Reihe 'Schriften des Wissenschaftszentrums Arnold Schönberg'
Herausgegeben von Hartmut Krones
Band 9
Ulrich Wilker:
„Das Schönste ist scheußlich“. Alexander Zemlinskys Operneinakter Der Zwerg
978-3-205-79551-3
Alexander Zemlinskys Oper Der Zwerg gilt als konservatives Werk eines Komponisten, der sich zwar dem Schönberg-Kreis zugehörig fühlte, den Schritt in die Atonalität aber nie vollzogen hat. Doch die Handlung des Einakters, in dem sich „das Schönste“ als „scheußlich“ (und umgekehrt) entlarvt, erschüttert ästhetische Gewissheiten, die musikalische Faktur ist brüchig. Im unvermittelten Nebeneinander heterogener Tonfälle stellen spätromantischer Klangrausch und expressionistische Verzerrung die Pole dar, zwischen denen sich die selbstreflexive Identitätssuche des zwischen den stilistischen Stühlen stehenden Komponisten Zemlinsky abspielt. Der Zwerg lässt sich somit als Künstleroper deuten, die die kompositorische Identitätskrise der musikalischen Moderne im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts dokumentiert. Der Protagonist verkörpert dabei als Anti-Narziss das Sinnbild einer Moderne, die mit dem Aufkommen der neuen Musik sich selbst problematisch wird.
Band 8
Hartmut Krones und Therese Muxeneder (Hg.):
Luigi Dallapiccola, die Wiener Schule und Wien
978-3-205-78822-5
Zu den ersten Komponistenpersönlichkeiten, die sich außerhalb der Schönberg-Schule der Zwölftonmethode verschrieben, zählte Luigi Dallapiccola. 1904 in Pisino/Pazin (Istrien) geboren, hielt er sich 1917/18 durch die Kriegsereignisse bedingt in Graz auf, lebte dann in Triest und studierte schließlich in Florenz Klavier und Komposition. Die Begegnungen mit Schönbergs Harmonielehre und den Melodramen Pierrot lunaire ließen ihn endgültig den Komponistenberuf ergreifen, und bereits in den 1930er Jahren wandte er sich der Dodekaphonie zu, nachdem er bei den IGNM-Festen Werke der Wiener Schule kennengelernt hatte. Wegen ihrer radikalen Atonalität wurden seine Kompositionen aber sowohl im nationalsozialistischen Deutschland als auch im fa- schistischen Italien abgelehnt, sodass Dallapiccola, der 1942 in Wien mit Anton Webern zusammentraf und ihm später seine Sex carmina Alcaei widmete, erst nach dem Zweiten Weltkrieg zu breiter Anerkennung gelangte. Vor allem seine Oper Il Prigioniero sowie die Canti di liberazione verschafften ihm den endgültigen Durchbruch zu internationalem Ruhm, der 1968 (Berlin) mit der Oper Ulisse (die in vielen Details ihr Vorbild in Schönbergs Moses und Aron besitzt) ihren Höhepunkt fand. Dallapiccola starb 1975 in Florenz. – Der Band, der die mannigfaltigen Beziehungen Dallapiccolas zu Wien (und hier auch zu seinem Wiener Verlag, der Universal-Edition) sowie zur „Wiener Schule“ insgesamt beleuchtet, versammelt die Referate des am 18. und 19. Oktober 2004 anläßlich seines „100. Geburtstages“ gemeinsam vom Wissenschaftszentrum Arnold Schönberg und dem Wiener Arnold Schönberg Center veranstalteten Symposions.
Band 7
Hartmut Krones und Christian Meyer (Hg.):
Mozart und Schönberg. Wiener Klassik und Wiener Schule
978-3-205-78695-5
Der Band „Mozart und Schönberg. Wiener Klassik und Wiener Schule“ versammelt die Referate des vom 10. bis 13. September 2006 aus Anlass der Wiener Veranstaltungsserie „Mozartjahr 2006“ gemeinsam vom Arnold Schönberg Center sowie vom Wissenschaftszentrum Arnold Schönberg durchgeführten gleichnamigen Symposions. Er nimmt nach allgemeinen Betrachtungen des kulturellen Ambientes im Wien des späteren 18. und des späteren 19. Jahrhunderts sowie nach der Hinterfragung des „Schule“-Begriffs für die drei Meister der Wiener Klassik (Haydn, Mozart, Beethoven) zunächst vor allem das an diesen Komponisten ausgerichtete Traditionsbewusstsein der Wiener Schule in den Blick. Dabei werden insbesondere die hier wie dort vorherrschende sprachanaloge Bauweise der Musik, die Einbeziehung „außermusikalischer“ Inhalte, die grundlegende Basierung auf kontrapunktischer Linienführung sowie die vorrangige Bedeutung des „Thematischen“ als Ausgangspunkt für die musikalischen Entwicklungen analytischen Betrachtungen unterzogen. Auch das Wiederaufgreifen traditioneller Formen, die Vorliebe für „wienerische“ Elemente sowie Überlegungen zur Aufführungspraxis bei den Hauptvertretern der Wiener Schule erfahren grundlegende Darstellungen.
