Fr 29. April 2022

12:30-13:30

Luki Schmitz  Institut für Soziologie, Universität Frankfurt

 

Beziehungsweise Commoning – die Normativität von situiertem Wissen

 

Die Verhältnisse sind ein Eisberg! Ein kleiner Teil schwimmt sichtbar über der Wasseroberfläche, der viel größere Teil liegt unter der Wasseroberfläche, trägt den oberen Teil, ist jedoch weitestgehend unsichtbar. Feministische Perspektiven weisen kontinuierlich darauf hin, dass die unbezahlte Hausarbeit, prekäre Pflege- und Care-Arbeit, Ehrenamt, kreativ künstlerische Arbeit quasi Unterwasser passiert: monetär abgewertet, als nicht produktiv markiert oder naturalisiert. Doch was für Perspektiven finden sich, wenn wir metaphorisch hinabtauchen? Welches situierte Wissen, welche Praktiken? An welchen Normen orientierten sich diese beziehungsorientierten Lebensformen? Commoning kann dafür ein interessanter Ansatz sein, denn darin wird erstens der normative Anspruch formuliert die Bedürfnisse aller zu berücksichtigen und zu befriedigen. Zweitens ist die Artikulation der Bedürfnisse in der sozial und kontextuell situierten Form, selbst Teil des Commoning. Daraus folgt eine Vielheit, die das Potential einer Grenzverschiebung hat. Es bilden sich andere normative Orientierungspunkte, andere Grenzen des normativ Legitimen. Dabei gilt es nicht darum (strukturelle) Unterschiede zu übersehen, vielmehr gilt es aus diesen heraus Empowerment zu gewinnen, ähnlich einer „Gemeinschaft der Ungewählten“ (Hark). Was bedeutet dies für künstlerische Formen? Wer schreibt, wer wird gehört, welche Perspektiven fehlen und inwiefern kann Kunst selbst Commoning sein und werden?

 

Luki Schmitz, MA Soziologie, arbeitet am Institut für Soziologie der Goethe Universität Frankfurt am Main. Arbeitsschwerpunkte: alternative Ökonomie, transformative Beziehungsweisen, feministische Theorien, Kritische Theorie, immanente Kritik. Publikationen u.a.:
• Schmitz, Luki (2021), Commoning als Rhizom denken – Normative Orientierungspunkte für gutes Leben. In: Gender. Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft. 2021(2), 64-79.
https://doi.org/10.3224/gender.v13i2.05.
• Schmitz, Luki/Blättel-Mink, Birgit/Mayer, Patrick (2021, Hrsg.), Von Rätseln, Widersprüchen und Reflexionsblockaden. Auseinandersetzungen mit Ansätzen der Kritischen Theorie für eine reflexiv-empirische Sozialforschung. https://doi.org/10.5281/zenodo.5347947.
• Schmitz, Luki S. (2019), Commons als konkrete feministische Utopie? Zur Diskussion des Begehrens feministischer Utopien in neo-liberalen Strukturen. In: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 28(1), 59-72.