Do, 15:00

Doris Ingrisch  Institut für Kulturmanagement und Gender Studies, mdw

Freund_innenschaft des Seins. Das Nicht-Müssen der Muße ganz im Sinne der Musen

Ein Thema wie das der Muße und der Musen mutet auf den ersten Blick vielleicht unzeitgemäß an. Und was soll das überhaupt mit Gender Studies zu tun haben? Macht es Sinn, mir darüber Gedanken zu machen? Wir müssen doch, und besonders jetzt, so viel anderes tun, uns mit so viel anderem auseinandersetzen… Wenn wir die Welt und ihre Phänomene nicht nach gängigen Mustern wahrnehmen und gestalten wollen, nicht schon von vornherein wissen wollen, was richtig und falsch ist, wenn wir nicht den Zeitgeist affirmierend in vorgefertigten Floskeln kommunizieren wollen, brauchen wir neue Vorstellungen von dem was möglich ist. Dazu braucht es neue Haltungen, neue Gedanken, nicht zuletzt zur Lebenskunst. Es braucht neue Lebens- und Arbeitsformen, um den „Schrecken von Anthropozän und Kapitalozän“, wie Donna Haraway (2018) es nennt, zu begegnen. Eines der neuen Elemente in diesem Ensemble wird eine veränderte Beziehung zu Zeit, Raum und zu uns selbst sein. Vielleicht trägt ein Nachdenken über die Muße dazu bei, sie zu begreifen. „Allein in der Tiefe des Seins tut sich ein Raum auf, wo alle Dinge sich anschmiegen und miteinander kommunizieren. Gerade diese Freundschaft des Seins lässt die Welt duften,“ so Byung Chul Han (2017, 51)

Doris Ingrisch, Univ-Doz.in Dr.in ist Kulturwissenschafterin und Gastprofessorin am Institut für Kulturmanagement und Gender Studies der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Ihre Forschungsprojekte und Publikationen umfassen die Bereiche Gender sowie Cultural Studies mit derzeitigem Schwerpunkt Kunst und Wissenschaft im Dialog, Wissenschaft, Kunst und Gender, Wissenschaftsgeschichte, Exil/ Emigrationsforschung sowie Qualitative und Experimentelle Methoden/ arts based research.