GEMEINSAME ARBEITS - UND FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE

 


Eine der zentralen Forschungsfragen des Projekts dreht sich um wissenschaftliche Interessen, die Herta und Kurt Blaukopf teilten, und folglich um Themenkomplexe, zu denen sie beide arbeiteten. Ihre gemeinsamen Arbeitsphasen und Themenschwerpunkte lassen sich wie folgt rekonstruieren (vgl. dazu Reitsamer 2019, Chaker/Viehböck [forthcoming]):

 

Kulturjournalistische Arbeiten: Herta Singer und Kurt Blaukopf trafen 1948 in der Redaktion der österreichischen Tageszeitung „Der Abend“ aufeinander. Beide waren im Kulturressort tätig, wobei Kurt Blaukopf vor allem Musikkritiken verfasste, während Herta Singer sich als promovierte Germanistin intensiv mit Theateraufführungen und literarischen Texten auseinandersetzte. Was beide verband, war ein ausgeprägtes Interesse für die Stadt Wien und ihre kulturgeschichtliche Entwicklung. 1957 entstand daraus ihre erste gemeinsame Veröffentlichung mit dem Titel Musikführer Wien: Entdeckungsreise in die Hauptstadt der Musik.

 

Raumakustik: Rund um den Zeitpunkt ihrer Eheschließung begannen sowohl Herta als auch Kurt Blaukopf sich für die Frage zu interessieren, auf welche Weise die Beschaffenheit eines Raumes auf den Klang von Sprache oder Musik einwirkt. Ergebnis dieses geteilten Interesses waren verschiedene Publikationen, die die beiden Forscher*innen allerdings individuell und mit einer je spezifischen Schwerpunktsetzung veröffentlichten. Herta Blaukopf rekonstruierte z.B. in einem Artikel von 1958 die akustischen Aufführungsbedingungen des alten Burgtheaters in Wien, und zwar sowohl für Theaterstücke als auch für musikalische Aufführungen. Kurt Blaukopf beschäftigte sich ebenso mit historischen Veränderungen von Bühnenräumen, allerdings mit Fokus auf den damals neuesten technologischen Entwicklungen auf dem Gebiet der Aufnahmetechnik.

 

Gustav Mahler: Die Erforschung von Leben und Werk des Komponisten Gustav Mahler begleitete Herta und Kurt Blaukopf über Jahrzehnte hinweg. Nahezu von Anfang an arbeitete das Ehepaar gemeinschaftlich zu diesem Thema, sicherte verstreut auseinanderliegende Quellen und trug mit seinen Publikationen wesentlich zur Popularisierung der Musik Gustav Mahlers ab den späten 1960er Jahren bei. Anders als ihr Ehemann blieb Herta Blaukopf der Mahler-Forschung zeitlebens engstens verbunden und etablierte sich ab den 1980er Jahren als eine international anerkannten Mahler-Expertin.

 

Sie sehen einen Zeitungsausschnitt, auf dem folgender Text steht: Wer auf Schritt und Tritt bei besinnlichen Spaziergängen durch die Hauptstadt der Musik leicht und lehrreich Entdeckungen machen will, lässt sich durch den "Musikführer Wien" von Kurt Blaukopf und Herta Singer begleiten (Verlag für Jugend und Volk, Wien. 111 Seiten, mit vielen Bildern, 58 Schilling)Sie sehen die Titelseite eines Magazins. Auf goldenem Hintergrund sehen Sie eine Schallplatte, darüber ein Foto einer jungen Frau mit dem Text: "Irmgard Seefried: Liebe zum Mikrophon".

 

Wiener Philharmoniker: Im Laufe der 1980er Jahre verfassten Herta und Kurt Blaukopf im Auftrag der Wiener Philharmoniker zwei Werke zu dieser wesentlichen österreichischen Kulturinstitution, die 1986 und 1992 erschienen. Am Beispiel des von ihnen hoch geschätzten Wiener Orchesters versuchte das Paar, die Orchesterforschung weiterzuentwickeln. Herta Blaukopf (2000: 15) beschrieb diese gemeinsame Arbeitsphase retrospektiv als die für sie „schönste und fruchtbarste“.

 

"Wissenschaftliche Weltauffassung und Kunst": Mit Beginn der 1990er Jahre wurden Herta und Kurt Blaukopf Mitglieder des Instituts Wiener Kreis, das heute zur Universität Wien gehört. Im Rahmen des Projekts „Wissenschaftliche Weltauffassung und Kunst“, das Kurt Blaukopf bis zu seinem Tod 1999 leitete, beschäftigte sich das Ehepaar gemeinsam mit anderen Intellektuellen mit Kunst- und Wissenschaftstheorien österreichischer Prägung.

 

Sie sehen eine Schwarz-Weiß-Fotographie, auf der Herta und Kurt Blaukopf ihr Buch "Die Wiener Philharmoniker" präsentierend in die Kamera halten. Herta Blaukopf blickt dabei in die Kamera, während Kurt Blaukopf seinen Arm um sie gelegt hat und zu ihr hinüber sieht.

Quellen

Blaukopf, Herta: Aus einer Schreibwerkstatt: Leben und Arbeiten mit Kurt Blaukopf, in: Seiler, Martin/Stadler, Friedrich (Hg.): Kunst, Kunsttheorie und Kunstforschung im wissenschaftlichen Diskurs: in memoriam Kurt Blaukopf (1914-1999), Wien 2000, S. 13-19.

Blaukopf, Herta/Blaukopf, Kurt: Die Wiener Philharmoniker. Wesen, Werden und Wirken eines großen Orchesters, Wien 1986.

Blaukopf, Herta/Blaukopf, Kurt: Die Wiener Philharmoniker. Welt des Orchesters –Orchester der Welt, Wien 1992.

Chaker, Sarah/Viehböck, Raphaela: „Miteinander gearbeitet haben wir, seit wir einander kannten“. Zur wissenschaftlichen Partner*innenschaft von Herta und Kurt Blaukopf, in Fornoff-Petrowski, Christine/Bagge, Maren/Ricke, Anna/Rode-Breymann, Susanne (Hg.): (Wahl-)Verwandtschaften: Gemeinschaftliches kulturelles Handeln. Böhlau Verlag (forthcoming).

Reitsamer, Rosa: Vortrag anlässlich der Preisverleihung des Herta und Kurt Blaukopf-Awards für herausragende wissenschaftliche Dissertationen an der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, 16. Dezember 2019.

Singer, Herta: Materialien zur Rekonstruktion akustischer Charakteristiken (Das alte Burgtheater in Wien). In: Gravesaner Blätter, 4. Jg. (1958), Heft 11/12, 87-92.

Singer, Herta/Blaukopf, Kurt: Musikführer Wien. Entdeckungsreise in die Hauptstadt der Musik, Teufen 1957.