(Un)sichtbar systemrelevant. Geschlecht, Kunst und Politik in der Krise
Eine Studierendeninitiative von Tanja Süss, Dagmar Tröstler und Nedim Kapic unter der Projektleitung von Evelyn Annuß
gefördert durch den Gender/Queer/Diversität Call_mdw 2020
Vorträge und Dialog
15. Oktober 2021 | 11:00–17:00
mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Bankettsaal
Anton-von-Webern-Platz 1, 1030 Wien
Anmeldung erforderlich unter: unsichtbarsystemrelevant@gmail.com
In Krisenzeiten werden in besonderer Intensität gesellschaftliche Missstände sichtbar. Als feministische Studierendeninitiative mit Interesse an dem Verhältnis von Kulturbetrieb, Geschlechterordnung und Ungleichheitsstrukturen wollen wir Geschehenes und Veränderungen während der vergangenen Monate
und das Thema Systemrelevanz und (Un)sichtbarkeit untersuchen. Welche politische Funktion haben derartige Bezeichnungen? Welche Bevölkerungsgruppen wurden im gegenwärtigen Diskurs nicht angesprochen oder gar ausgeschlossen? Was sind die geschlechterspezifischen Implikationen und auf welche Weise lassen sie sich intersektional betrachten? Auf welche Weise sind die von der Politik in der Krise gewählten Maßnahmen, die einem “One-fits-All”-Modell entsprechen, eine Simplifikation von Realitäten die wesentlich komplexer sind?
11:15 Vortrag von Laura Wiesböck
Die “Krise” als Deutungsmodell – eine kritische Betrachtung
Der Krisenbegriff nimmt einen prominenten Platz in gesellschaftlichen Selbstbeschreibungen ein. Corona-Krise, Wirtschaftskrise, Klimakrise, Demokratiekrise oder Care-Krise sind nur einige Beispiele für die dauerhafte Krisenthematisierung im wissenschaftlichen und öffentlichen Diskurs. Doch was ist eigentlich gemeint, wenn von “Krisenzeiten” gesprochen wird? Welche Funktionen erfüllt es, eine Krise auszurufen? Und wer profitiert von Krisen? Diese und weitere Fragen stehen im Zentrum des Vortrags. Dabei wird die Perspektive vertreten, dass gesellschaftliche Krisen weniger Ausnahmezustände mit Potenzial für Wandel sind als vielmehr systemische Konstanten.
12:15 Vortrag von Silke Felber
Who cares?
Politische Männlichkeiten in der Krise
Welche Rolle spielt Männlichkeit angesichts der Bewältigung einer Krise,
in der jede/r Politiker*in gut beraten ist, die Sorge um die anderen in
den Vordergrund zu rücken? (Wie) gelingt es politischen Männlichkeiten,
fürsorgliche Praxis in ihre Performances zu integrieren? Und lässt sich
Caring Masculinity überhaupt mit einer genuin männlich codierten
Wachstumsorientierung in Einklang bringen? Diese Fragen bilden die
Ausgangsbasis für einen Vortrag, der Ansätze der
theaterwissenschaftlichen Auftrittsforschung mit diskursanalytischen
Methoden produktiv verschränkt.
15-16:30 Gemeinsam mit Teilnehmer*innen soll im Dialog mit Interesse an dem Verhältnis von Kulturbetrieb, Geschlechterordnung und Ungleichheitsstrukturen Geschehenes und Veränderungen während der vergangenen Monate und das Thema Systemrelevanz und (Un)sichtbarkeit diskutiert werden. Wie ist der Blick in die Zukunft vor dem Hintergrund der aktuellen Situation? Wie kann die Unterbrechung der “Normalität” als transformative Kraft genutzt und aus der Krise gelernt werden?
Laura Wiesböck ist Soziologin und Publizistin und befasst sich in ihrem Vortrag für uns mit gesellschaftlichen Ungleichheitsstrukturen und Stigmatisierungen, die sich während der Pandemie verstärkt haben aber auch neu entstanden sind. Die Theaterwissenschaftlerin Silke Felber gibt medienanalytische Einblicke in die Geschlechterperformanz unterschiedlicher gesellschaftlicher Positionen während der Krise. Tanja Süss schließt kommendes Jahr ihr Musikstudium an der mdw ab. Dagmar Tröstler ist Gender Studies-Studentin an der Universität Wien und arbeitet für die theatercompany theatercombinat. Nedim Kapic studiert Politikwissenschaft an der Universität Wien. Evelyn Annuß ist seit 2019 Professorin für Gender Studies.