A World Within a Room? Musizieren und Salonkultur im US-amerikanischen Parlor, 1850–1950
Projektleitung: Dr.in Carola Bebermeier
Laufzeit: 08/2022–12/2026
Finanzierung: FWF (V 963, Elise-Richter-Programm)
Die kulturelle Praxis, einen Salon zu führen oder zu besuchen, war Teil eines breiten Spektrums häuslicher Geselligkeit des Bürgertums und in Europa ebenso der Aristokratie. Merkmale dieser Art von Geselligkeit lassen sich auf beiden Seiten des Atlantiks feststellen. Eine wesentliche Modifikation betraf hingegen den konkreten Ort, an dem die soziokulturelle Praxis stattfand. In US-amerikanischen Häusern gab es in der Regel keine Salons und auch nur in sehr exquisiten Häusern fanden sich Drawing Rooms. Der typische Raum, in dem sich soziale Aktivitäten im häuslichen Umfeld abspielten, war der Parlor. Dieser Ort hatte für die US-amerikanische Gesellschaft des 19. Jahrhunderts eine besondere Bedeutung, die sich von ihren europäischen Vorbildern unterschied. Er galt als Repräsentant zweier Tugenden, die für die US-amerikanische (upper-)middle class von höchstem Rang waren: „gentility“ und „domesticity“. Das Projekt untersucht sowohl die Funktion und Nutzung des Parlors als auch die für US-amerikanische Salongeselligkeiten typischen kulturellen Praktiken („genteel performances“), die in dem Raum stattfanden, wobei ein Schwerpunkt auf musikbezogenen Praktiken liegt. Die eingehende Untersuchung von vier konkreten Fallbeispielen ergänzt schließlich die Vogelperspektive auf die US-amerikanische Salonkultur mit einer Froschperspektive.
» Veranstaltungen zur Wissenschaftskommunikation
André Raffray: Chez Arensberg, Gouache und tempera auf Papier, 1984, 38 x 71 cm. Besitz: Collection Francis M. Naumann and Marie T. Keller, Yorktown Heights, New York.
A World Within a Room? Music Making and Salon Culture in US-American Parlors, 1850–1950
Principal Investigator: Dr.in Carola Bebermeier
Term: 08/2022–07/2025
Funding: FWF (V 963, Elise Richter Fellowship)
The cultural practice of running or visiting a salon was part of a broad spectrum of domestic sociabilities among the bourgeoisie and, in Europe, among the aristocracy as well. Characteristics of this kind of sociability can be identified on both sides of the Atlantic. A significant modification, however, concerned the specific place where the sociocultural practice took place: US homes generally did not have any salons, and drawing rooms were found only in quite exquisite homes. The typical space where social activities took place in the domestic environment was the parlor. This place, however, had a special significance for 19th century US society that differed from its European prototypes. It was considered to represent two virtues that were of the highest value to the US (upper-)middle class: “gentility” and “domesticity.” The project examines both the function and use of the Parlor and the cultural practices (“genteel performances”) typical of US salon gatherings that took place in that space, with a special emphasis on music-related practices. A detailed examination of four case studies finally complements the bird’s-eye view on US salon culture with an examination from the ground."
Publikationen zum Thema
• Carola Bebermeier: „Sundays at Salka’s“ – Salka Viertel’s Los Angeles Salon as a Space of (Music-)Cultural Translation, in: Musicologia Austriaca: Journal for Austrian Music Studies, Juni 2021.
• Carola Bebermeier und Katharina Prager: Paarkonstruktionen, Familienkonstellationen und Netzwerke um Salka und Berthold Viertel, in: Paare in Kunst und Wissenschaft, hrsg. von Christine Fornoff-Petrowski und Melanie Unseld, Köln/Wien/Weimar: Böhlau 2021, S. 251–274.
• Carola Bebermeier: The Arensberg Salon in Visual Representation: ‚Chez Arensberg‘ by André Raffray and the Historiography of Dada, in: Music in Art XLV/1-2 (2020), S. 11–18.
• Carola Bebermeier und Clemens Kreutzfeldt: Musical Crossroads. Europäisch-amerikanischer Kulturaustausch in vorinstitutionellen Räumen Bostons im 19. Jahrhundert. Die Musikalienhandlung von Nathan Richardson und der Musiksalon Clara Kathleen Rogers, in: Klingende Innenräume, hrsg. von Sabine Meine und Henrike Rost, Würzburg: Könighausen & Neumann 2020, S. 219–232.
Veranstaltungen zur Wissenschaftskommunikation
Salon Performance „Invitation to 309 Beacon Street. Clara Kathleen Roger’s Musical Salon in Boston“
30. Januar 2020, 19 Uhr | brick-15, Herklotzgasse 21, 1150 Wien
Organisation und Leitung: Carola Bebermeier und Chanda VanderHart
Drehbuch und Regie: Alan Burgon
Waren Sie schon einmal Gast in einem Salon? Bei Rahel Varnhagen in Berlin, bei Fanny Arnstein in Wien oder eben bei Clara Kathleen Rogers in Boston? Eingeladen zu anregenden Gesprächen, überraschenden Begegnungen und kleinen Erfrischungen? Umgeben von kreativen Menschen, neugierigen Köpfen und musikalischen Highlights? Nein? Dann folgen Sie der Einladung der Salonnière Clara Kathleen Rogers.
Sie sind zu Gast bei einer Salon Performance der besonderen Art: Angelehnt an jüngste Forschungen zu Salongeselligkeiten im Haus der Komponistin, Sängerin, Pianistin und Schriftstellerin Clara Kathleen Rogers, erleben Sie die Musikkultur Bostons am Ende des 19. Jahrhunderts. Dabei wird das Publikum Teil der Inszenierung, zu der auch Aufführungen der Werke amerikanischer Komponist:innen der Zeit wie Amy Beach, Charles Loeffler oder eben Clara Kathleen Rogers gehören. Musik, die zum Teil erstmals in Europa erklingt.
» Eindrücke von der Salon-Performance (Video und Bildergalerie)
Musik- und Theaterabend „Sundays at Salka’s. Musik, Literatur und Film im amerikanischen Exil“
8. September 2022, 19 Uhr | Schlosstheater Schönbrunn
Organisation und Leitung: Carola Bebermeier und Chanda VanderHart
Drehbuch und Regie: Alan Burgon
Bei der Veranstaltung „Sundays at Salka’s“ steht der Künstler:innen-Salon Salka Viertels, der von ca. 1930 bis 1950 in Los Angeles existierte, im Fokus. Hierbei werden die Handlungsräume kreativ Schaffender im Exil am Beispiel der Hollywooder émigré community ergründet, wobei sich Viertels Salon als zentraler gesellschaftlicher Treffpunkt und Ausgangspunkt kreativer Versuche als roter Faden durch den Veranstaltungsabend weben wird.
Collageartig werden sich
(1) musikalische Werke, die mit dem Salon in Verbindung stehen, wie das Hollywood Songbook von Hanns Eisler oder Pierrot Lunaire von Arnold Schönberg, mit
(2) Szenen aus dem Theaterstück Tales from Hollywood von Christopher Hampton, das von der Exil-Gemeinde handelt und in dem die dargebotenen Szenen in Salka Viertels Salon spielen, mit
(3) Lesungen aus den Ehebriefen Salka und Berthold Viertels und
(4) Filmsequenzen aus den von Salka Viertel geschriebenen Greta-Garbo-Filmen abwechseln.