Reihe 'Europäische Komponistinnen'
Herausgegeben von Annette Kreutziger-Herr und Melanie Unseld
Band 11
Noemi Deitz:
Helen Buchholtz. Komponieren zwischen zwei Welten
Köln (Böhlau) 2024
ISBN 978-3-412-52964-2
Helen Buchholtz (1877–1953) hatte zeitlebens viele Freiheiten: Sie war finanziell unabhängig, familiär ungebunden und pflegte einen extravaganten Lebensstil. Mit ihrer etwas jüngeren Kollegin Lou Koster zählt sie zu den ersten Komponistinnen Luxemburgs. Buchholtz beschritt einen eigenwilligen Lebensweg zwischen zwei Welten – in mehrerlei Hinsicht: Als Tochter aus gutbürgerlichem Hause emanzipierte sie sich von dem vorgezeichneten Lebensweg. Ohne akademische Musikausbildung war ihr das Komponieren stets eine Passion, allerdings mit professionellem Anspruch. In ihrem Werk ging sie nationalen Traditionslinien nach, verfolgte aber gleichermaßen eigene künstlerische Ideen. Unter ihren 140 abgeschlossenen Kompositionen finden sich zeittypische Orchestermärsche ebenso wie zeituntypische Klaviersonaten. Zeitlich erstreckt sich ihr Wirken zwischen den beiden Weltkriegen; geografisch auf Luxemburg und Wiesbaden. Als erste Monografie über Helen Buchholtz geht das vorliegende Buch dem Leben und Werk einer der spannendsten Frauengestalten Luxemburgs nach und zeichnet ein Panorama der Musik- und Kulturgeschichte des Großherzogtums in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Band 10
Danielle Roster:
Lou Koster. Komponieren in Luxemburg
Köln (Böhlau) 2019
ISBN 978-3-412-51406-8
Lou Koster (1889–1973) gehörte zu den ersten Komponistinnen in der luxemburgischen Musikgeschichte und hatte hier ungleich stärker mit Vorurteilen zu kämpfen als manche ihrer Kolleginnen in den weltoffeneren europäischen Metropolen. Wie viele andere KünstlerInnen war sie hin- und hergerissen zwischen Heimatkunst und kosmopolitischer Mischkultur. Mit ihren Operetten und Männerchören in Luxemburgisch und anderen Kompositionen wurzelte sie in der regionalen Musiktradition, mit ihren deutschen und französischen Liedern sowie ihren Orchesterwalzern suchte sie dagegen Gehör beim internationalen Publikum. Von der Avantgarde distanzierte sie sich, da ihr das Publikum und die Demokratisierung von Musik am Herzen lagen. Das vorliegende Buch ist die erste Monografie zu Lou Koster und wirft zugleich Schlaglichter auf die weitgehend noch unerforschte Musikgeschichte Luxemburgs.
Band 9
Beatrix Borchard:
Pauline Viardot-Garcia. Fülle des Lebens
Köln (Böhlau) 2016
ISBN 978-3-412-50143-3
Universelle Musikalität, unermüdliche Arbeitslust, Leichtigkeit, Witz und Humor kennzeichnen eine der einflussreichsten Musikerinnen des 19. Jahrhunderts. Pauline Viardot-Garcia (1821–1910) war Sängerin, Gesangslehrerin, Komponistin, Arrangeurin, Pianistin, Organistin, Volksmusiksammlerin, Herausgeberin und Veranstalterin. Als eine wahrhaft europäische Erscheinung verknüpfte sie unterschiedliche Kulturen und musikalische Sprachen miteinander. Hineingeboren in die Familie des spanischen Tenors Manuel del Pópulo García führte sie deren musikalische Tradition weiter. Auf den großen Opernbühnen Europas – in Paris, London, Berlin oder Sankt Petersburg - feierte die Viardot triumphale Erfolge. Als Mitschaffende war sie nicht nur an zahlreichen Kompositionen von Zeitgenossen wie Gounod, Berlioz, Meyerbeer, Massenet, Fauré u.a. beteiligt, sondern auch an literarischen Werken. Mit dem russischen Schriftsteller Ivan Turgenev, der sein Leben und seine Arbeit untrennbar mit ihr verknüpfte, lebte sie eine Schaffensgemeinschaft, an der auch ihr Mann Louis Viardot beteiligt war. Für dieses Buch sind eine Fülle bisher unbekannter Quellen aufgespürt und ausgewertet worden, vor allem Kompositionen, Bearbeitungen, Niederschriften, Skizzen und Briefe. Sie erlauben einen neuen Blick auf das Leben und die Arbeit von Pauline Viardot-Garcia.
