g e s c h i c h t e d e s i n s t i t u t s1
Die Geschichte des Instituts für Kompositionsstudien, Ton- & Musikproduktion bzw. seiner Vorläufer – und damit die Geschichte der institutionalisierten Kompositionsausbildung in Wien – reicht bis in die Ursprünge der Wiener Musikuniversität im Jahr 1832 zurück. Bereits in der Instruction für das von der Gesellschaft der Musikfreunde des österreichischen Kaiserstaates, zu Wien gestiftete Conservatorium ist die Rede von einem „Curs der Harmonielehre, zu welchem sowohl Schüler des Instituts als auch andere hiezu geeignete Individuen zugelassen werden. Er dauert ein Jahr.“
Allmähliche Konsolidierung mit Dozenten
Mutete der Beginn dieser ersten Entwicklungsphase einer (zunächst einjährigen) Kompositionsausbildung aus heutiger Perspektive doch sehr rudimentär an, so finden sich etwa zehn Jahre später die entsprechenden Lehrinhalte in einem dann 2-jährigen Fach Harmonie- und Kompositionslehre zusammengefasst. Zu den ersten namhaften Professoren dieser Disziplin zählte ab 1852 Simon Sechter, der die männlichen Studenten unterwies, während weibliche Studierende Unterricht von seinem Assistenten Selmar Bagge erhielten (immerhin stand das Musiktheorie- und Kompositionsstudium – anders als etwa jenes für Blasinstrumente oder Kontrabass! – sowohl weiblichen als auch männlichen Studierenden offen, wenn auch das zweijährige „weibliche“ Curriculum mit der Hälfte der Ausbildungszeit das Auslangen finden musste.2
In der Mitte der 1860er Jahre bildete sich dann die Dreiteilung des Faches in Harmonielehre, Kontrapunkt und Komposition heraus – und damit eine Grundstruktur, die für viele Jahrzehnte verbindlich bleiben sollte.
Anton Bruckner – lehrte „nur“ Satztechnik ...
Einigermaßen befremdlich mag der Umstand erscheinen, dass im Laufe der Geschichte der Kompositionslehre in Wien wiederholt die Chance verspielt (bzw. bewusst gemieden) wurde, die herausragendsten Komponisten ihrer Zeit an das Haus zu binden. Im Falle von Anton Bruckner, der als Nachfolger seines Lehrers Sechter von 1869 bis 1890 die Fächer Harmonielehre, Kontrapunkt und Orgelspiel unterrichtete und in dieser Zeitspanne mehr als 170 Studierende betreute, ist immerhin zu bedenken, dass trotz seiner eigenen kompositorischen Errungenschaften (welche freilich weit über Schülerperspektiven hinausragten) satztechnische Unterrichtsinhalte enger an die kompositorische Praxis jener Zeit gebunden waren, als dies heute bei den entsprechenden Disziplinen der Fall ist. – Der Unterricht im Fach Komposition selbst wurde jedenfalls ab der Mitte der 1870er Jahre durch Richard Heuberger sowie die beiden Professoren Robert Fuchs und Hermann Grädener vertreten, welche mehr als dreißig Jahre am Haus wirkten.
[1] Dieser Abriss der Institutsgeschichte entstand auf der Basis von Recherchen durch Mag. Dr. Severin Matiasovits MA und Olja Janjuš. Wir danken dem Archiv der MDW für die Erhebung und Bereitstellung der zu Grunde liegenden Informationen.
[2] vgl.Tittel, Ernst: Die Wiener Musikhochschule. Vom Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde zur staatlichen Akademie für Musik und darstellende Kunst, Wien 1967 (= Publikationen der Wiener Musikakademie, Bd. 1), S. 27.