Erinnerungsort Ludwig van Beethoven: Theater an der Wien
Laufzeit: 2018–2020
Projektleitung: Melanie Unseld
Projektmitarbeiterin: Julia Ackermann
Kooperationspartner: Theater an der Wien
Finanzierung: Stadt Wien/MA 7
2020 wird weltweit der 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens gefeiert. Das Forschungsprojekt Erinnerungsort Beethoven. Theater an der Wien nimmt – als Korrektiv zu einem „Gedenken ohne Gedanken“ – das Jubiläum zum Anlass, den Blick vom „Heroen“ Beethoven abzuwenden und auf die ihn begleitende Erinnerungskultur zu lenken. Dabei rückt das Theater an der Wien in den Fokus, wo Beethoven 1803–1805 wohnte, arbeitete und u.a. den Fidelio komponierte. Das Theater wird dabei als Erinnerungsort im Sinne Pierre Noras verstanden und in seinen materialen, sozialen und mentalen Dimensionen ausgeleuchtet. Beethoven bildet somit zwar den Ausgangspunkt des Forschungsinteresses, nicht aber dessen Zentrum. Vielmehr gilt es unter der Perspektive des musikkulturellen Handelns das Theater als sozialen Raum zu verstehen und damit auch andere Akteurinnen und Akteure, ihre Netzwerke und Handlungsspielräume einzubeziehen. Dabei zeigt sich, dass am Theater an der Wien ganz eigene Bedingungen herrschten, die durch eine Verortung dieses Vorstadttheaters innerhalb der Wiener Kulturszene klarer werden. Eine detaillierte Analyse des Repertoires dieser Zeit erlaubt zudem eine Re-Kontextualisierung des Fidelio, wodurch das Fiasko der Uraufführung 1805 in neuem Licht erscheint.
Im Sinne der Erinnerungsforschung richtet sich das Interesse nicht nur auf das Theater an der Wien als historischen Ort, sondern auch auf dessen Funktion in der Erinnerungskultur der Gegenwart. Noch heute spielt das Theater eine zentrale Rolle im Wiener Kulturleben und begeht das Beethoven-Gedenkjahr mit einem eigenen „Beethovenfest“ und einer Neuproduktion des Fidelio. Was sagen die verschiedenen Events zum Beethoven-Jubiläumsjahr über die sich erinnernde Gesellschaft aus? Wie manifestiert sich das kollektive Gedächtnis in diesen erinnerungskulturellen Handlungen?
Aktuelles
BEETHOVEN|AN|der Wien|DENKEN
Ausstellung von Februar bis Mai 2020 im Theater an der Wien
– Verlängerung aufgrund der aktuellen Situation bis Ende 2020
Ausstellungseröffnung:
Montag, 17. Februar 2020, 17.30 Uhr
Ort: Theater an der Wien, Linke Wienzeile 6, 1060 Wien
Anmeldung bis 14.2. an musikwissenschaft@mdw.ac.at erforderlich.
Ludwig van Beethoven lebte und arbeitete am Theater an der Wien. Er komponierte für dieses Haus seine Oper Fidelio, die 1805 dort ihre erste Aufführung erlebte. Am gleichen Ort fanden wichtige Akademien mit seinen Werken statt. Eingebunden in die alltäglichen Arbeitsabläufe am Theater, war Beethoven Teil jenes weitverzweigten Wiener Netzwerks von Personen, die das Theater an der Wien förderten und leiteten, am Theater arbeiteten und auch in den Jahren militärischer Unruhen und politischer Umwälzungen mit dem Theater verbunden waren.
Trotz dieser historischen Fakten spielt das Theater an der Wien in der an sich regen Erinnerungskultur rund um Beethoven eine nur marginale Rolle. Wie kommt es dazu? (Warum) passt das Theater nicht in die Erinnerungskultur um Beethoven? Die Ausstellung befasst sich mit den Lebensumständen und Arbeitsbedingungen am Theater an der Wien um 1805 und geht der Frage nach, warum das Theater nicht zum Erinnerungsort wurde. Welche Rolle spielt dabei die Uraufführung des Fidelio? Und wie hängt die Arbeitsform Theater um 1800 mit den Bedingungen der Erinnerungskultur zusammen?
Die Ausstellung wurde im Rahmen des Forschungsprojekts „Erinnerungsort Beethoven: Theater an der Wien“ (Leitung: Melanie Unseld, wissenschaftliche Mitarbeit: Julia Ackermann) konzipiert. Beteiligt waren PhD-Studierende der mdw: Alexander Fischerauer, Constanze Marie Köhn, Clemens Kreutzfeldt, Hannah Lindmaier, Roman Synakewicz und Akiko Yamada.
Das Begleitbuch zur Ausstellung ist im Böhlau Verlag erschienen.