Band 8
Andreas Holzer und Tatjana Markovic:
Galina Ivanovna Ustvolskaja. Komponieren als Obsession
Köln (Böhlau) 2013
ISBN 978-3-412-21031-1
Galina Ivanovna Ustvol’skajas Musik wurde im Westen erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts bekannt, obwohl sie Schülerin des berühmtesten sowjetischen Komponisten Dmitri Šostakovič war. Extrem zurückgezogen verbrachte sie fast ihr ganzes Leben in Sankt Petersburg. Auch wenn sie aus materiellen Gründen anfänglich Kantaten oder Suiten verfasste, die den kulturpolitischen Ideologien des Staates entsprachen, so fand sie doch sehr früh – gewissermaßen auf einer zweiten Schiene – zu einem äußerst eigenständigen, unverwechselbaren Kompositionsstil. Ihre zunehmend religiös, aber auf keine Konfession hin ausgerichteten 'eigentlichen' Werke – nur 25 an der Zahl – zeichnen sich durch einen radikalen Reduktionismus aus und sind gespickt mit extremen Ausdrucksmitteln. In diesem Buch wird versucht, sowohl das eigenwillige künstlerische Profil der Komponistin als auch ihre Verankerung im kulturpolitischen Kontext herauszuarbeiten.
Band 7
Monica Elke Klaus:
Johanna Kinkel. Romantik und Revolution
Köln (Böhlau) 2008
ISBN: 978-3-412-20175-3
Es war nicht allein der rheinische Humor Johanna Kinkels (1810–1858), der in den Berliner Salons von Fanny Hensel und Bettina von Arnim Aufsehen erregte. Ihre musikalische Begabung – sie war eine ausgezeichnete Pianistin und Komponistin – wurde von Felix Mendelssohn gefördert und von Robert Schumann mit Interesse wahrgenommen. Sie begann mit der Komposition romantischer Lieder, setzte Liederspiele in Noten und ließ sich später von der Revolution 1848/49 zu aufrührerischen Liedern inspirieren. Ihre Liebe zu dem Bonner Theologen, Schriftsteller und Politiker Gottfried Kinkel und ihre Begeisterung für die Revolution lenkten ihr Leben in völlig neue Bahnen. So wurde sie nicht nur Mutter von vier Kindern, sondern auch Musikpädagogin, Literatin und Redakteurin. Fortan führte sie ein gleichermaßen reiches wie eingeschränktes Dasein, im politischen Exil gezeichnet von übermäßiger Arbeit und schwerer Krankheit. Fundiert und spannend zugleich schildert die vorliegende Biografie ihr Schicksal, das die Zwänge des 19. Jahrhunderts und den mutigen Kampf einer Frau um Gleichberechtigung aufzeigt.