Band 6
Hartmut Krones (Hg.):
Hanns Eisler - Ein Komponist ohne Heimat?
978-3-205-77503-4
Hanns Eisler, (u. a.) Komponist der DDR-Nationalhymne, 1898 in Leipzig geboren und 1962 in Berlin gestorben, war weder Leipziger noch Berliner, sondern Wiener. Eisler, der zweijährig nach Wien zog und dort u. a. bei Arnold Schönberg studierte, ging 1925 nach Berlin, emigrierte 1933 über Wien und viele andere Stationen in die USA, wurde dort 1948 ausgewiesen, erhielt dann in Wien keine Anstellung und übersiedelte schließlich 1949 nach Ostberlin; dort konnte er zwar Fuß fassen, fühlte sich aber nie "zu Hause". – Die Beiträge aus der Feder führender Eisler-Forscher befassen sich sowohl mit diesen biografischen Umständen als auch mit Kompositionen, die Eislers Sehnsucht nach einer "Heimat" dokumentieren.
978-3-205-78479-1
Alexander Zemlinsky, der – als Lehrer Arnold Schönbergs – im Rahmen der "Wiener Schule" in gewisser Hinsicht eine Vaterrolle einnimmt, steht angesichts des weltweiten Siegeszuges der Schönbergschen "Methode der Komposition mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen" dennoch sehr oft im Schatten der "großen drei" (Schönberg, Berg, Webern) dieser Komponistengruppe. Dabei führt die Tatsache, dass er seinem Schüler und Freund nicht auf dem Weg zur Atonalität gefolgt ist, bisweilen sogar zu der Ansicht, Zemlinskys Werke seien "eigentlich" nicht der (prononciert "modernen") "Neuen Musik" zuzurechnen. Peter Wessels Studie kommt nun durch vergleichende Analysen mehrerer "Konzepte der Moderne" zu dem Schluss, dass Zemlinskys "Modernität" zwar nicht so betont kompromisslos wie die Schönbergsche gewesen ist, dass sie im Vergleich mit anderen zeitgenössischen Bestrebungen im kompositionsgeschichtlichen Kontext aber sowohl völlig schlüssig und zeitkonform war, als auch in ganz spezieller (und persönlicher) Weise besonders nachhaltig "wirksam" wurde.
978-3-205-78361-9
Erschütternde Zeugnisse für die Unmenschlichkeit des NS-Regimes sind die weit über hundert Briefe, die das Wiener Ehepaar Ignaz und Ida Steiner über zwei Jahre ihrem Mai 1939 nach Shanghai geflüchteten Sohn Karl geschrieben hat, ehe Ignaz Juni 1941 einem Schlaganfall und Ida im Jänner 1942 der „Endlösung“ zum Opfer fiel; auch Steiners Geschwister Therese („Terczy“) und Paul, die in England bzw. Frankreich bereits in Sicherheit schienen, wurden noch ermordet. Steiner (1912–2001), der – als Schüler der „Schönberg-Pianistin“ Olga Novakovic – der Zweiten Generation der „Wiener Schule“ angehörte, emigrierte 1949 weiter nach Kanada und stieg in Montreal zu einem erfolgreichen Pianisten sowie Pädagogen (an der McGill University) auf, als welcher er seine Kontakte zu prominenten Mitgliedern des „Schönberg-Kreises“ (u. a. zu Hans Erich Apostel, Hanns Jelinek oder Eduard Steuermann) wieder aufnahm. – Der hieraus resultierende Briefverkehr enthält ebenso wie die drei Vorträge, die Steiner 1997 und 2000 an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien gehalten hat, äußerst wertvolle Hinweise zur „richtigen“ Interpretation der Klaviermusik der „Wiener Schule“. Vor allem sind uns diese Dokumente aber – wie auch die hier im vollen Wortlaut abgedruckten Briefe der Eltern – unschätzbare Zeugen für das kulturelle Biotop der „Donaumetropole Wien“, dessen Breite und Vielschichtigkeit in den wenigen Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft brutal und unwiederbringlich zerstört wurde.
