Interpretationsforschung
Die Interpretationsforschung ist jener Bereich der (historischen) Musikwissenschaft, der sich mit der musikalischen Aufführung im Sinne des konkreten klanglichen Produzierens von Musik auseinandersetzt. Charakteristisch für die musikwissenschaftliche Interpretationsforschung ist ihr in zweierlei Hinsicht transdisziplinärer Zuschnitt. Zum einen unterhält sie Beziehungen zu angrenzenden bzw. überlappenden Forschungsfeldern wie den kulturwissenschaftlichen performance studies, der historischen Hörforschung, den sound studies und der Mediengeschichte. Zum anderen ist im Rahmen der Interpretationsforschung teilweise eine Auflösung der Grenzen zwischen den Teilgebieten der Musikwissenschaft, d.h. zwischen historischem Zweig, Musikethnologie, Popularmusikforschung und systematischer Musikwissenschaft, zu beobachten.
Im Schwerpunkt wird ein besonderer Akzent auf die historische Interpretationsforschung respektive Aufführungsgeschichte gelegt. Ausgangspunkt ist dabei das Verständnis von musikalischer Interpretation als genuin historischem Gegenstand. Es werden also die Praxis des Aufführens von Musik, die damit verbundenen Diskurse, Vorstellungen und dazu entwickelten Theorien als Erscheinungen in den Blick genommen, die permanentem Wandel bzw. Veränderungsprozessen unterliegen. Zentral ist dabei, dass stets auf die Musik als real erklingendes bzw. zum Erklingen gebrachtes Phänomen abgezielt wird. Zugleich erfordert die umfassende historiographische Behandlung dieses Gegenstands auch die Einbeziehung der sozialen und kulturellen Bedingungen, der Verortung und der Bedeutung des Aufführens von Musik.
Exemplarische Themenfelder sind:
• Quellen und Quellenkritik in der historischen Interpretationsforschung
• Methoden der Interpretationsanalyse
• Geschichte der Lehre und Theorie musikalischer Aufführung
• Verhältnis von „Werk“, „Text“ und Aufführung
• Verhältnis der Modi musikalischer Produktion (Komposition – Improvisation – Aufführung)
• Aufführen von Musik als kulturelles Handeln