Band 6
Peter Schleuning:
Fanny Hensel, geb. Mendelssohn. Musikerin der Romantik
Köln (Böhlau) 2007
ISBN 978-3-412-04806-8
Fanny Hensel, geb. Mendelssohn (1805–1847) hat sich ihr – viel zu kurzes – Leben lang an ihrem jüngeren Bruder, Felix Mendelssohn-Bartholdy, orientiert und abgearbeitet. Seit 1839 war sie mit dem Maler Wilhelm Hensel verheiratet. Zunächst abhängig von ihrem Bruder, später dann unabhängig hat sie ihren eigenen Weg gefunden als glänzende Pianistin, als Organisatorin der bedeutsamen Berliner "Sonntagsmusiken", in der Mitarbeit an der Wiederaufführung der Matthäuspassion 1829 und vor allem in der Komposition von Liedern und Klavierwerken. Diese gehen in ihrer ungewöhnlichen Ausdruckskraft und Heftigkeit über vieles hinaus, was mancher ihrer männlichen Zeitgenossen hervorgebracht hat. Für das Verständnis dieser ungewöhnlichen Musikerin ist ihre Herkunft aus der berühmten Familie Mendelssohn ebenso bestimmend wie ihr umfangreicher Briefwechsel mit dem Bruder, in dem sie sich als kenntnis- und ideenreiche, kritische, aber auch überaus witzige Person zeigt. Einen vergleichbaren Witz findet man weder in den Briefen von Beethoven, Schubert und Schumann noch in denen ihres Bruders Felix. Es ist ein markantes Zeichen ihrer – weiblichen – Identität und in verschiedenen Ausprägungen auch in vielen ihrer Kompositionen wiederzufinden.
Band 5
Detlef Gojowy:
Miriam Marbe. Neue Musik aus Rumänien
Köln (Böhlau) 2007
ISBN 978-3-412-04706-1
Die 1960er Jahre waren für Rumänien Jahre des Aufbruchs, der nicht zuletzt auch die junge Komponistengeneration erfasste: Vom innovativen Geist Georges Enescus geprägt machte sie sich auf die Suche nach einer neuen Sprache für die zeitgenössische Musik ihres Landes. Mitten unter ihnen ragt eine Frau hervor, die 1931 in Bukarest geborene Myriam Marbe. Und auch nach den kurzen Jahren des Aufbruchs blieb Myriam Marbe in Rumänien, lebte und komponierte trotz aller Schikanen des diktatorischen Ceausescu-Regimes und versuchte in ihrer Musik immer wieder, Rumänien mit seiner ganz eigenen Tradition im europäischen Kontext zu verankern. Die ersten Auftritte der Komponistin außerhalb Rumäniens sorgten für Furore. Ihre Musik galt als avantgardistisch und traditionsverbunden gleichermaßen. Sie schöpfte aus archaischen Ritualen und Mythen, ging den Spuren der rumänischen Volksmusik nach, ließ sich von europäischer Literatur inspirieren und formte daraus eine eigene Tonsprache – unverwechselbar, neu, unerhört.
Band 4
Marion Fürst:
Maria Theresia Paradis. Mozarts berühmte Zeitgenossin
Köln (Böhlau) 2005
ISBN 978-3-412-19505-2
Bereits zu Lebzeiten war Maria Theresia Paradis (1759–1824) eine berühmte Pianistin, Komponistin und Sängerin. Ihr musikalisches Talent gleichermaßen wie ihre außergewöhnliche Persönlichkeit wurden von Haydn, Mozart und Salieri, aber auch von Pfeffel, Klopstock und Bürger bewundert. In frühester Kindheit erhielt das hochbegabte, im Alter von drei Jahren erblindete Mädchen eine profunde Musikausbildung. Schon mit ihren ersten öffentlichen Auftritten in Wien erwarb sie sich die Gunst des Publikums, insbesondere der Kaiserin Maria Theresia. Doch auch in anderen Städten feierte sie während einer dreijährigen Konzertreise durch Europa große Erfolge. Nach ihrer Rückkehr trat sie überwiegend als Komponistin hervor. Mit einem eigens für sie konstruierten Notensetzbrett konnte sie ihre Werke – Kantaten, Lieder, Klavierkonzerte, Kammermusik und Opern – komponieren. Im Jahre 1808 gründete sie eine Musikschule für junge Frauen – ein Novum in damaliger Zeit. Darüber hinaus setzte sie, die einen äußerst aufsehenerregenden, doch erfolglosen Heilungsversuch des Arztes und Magnetiseurs Franz Anton Mesmer erdulden musste, sich nachdrücklich für die Erziehung und Bildung von Blinden ein.
