KULTURPOLITIK:

 

Die kulturpolitische Forschung fokussiert auf die Arbeitsbedingungen von Künstler:innenarbeit, kulturelle Teilhabe, sowie Machtstrukturen, die Ressourcenverteilung und soziale Beziehungen und Implikationen bezogen auf Demokratie im Kulturbereich. In kulturpolitischen Debatten, sei es über Finanzierungsmodelle oder Kriterien für die Vergabe von Stipendien oder Preisen, geht es schlussendlich immer auch um grundlegende Fragen der Gerechtigkeit, Gleichheit, Diversität, Inklusion/Exklusion und der künstlerischen Freiheit.
 

In unserer Forschung nehmen wir eine transdisziplinäre Perspektive auf verschiedene Facetten der Kulturpolitik ein. Wir untersuchen soziokulturelle, wirtschaftliche und politische Bedingungen und Auswirkungen kulturpolitischer Strategien, z. B. wie die Kulturpolitik die Arbeitsbedingungen von Künstler:innen oder den Zugang zu kulturellen Angeboten gestaltet, und wie sie das soziale und kulturelle Leben im Allgemeinen prägt. Unsere Forschung konzentriert sich insbesondere auf die Bedeutung kulturpolitischer Maßnahmen zur Gewährleistung einer gerechten Verteilung von Ressourcen und Chancen für Künstler:innen, Kulturmanager:innen und andere im Kulturbereich tätige Personen. Solche Maßnahmen (z. B. gerechte Entlohnung) sind besonders wichtig, um die Arbeitsbedingungen in Kunst und Kultur zu verbessern und die Vielfalt kultureller und sozialer Werte zu fördern, die Künstler:innen mit unterschiedlichem Hintergrund und in verschiedenen Kunstformen schaffen.
 

Ein weiterer Schwerpunkt unserer Forschung ist die Beziehung zwischen Kulturpolitik und Globalisierung. Wir interessieren uns insbesondere dafür, wie kulturpolitische Normen und Modelle transnational verbreitet werden, wie sie in globalen kulturellen Aktivitäten und im Austausch neu konfiguriert oder übersetzt werden, wie unterschiedliche kulturpolitische Werte und Praktiken in unterschiedlichen Teilen der Welt interagieren, und wie sie zur (Um-)Gestaltung (globaler) kultureller Regimes beitragen. In diesem Zusammenhang untersuchen wir auch, welche Rolle internationale Organisationen wie die UNESCO in Bezug auf die Kulturpolitik spielen.
 

Darüber hinaus sind Fragen der sozialen Ungleichheit, der globalen Asymmetrien in der Mobilität von Künstler:innen und der (Un-)Möglichkeit der Teilnahme an verschiedenen Kunstwelten und kulturellen Praktiken im Fokus unserer Untersuchungen. Wir nehmen eine intersektionale Perspektive ein und befassen uns mit Fragen der Vielfalt und (Un-)Gleichheit unter Künstler:innen und dem Publikum mit Migrationshintergrund in Bezug auf ihr Geschlecht, ihre Klasse, Ethnizität/“race“, Staatsbürgerschaft, ihr Alter und ihre Sexualität. Genauer gesagt untersuchen wir Fragen wie etwa die, was Künstler:innen dazu motiviert (oder zwingt), ihre Herkunftsländer zu verlassen und ihr Leben anderswo fortzusetzen, wie sie und ihre Kunstwerke wahrgenommen werden, und wie ihre Lebensbedingungen aussehen. Ein weiterer Schwerpunkt unserer Forschung ist das Zusammenspiel von Kulturpolitik und Gleichstellungspolitik oder Jugendpolitik sowie von Governance-Systemen und verschiedenen kulturpolitischen Maßnahmen.
 

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Untersuchung der (historischen oder gegenwärtigen) Kulturpolitik autoritärer Regime, der totalitären Propaganda und der Angriffe auf und Bedrohungen der künstlerischen Freiheit. Ebenso interessieren wir uns für Initiativen an der Schnittstelle von Kulturpolitik und dem Schutz von Menschenrechten, etwa in Form von Förderungs- und Schutzprogrammen für Künstler:innen, die wegen ihrer künstlerische Aktivitäten verfolgt werden. Beide Schwerpunktbereiche sind durch das theoretische und praktische Interesse an der Möglichkeit einer emanzipatorischen und inklusiven Kulturpolitik motiviert.
 

Zweifelsohne spiegeln die kulturpolitischen Tendenzen und Phänomene die Komplexität unserer gesamten Gesellschaft wider. Kulturpolitik wird durch Interaktionen und Kämpfe zwischen Akteur:innen mit unterschiedlichen Interessen und Zielen (z.B. von Regierungen über Künstler:innen, zivile Akteur:innen, Wirtschaftssektoren usw.) bestimmt, und die Folgen dieser Politik sind in weiten Teilen einer Gesellschaft spürbar. Um diese komplexen Zusammenhänge zu untersuchen, bringt unsere Forschung verschiedene disziplinäre Ansätze aus den Kulturwissenschaften, den Cultural Institutions Studies, der Kulturmanagementforschung und der Kulturwirtschaft zusammen. Damit wollen wir eine evidenzbasierte Evaluation über kulturpolitische und sozioökonomische Zusammenhänge ermöglichen und uns an den Bemühungen beteiligen, sozialen Ungleichheiten im Kunst- und Kulturbereich entgegenzuwirken.
 

Beteiligte Forscherinnen:

Lisa Gaupp

Tatjana Nikolić

Andrea Glauser

Seo Young Cho