein Mal pro Woche statt. Studierende haben auch in den Semesterferien im Februar den Unterricht größtenteils gehalten.

Die einsemestrige Vorlaufzeit war auch deswegen notwendig, da die Kinder wenigstens Grundkenntnisse und elementare Fertigkeiten am Instrument haben sollen, damit überhaupt mit dem Spielen von Liedern begonnen werden kann. Weiters müssen der Altersunterschied der Kinder sowie die unterschiedlich schwierigen Anfangshürden der Blasinstrumente berücksichtigt werden.

 

Am 12.3.2015 veranstalteten wir den offiziellen Beginn unseres Projekts "Musik ohne Grenzen".

Der Turnsaal der VS Kleistgasse war zum Bersten voll. Eltern, Kinder, Lehrende, Studierende und Gäste, die unserer Einladung gefolgt sind, lauschten den ersten musikalischen Beiträgen der Instrumentalgruppen. Der Projektleiter und die wissenschaftliche Leiterin versuchten in kurzen Beiträgen das Projekt zu erklären und insbesondere den Eltern ihre wichtige Rolle klar zu machen. Damit diese Veranstaltung erfolgreich über die Bühne gehen konnte, wurden Elternbriefe geschrieben, Plakate gemacht und intensive Gespräche mit den Kindern geführt.

Leider haben Vertreter der Schulbehörde und der Politik trotz persönlicher Einladungen wegen Terminkollisionen an der Kickoff Veranstaltung nicht teilgenommen. Programm als Beilage.

 

Am Donnerstag, den 26.3. 2015 veranstalteten wir für die teilnehmenden Studierenden und Lehrenden einen Vortrag/Workshop zum Thema „Interkulturelle Herausforderungen im Schulbereich“. Vortragende war Frau Dr. Susanne Binder von der Universität Wien

Diese Veranstaltung diente dem Zweck der Vorbereitung im Umgang mit Kindern mit Migrationshintergrund. Da unsere Studierenden vorwiegend aus den Bundesländern kommen, sind sie mit der Thematik der multikulturellen Klassen nicht wirklich vertraut. In den Bundesländern gibt es noch Schulen, in denen Kinder mit Migrationshintergrund eine verschwindende Minderheit sind.

Am Schulcampus Landstraße beträgt der Ausländeranteil ca. 90%. Der Instrumentalunterricht mit Kindern aus verschiedenen Herkunftsländern stellt doch eine große Herausforderung für unsere Studierenden und Lehrenden dar.

Durch die mehrwöchige, vorangegangene Vorbereitungsphase, in der alle organisatorischen Probleme groß teils gelöst wurden, konnten der Instrumentalunterricht und die wissenschaftliche Arbeit nahtlos in das Projekt einfließen.

 

Inzwischen verfügen wir über die notwendigen Instrumente, die wir dank der großzügigen Budgetzuteilung erwerben konnten. Diese Instrumente sind auch durch die mdw versichert und dürfen daher auch den Kindern mit nach Hause gegeben werden, falls dies von den Eltern erlaubt wird. Leider gibt es auch Eltern, die ihren Kindern das Spielen eines Instrumentes nicht erlauben. Manche Kinder dürfen das Instrument nicht mit nach Hause nehmen.

Da am Projekt erfreulicherweise mehr "Instrumente" teilnehmen, als im Antrag vorgesehen, haben wir auch die Möglichkeit der budgetschonenden Entlehnung von Instrumenten genützt. Einige Blechblasinstrumente konnten durch persönliche Vermittlung eines Lehrenden zu einem geringen Entgelt gemietet werden.

Aus Rückmeldungen von Lehrenden und Studierenden wissen wir bereits, dass Kinder oft nicht zum Unterricht erscheinen, wenn sie z.B. früher aus haben. Da es an der NMS keine Betreuung gibt, werden die Kinder nach Hause geschickt und der Instrumentalunterricht kann nicht stattfinden, obwohl die Instrumentallehrenden in der Schule sind. In der VS funktioniert der regelmäßige Unterricht besser. Wir versuchen nun mit den Lehrkräften der NMS dieses Problem zu lösen.