MACHT & UNGLEICHHEIT:

 

Viel Aufmerksamkeit im öffentlichen Diskurs konzentriert sich darauf, dass wir in Zeiten leben, in denen radikale globale Ungleichheiten unvermindert fortbestehen. Auch im kulturellen Feld sind Machtasymmetrien auf Basis von Diskriminierung, Sexismus, Rassismus, Klassismus, Ableismus etc. stärker und deutlicher geworden. In unserem transversalen Forschungsschwerpunkt "Macht & Ungleichheit" gehen wir aus interdisziplinärer Perspektive der Frage nach, wie Machtstrukturen und soziale Ungleichheiten in der Gesellschaft im Allgemeinen und in kulturellen Feldern im Besonderen (re‑)produziert werden, sowohl durch Rahmenbedingungen und Infrastrukturen als auch durch die Akteur:innen, die innerhalb dieser Strukturen interagieren. Wir beschäftigen uns insbesondere mit den gesellschaftlichen Kontexten und Transformationsprozessen, die durch Globalisierung, Migration und Digitalisierung entstehen.
 

Wir verstehen Macht- und Ungleichheitsdynamiken als inhärent miteinander verwoben, wobei mächtigere Akteur:innen Diskurse in der Kunst gestalten können und als Gatekeeper den Zugang zu Ressourcen für die weniger Mächtigen beschränken, was zu sozialen Ungleichheiten führt und/oder diese reproduziert. Wir konzentrieren uns auch auf Konzepte wie Partizipation, Repräsentation, Zugang, Diversität, Gleichheit/Gleichberechtigung und Inklusion sowie auf Bemühungen, Machtasymmetrien zu überwinden. Dazu gehören unter anderem Bestrebungen, hegemoniale Narrative und Praktiken durch antirassistische, dekoloniale, feministische und transkulturelle Ansätze zu dekonstruieren.
 

Wir untersuchen ein breites Spektrum von Macht- und Ungleichheitsformen. So befassen wir uns beispielsweise mit einigen der komplexen Auswirkungen stereotyper Darstellungen und Diskriminierungen, mit Prozessen, wie die Legitimität einer Kunstform hergestellt bzw. andere Formen delegitimiert werden, wie künstlerische Werke bewertet werden, wie Künstler:innen beispielsweise nach ihrem demografischen und sozioökonomischen Hintergrund unterschiedlich behandelt werden, und wie Kunstgeschmack geformt wird. Wir untersuchen auch die vorherrschenden meritokratischen Narrative in kulturellen Arbeitsmärkten und wie sie sich auf die Karrieren von Musiker:innen und anderen Künstler:innen auswirken.
 

Darüber hinaus beziehen sich die in unserer Forschung aufgeworfenen Fragen auf etablierte Regeln und Konventionen im Kulturbereich, auf kulturpolitische Rahmenbedingungen sowie auf Muster der Mobilität (inklusive der erzwungenen Migration) in Bezug auf verschiedene Bereiche der Kunst- und der Kulturproduktion. In unserer Forschung setzen wir uns auch mit der Kritik an neokolonialen Strukturen und Rassismus auseinander. Aspekte der Standardisierung, Institutionalisierung, Kanonisierung und Bewertung werden zum Beispiel durch die Analyse von Machtdynamiken im Zusammenhang mit Kategorien wie Geschlecht, Klasse, Alter, "race", Ethnizität, Staatsbürgerschaft und Sexualität sowie deren Überschneidungen untersucht. Insbesondere die Auseinandersetzung mit dem intersektionalen Charakter von Machtdynamiken ist ein wichtiger Schritt, um die Komplexität spezifischer Formen von Diskriminierung zu erkennen und individuell unterschiedliche Handlungsfähigkeiten zu verstehen.
 

Insgesamt halten wir es für entscheidend zu berücksichtigen, dass diese Machtverhältnisse oft eine globale Dimension haben. In unserem Forschungsschwerpunkt "Macht & Ungleichheit" reflektieren wir diese komplexen Konstellationen aus unterschiedlichen Perspektiven im Lichte gesellschaftlicher Transformationsprozesse.
 

Beteiligte Forscherinnen:

Lisa Gaupp

Tatjana Nikolić

Andrea Glauser

Seo Young Cho

Dagmar Abfalter