"Gastvortrag Philip V. Bohlman und Konzert"New Budapester Orpheum Society"

„Altneuland, Pfade in Utopia und die Reise nach Jerusalem“:

Wegweiser in jüdische Musiklandschaften unseres Zeitalters

Mittwoch, 28. Jänner 2009,18.00 Uhr
Seminarraum des Instituts
1030 Wien, Ungargasse 14 / 2. Stock

Sinnbild der jüdischen Musik ist die Metapher der historischen Reise – Diaspora, Vertreibung, Wallfahrt, Heimkehr, ewige Wanderung –, die auf die Verzögerung bzw. die Unvollkommenheit der jüdischen Musikforschung der Gegenwart hinweisen. Wie kann eine jüdische Musikhistoriographie mit dem Ende der jüdischen Moderne im Holocaust umgehen? Wie lässt sich eine Musikethnographie aus Gemeinden ohne Einwohner erstellen, nicht nur in Mitteleuropa, sondern auch in Afrika, Asien und dem Nahen Osten? Bleibt die Reise der jüdischen Ethnomusikologie eine „Flucht ohne Ende”?
Aufgrund dieser Fragestellungen habe ich 30 Jahre jüdische Musikforschung ethnologisch und historisch betrieben, ohne letztlich eine jüdische Musikethnologie definieren zu können. In diesem Vortrag nehme ich die verschiedenen Themen meiner Forschungen wieder auf, um die daraus entstehenden Wegweiser vergleichend zu reflektieren. Die Metaphernmischung des Vortragstitels verwende ich absichtlich als Kennzeichen einer diffusen Disziplinärität – es steckt darin Theodor Herzls Zionismus, Martin Bubers Theologie und das Wortspiel der musika misrachit –, die für Verständnis und Praxis einer jüdischen Ethnomusikologie unseres Zeitalters sowie der Zukunft unentbehrlich erscheint.

Prof. Dr. Philip V. Bohlman, FBA, ist Mary Werkman Distinguished Service Professor of the Humanities and of Music an der University of Chicago/USA; Pianist und Künstlerischer Leiter des jüdischen Kabarettensembles, „New Budapest Orpheum Society”; Honorarprofessor an der Hochschule für Musik und Theater Hannover; Corresponding Fellow der British Academy.
Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter: The Study of Folk Music in the Modern World (1988), The World Centre for Jewish Music in Palestine 1936–1940 – Jewish Musical Life on the Eve of World War II (1992), World Music – A Very Short Introduction (2002), Jewish Music and Modernity (2008) und Jüdische Volksmusk – eine mitteleuropäische Geistesgeschichte (2005), das in der Reihe, Schriften zur Volksmusik, des Instituts für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie erschien.
Auszeichnungen: Edward Dent Medal der Royal Music Association (1997), Berlin Prize der American Academy (2003) und Derek Allen Prize der British Academy (2007).
Philip V. Bohlman ist oft zu Gast in Wien, als Gastprofessor an der Universität-Wien als Fellow des Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften, und als Freund und Kollege am Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie.

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Workshop für Studierende:

Das jüdische Lied auf der Bühne des Holocausts -- 
Volks- und Filmlieder, jiddische und deutsche Traditionen

Freitag, 30. Jänner 2009, 14.00 Uhr
Batikensaal
Anton von Webern Platz 1, 1030 Wien

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Konzert

Versprich mir, nicht auf einmal stumm zu sein
Jüdisches Kabarett im Exil


The New Budapest Orpheum Society - Gastspiel aus Chicago

Die New Budapester Orpheum Society besteht aus sieben Musikanten die aus verschiedenen Richtungen zur jüdischen Musik der Moderne kommen: der Komponist Ilya Levinson, der Synagogenkantor Stewart Figa, die Opernsängerin Julia Bentley, die Orchestergeigerin Iordanka Kissiova, der Jazzbassist Mark Sonksen, der Schlagzeuger und Tablaspieler Doug Brush sowie der Universitätsprofessor Philip V. Bohlman. Jedes Programm wird vor allem in deutscher Sprache gebracht - aber a bisserl Jiddisch, Hebräisch und Englisch ist auch dabei (siehe auch: www.theaterleo.at).


Universität für Musik und darstellende Kunst
Joseph Haydn Saal

Freitag, 30. Jänner 2009
Beginn: 18.00 Uhr
Anton von Webern Platz 1, 1030 Wien


Eintritt frei

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