Do, 16:00
Iris ter Schiphorst Institut für Komposition. Elektroakustik und TonmeisterInnenausbildung, mdw
Werde Komponistin?!? Über Berufe, Rufe, Anrufungen und andere Rituale
‚Language is a virus‘ (Laurie Anderson)
In Anlehnung an Judith Butlers Konzept der ‚Anrufung‘ möchte ich den Fragen nachgehen, wann und wodurch eine Künstlerin als Komponistin ‚angerufen‘ wird, wie sich diese Anrufung verstehen lässt und welche Effekte die Vorstellungen und Zuschreibungen haben, die sich mit dem Begriff ‚Komponistin‘ verbinden.
Iris ter Schiphorsts Werkverzeichnis umfasst alle Gattungen, darunter 13 große Orchesterwerke, mehrere abendfüllende Musiktheaterwerke und diverse Filmmusiken. Ihre Kompositionen sind häufig Reaktion auf gesellschaftspolitische Themen; z.B. in »meine keine Lieder« (2015) für Stimme, Bassklarinette, Klavier/Sampler auf den Rechtsruck in Deutschland, im dokumentarischen Musiktheater »Volk unter Verdacht« (2017) über die Arbeit der Staatssicherheit in der DDR, in »Assange – Fragmente einer Unzeit« (2919) für großes Ensemble und Stimme über die Gefährdung des Individuums. Sie selbst bezeichnet ihr Komponieren als dialogisch. Immer wieder sucht sie die Zusammenarbeit mit anderen Künstler_innen, wie z.B. in »JEDER« für Solo-Kontrabassklarinette, großes Orchester, Video und Samples (2018) mit Uros Rojko als Co-Komponist. Iris ter Schiphorst erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Heidelberger Künstlerinnenpreis (2015). Seit 2013 ist sie Mitglied der Akademie der Künste Berlin, seit 2017 Mitglied an der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und seit 2015 Professorin für Medienkomposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.