Band 3
Hartmut Krones (Hg.):
Arnold Schönberg in seinen Schriften. Verzeichnis – Fragen – Editorisches
978-3-205-78331-2
Arnold Schönbergs Schriften, äußerst wertvolle Dokumente für die Musik-, Geistes- und Kulturgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, geben uns überaus wichtige Hinweise auf das Schaffen und Denken des Komponisten, beinhalten darüber hinaus aber auch wesentliche Zeugnisse für die „Wiener Schule“ und die Wiener Moderne insgesamt, weiters für die musikästhetischen Auseinandersetzungen jener Zeit sowie schließlich für Zeitgeschichte, Exilforschung und für die Kämpfe der europäischen Juden um ihre Zukunft. Da der Gesamtcorpus dieser Schriften nach wie vor nur zum Teil und zudem in überaus verstreuten Editionen gedruckt vorliegt, wird derzeit an einer Kritischen Gesamtausgabe gearbeitet, als deren erstes Ergebnis der vorliegende Band ein systematisches Verzeichnis sämtlicher Schriften (mit Incipits, Quellenbeschreibungen und Register) bietet.
Band 2
Thomas Brezinka:
Erwin Stein. Ein Musiker in Wien und London
978-3-205-77384-9
Die meisten großen schöpferischen Gestalten sind auf Freunde angewiesen, auf begeisterte Parteigänger und schrankenlose Verehrer, die es als ihre Lebensaufgabe sehen, sie zu unterstützen. Sie benötigen Persönlichkeiten, die klug sind, gewandt in praktischen Dingen und ergeben: Menschen wie Erwin Stein (1885–1958). Dieser, ein "geborener Assistent", stammte aus einer assimilierten jüdischen Familie Wiens, lernte als Kompositionsschüler Arnold Schönbergs die moderne Musik seiner Zeit kennen und wurde ihr unermüdlicher Vorkämpfer. Als er 1938 emigrieren musste, ergriff er in London mit der gleichen Leidenschaft Partei für Benjamin Britten, was den orthodoxen Schönberg-Kreis befremdete. Dieser vermutete, Stein sei durch seine Bewunderung für Benjamin Britten ein "Diener zweier Herren" geworden, der die Ideale der Wiener Schule verraten habe. Doch war dies keineswegs der Fall: Stein blieb Schönberg bis an sein Lebensende treu, war aber weitherzig genug, um nicht die eine Musik durch die andere auszuschließen. Das Buch gibt einen detaillierten Überblick über Leben und Werk Erwin Steins und klärt viele biographische Details, die zumeist falsch oder unzureichend dargestellt sind. Im Anhang befinden sich zahlreiche Informationen wie Incipits von Steins Kompositionen, Auflistungen seiner Bearbeitungen, Klavierauszüge und Publikationen sowie seiner Auftritte als Dirigent in Wien zwischen 1914 und 1935.
Band 1
Hartmut Krones (Hg.):
Geächtet, verboten, vertrieben. Österreichische Musiker 1934 – 1938 – 1945
978-3-205-77419-8
Der Band „Geächtet, verboten, vertrieben“ faßt die Ergebnisse einer Reihe von Symposien zusammen, die das am Institut für Musikalische Stilforschung der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien beheimatete „Wissenschaftszentrum Arnold Schönberg“ in den letzten Jahren in Wien, Linz, New York, Mexico City und Jalapa durchgeführt hat. Thema ist insbesondere die 1938 bis 1945 stattfindende Ächtung, Vertreibung und Ermordung zahlreicher österreichischer Musiker und Komponisten durch die Nationalsozialisten, doch werden auch der Entzug jeglicher Lebensgrundlagen, der ab 1934 die in einem Naheverhältnis zur Sozialdemokratie stehenden Komponisten traf, sowie das damalige Verbot aller sozialdemokratischen Kulturvereinigungen in den Blick genommen.