Band 3
Janina Klassen:
Clara Schumann. Musik und Öffentlichkeit
Köln (Böhlau) 2009
ISBN 978-3-412-19405-5
Clara Schumann, geborene Wieck (1819–1896), war ein Star – lebenslang. Von Kindesbeinen an stand sie im Rampenlicht. Sie wirkte das ganze 19. Jahrhundert hindurch nicht nur auf die Klavierszene in Deutschland und England ein, sondern gestaltete auch die musikalische Repertoire- und Kanonbildung mit, die zu einem wichtigen Baustein der nationalen kulturellen Identität werden sollte. Nahezu ihre gesamten Aktivitäten (konzertieren, komponieren, unterrichten und editieren) spielten sich öffentlich ab. Ihr gelang eine beispiellose Künstlerkarriere, die vom ersten öffentlichen Auftritt 1828 bis zum 60-jährigen Konzertjubiläum 1888 durch die Presse begleitet wurde. Das öffentliche Echo strahlte auf ihr privates Leben zurück und beeinflusste ihre Selbstsicht und Handlungsweisen, so dass sich eine komplexe Wechselwirkung zwischen öffentlicher und privater Selbstkonstitution entspann.
Band 2
Ruth Müller-Lindenberg:
Wilhelmine von Bayreuth. Die Hofoper als Bühne des Lebens
Köln (Böhlau) 2005
ISBN 978-3-412-11604-0
Wilhelmine von Bayreuth (1709–1758) wurde bislang hauptsächlich als Schwester Friedrichs des Großen wahrgenommen. Dabei entstand das Bild einer kunstsinnigen Fürstin, die sich in Bayreuth einen Musenhof schuf. Dass dies nur die äußere Fassade einer Frau beschreibt, deren Leben sich zwischen Misshandlungen und Minderwertigkeitsgefühlen, zwischen Familienkonflikten und höfischen Intrigen abspielte, zeigt dieses Buch. Nun erscheinen Wilhelmines künstlerische Aktivitäten auf den Gebieten der Komposition, aber auch der Malerei, der Gartenkunst und Architektur nicht mehr nur als Zeitvertreib einer souveränen Persönlichkeit, sondern als Laboratorien im Wortsinne: Sie verschlüsselte ihre Leiden in der Kunst. Ob in der Gestaltung von Landschaftsgärten, im Ausschmücken von Interieurs, in der Motivwahl für eigene Gemälde oder in ihren Opern – überall ist der Schattenwurf jener Motive zu erkennen, die die zentralen Traumata von Wilhelmines Leben ausmachten: die verunsicherte Weiblichkeit und das Verstricktsein in familiär-monarchische Interessen.
Band 1
Marianne Richert Pfau und Stefan Morent:
Hildegard von Bingen. Vom Klang des Himmels
Köln (Böhlau) 2005
ISBN 978-3-412-11504-3
Die Mystikerin und Ordensfrau Hildegard von Bingen (1098–1179) fasziniert die Menschen bis heute. Dieses Buch stellt sie als begnadete Komponistin geistlicher Musik vor. Es betrachtet die spirituellen und künstlerischen Voraussetzungen ihres Schaffens und folgt ihrem Weg von der Stille des Klosters an die Öffentlichkeit. Darüber hinaus fragt es nach dem liturgischen Kontext ihrer Kompositionen und ordnet sie in das zeitgenössische Musikgeschehen ein. Hildegard von Bingen hat sich selbst als eine Ungelehrte in musikalischen Belangen bezeichnet, die nie eine systematische Unterweisung in Gesang oder in sonstiger Musiklehre erhalten habe. Diese Selbstdarstellung hat es schwer gemacht, die Bedeutung von Hildegards musikalischem Schaffen richtig zu bestimmen. Von manchen als naive Figur gezeichnet, die ihre Gesänge mehr schlecht als recht hervorbrachte, von anderen aber als göttlich Inspirierte überhöht, jenseits jeglicher Konvention, hat sie sich dem modernen Zugriff immer wieder entzogen. Dabei besteht kein Zweifel: Hildegard wurde bei der Übersetzung des visionär Gehörten in die irdisch-musikalische Klangwelt von ihrer eigenen musikalischen Prägung geleitet und verschwindet nicht hinter ihrem Werk.