RAUM FÜR FANNY HENSEL

Veranstaltungsreihe zum 210. Geburtstag

Als Ende der 1990er Jahre die mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien den Campus am Anton von Webern Platz 1 im dritten Wiener Gemeindebezirk bezog, wurde einer der neuen Konzertsäle der Komponistin Fanny Hensel gewidmet und trug seither den Namen Fanny-Hensel-Mendelssohn-Saal.

Wer die Biographie Hensels kennt, weiß, dass sie diesen Namen so nie geführt hat: Geboren wurde sie unter dem Namen Fanny Zippora Mendelssohn. Bei der Taufe der Zehnjährigen wurde Zippora durch Cäcilia ersetzt, und die Familie nahm später (zusätzlich zu Mendelssohn) den weniger jüdisch klingenden Nachnamen Bartholdy an. Fanny Cäcilia Mendelssohn Bartholdy führte nach ihrer Hochzeit 1829 mit dem preußischen Hofmaler Wilhelm Hensel dessen Nachnamen und ergänzte ihren Ehenamen Fanny Hensel um „geb. Mendelssohn Bartholdy“, als sie beispielsweise ihr Opus 1 im Druck veröffentlichte. Der 210. Geburtstag der Komponistin am 14 November 2015 bietet die Gelegenheit, ihr ein besonderes Geschenk zu machen: Der bislang als Fanny-Hensel-Mendelssohn-Saal bekannte Spielort wird historisch korrekt in Fanny Hensel-Saal umbenannt.

Damit sich dieser Name auch im Bewusstsein der Öffentlichkeit verstetigt, veranstaltet die Plattform Gender_mdw mit Unterstützung von Vizerektorin Ulrike Sych, der Koordinationsstelle für Frauenförderung und Gender Studies und dem Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen eine einjährige Veranstaltungsreihe, die am 209. Geburtstag der Komponistin beginnt. Ihr Motto „Raum für Fanny Hensel“ spielt einerseits auf die neue Bezeichnung des Konzertsaales an; andererseits soll deutlich werden, dass Räume kulturellen Handelns erst dadurch entstehen, dass Menschen mit- und füreinander musizieren oder in anderer Weise dafür sorgen, dass Musik gespielt und gehört werden kann.

Die Reihe umfasst insgesamt fünf Veranstaltungen: Zwei moderierte Konzerte zeichnen jene historischen Orte und kulturellen Räume nach, in denen sich Fanny Hensel künstlerisch verwirklichen konnte. Hier wären an erster Stelle der Garten sowie der Gartensaal und die Räumlichkeiten ihrer Mutter Lea in der Leipzigerstraße 3 in Berlin als Aufführungsorte zu nennen, denen das Konzert am 20. Mai 2014 gewidmet ist. Im Zentrum stehen Fanny Hensels Gartenlieder und ihre „Cantate nach Aufhören der Cholera nach 1831“.

Jene Räume, die sich Fanny Hensel durch die künstlerische Zusammenarbeit mit ihrem Ehemann nicht nur in Berlin, sondern auch auf einer einjährigen Italienreise 1839/40 eröffneten, werden am 14. Januar 2015 (Wiederaufführung am 24. März 2015  im Schlosstheater Schönbrunn) nachzuvollziehen sein. Das selten komplett dargebotene „Reise-Album“ (MA Ms. 163) wird bei dieser Gelegenheit ebenso aufgeführt wie die dramatische Szene „Hero und Leander“ nach der originalen Klavierfassung, die auch im Furore Verlag Kassel im Druck erscheinen wird. Diese beiden Veranstaltungen sollen Fanny Hensels Saal mit ihrer Musik füllen.

Mit dem Konzert am  25. März 2015 wird das Wirken der weiblichen Familienmitglieder in Berlin und Wien gewürdigt: Lea Mendelssohn stammte aus einer Familie, in der die Musikausbildung der Töchter einen hohen Stellenwert besaß; zwei ihrer Tanten – Fanny Arnstein und Cäcilie Eskeles – verheirateten sich nach Wien und führten hier die familiäre Tradition der Musikpflege fort. An sie und ihre Schwestern Sara Levy und Bella Salomon, die Mutter Leas, erinnert die renommierte Fanny Hensel-Forscherin Cornelia Bartsch (Basel/Hamburg), die das Konzert kuratieren und moderieren wird.

Den großen Rahmen um diese Konzerte bildet jedoch ein Kompositionswettbewerb für Studierende aller Musikuniversitäten in Österreich. Ausgelobt wird er am 14. November 2014  im Rahmen eines Festvortrags mit Live-Musikbeispielen. Das Finale, der in zwei Runden durchgeführten Konkurrenz, findet genau ein Jahr später am 210. Geburtstag der Komponistin als Matinee statt.
 

Andrea Ellmeier (Koordinationsstelle für Frauenförderung und Gender Studies)
Angelika Silberbauer (Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen)
Annegret Huber (Plattform Gender_mdw, Institut für Analyse, Theorie und Geschichte der Musik)

 

 

14. November 2014 – 17.00

Kompositorisches Experimentallabor I

14. Jänner 2015 – 18.30

Szenen einer Ehe

24. März 2015 - 19.00
Wiederaufführung der Szenen einer Ehe

25. März 2015 – 18.30
Musikräume in Berlin – Wien

20. Mai 2015 – 18.30
„Im Freien“ & im Wohnzimmer

14. November 2015 – 11.00
Kompositorisches Experimentallabor II – Fanny Hensel Kompositionspreis