Wir verwenden Cookies für das beste Erlebnis auf unserer Website. Mehr Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Institut für Musiksoziologie (Hrg.)
Fast eine Biographie. Kurt Blaukopf in seinen Schriften
Vier-Viertel-Verlag, Strasshof 1999
Die Entwicklung der Musiksoziologie in Österreich ist untrennbar mit der Person von Kurt Blaukopf (geb. 1914) verbunden. Die erste österreichische Publikation, die den Begriff im Titel führt, erschien 1950; Lehrveranstaltungen begannen an der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst 1962, an der Universität Wien 1975. Das erste Institut für Musiksoziologie wurde 1965, die erste Lehrkanzel für Musiksoziologie an der Wiener Hochschule für Musik und darstellenden Kunst 1977 errichtet. Kurt Blaukopf war nicht nur ein Pionier dieser jungen Disziplin, er wird vor allem als Begründer einer spezifischen „Wiener Schule“ der Musiksoziologie angesehen.
Kurz vor seinem Tod im Juni 1999 hat er dem Institut für Musiksoziologie eine Bibliographie übergeben, die in den beigefügten Kommentaren aufschlußreiche biographische Informationen enthält. Auf der Basis dieses Dokumentes haben wir den Versuch unternommen, Kurt Blaukopfs wissenschaftlichen Werdegang nachzuzeichnen. Die wechselnden vielseitigen Interessensgebiete kennzeichnen wichtige Lebensstationen, die ihren Niederschlag in der Entwicklung seines Schrifttums finden, das wiederum eine enge Verknüpfung mit seinem bewegten Lebensweg aufweist.
Bestimmte Themen ziehen sich unter der Wandlung von Ansichten und Einsichten durch sein ganzes Leben: das Spezifikum der österreichischen Musik, die Entwicklung der österreichischen Philosophie und Geistesgeschichte, der österreichische Denkstil in der Kunst- und Musiksoziologie, enzyklopädische Denkweise, Mozart, Mahler. Aktuelle zeitbezogene Themen scheinen als wichtige Zwischenstationen der Lebensreise von Kurt Blaukopf auf: die Rolle der Technik in der Produktion, Vermittlung und Rezeption von Musik, die Konsequenzen für die musikalische Praxis, die Veränderungen kultureller Verhaltensweisen (z.B. Mensch und Bildschirm), kulturpolitische Aspekte (z.B. musikalisches Urheberrecht, Theaterökonomie). In dem Bestreben, musiksoziologische Konzepte historisch, empirisch und logisch zu entwickeln, bestimmen zeit seines Lebens Guido Adler und Max Weber als Vorbilder seinen theoretischen Denkansatz. Blaukopf verfolgte Webers Ideen insbesondere der verstehenden Soziologie und der Wertfreiheit in der wissenschaftlichen Arbeit, stand aber als Vertreter einer angewandten Soziologie in kulturpolitischer und insbesondere musikpädagogischer Hinsicht im Gegensatz zu Webers strikter Trennung zwischen Forschung und politischem Handeln. Charakteristisch für Blaukopfs Arbeit ist – auf Grund einer umfassenden musikalischen Ausbildung – der direkte Bezug zum Forschungsgegenstand selbst, nämlich der Musik.
In der Erstellung des kommentierten Schriftenverzeichnisses haben wir uns möglichst getreu an das Originaldokument gehalten, die inhaltlichen Anmerkungen zu den einzelnen Schriften stammen durchwegs von Blaukopf selbst. Hinsichtlich der Schriften wurden dort, wo es notwendig erschien, Ergänzungen hinzugefügt. Dabei mußten einige Angaben unvollständig bleiben (z.B. fehlende Seitenangaben, Heftnummern, etc.), teils aus Gründen der Nichteruierbarkeit, teils auch aus Zeitgründen. Selbstverständlich kann kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden. Die in der „Bücherschau“ (Wien-St. Gallen-Stuttgart) veröffentlichten Rezensionen und Artikel sind nicht berücksichtigt; die in „Der Abend“ (Wien), im „St. Galler Tagblatt“ und in der Wochenzeitung „Heute“ (Wien) erschienen. Opern- und Konzertkritiken sind nicht erfaßt. Das gleiche gilt für Schallplattenbesprechungen in den Zeitschriften „phono“ und „HiFi-Stereophonie“. Größere und thematische wichtigere Aufsätze aus Zeitungen und Zeitschriften, sowie besonders aufschlußreiche Buchrezensionen wurden hingegen in die Bibliographie aufgenommen. Die im Zusammenhang mit Blaukopfs Tätigkeit für „Der Abend“ entstandenen Kritiken und Artikel wurden bisher nicht registriert und aufgearbeitet.
Selbständige Publikationen (Bücher) sind besonders gekennzeichnet, dies gilt auch für unveröffentlichte Manuskripte (Typoskripte). Übersetzungen und Neuauflagen werden auch im jeweiligen Erscheinungsjahr der Publikation angeführt, was den biographischen Charakter des Schriftenverzeichnisses fördert. Daraus ergibt sich, daß manche Titel zweimal aufscheinen, einmal nach der Erstausgabe der Schrift und ein zweites Mal im tatsächlichen Erscheinungsjahr. Die unveröffentlichten Texte befinden sich zu einem großen Teil im Bestand des Instituts für Musiksoziologie und werden mit den übrigen Schriften Eingang in ein im Entstehen begriffenes Kurt-Blaukopf-Archiv am Institut finden.
Die Arbeit an dem vorliegenden Schriftenverzeichnis wurde wesentlich von Frau Dr. Herta Blaukopf mitgetragen, ohne ihre Unterstützung und unermüdliche Hilfe wäre die Publikation in dieser Form nicht zu realisieren gewesen.
Der vorliegende Band ist vom Institut und seinen Mitarbeitern dem Andenken des Mannes gewidmet, der zeit seines Lebens darum gekämpft hat, die Ortsbestimmung eines Menschen vorzunehmen, der sich als „Musiksoziologe und noch dazu als österreichischer“ verstehen wollte.