klanglese 3
Gerlinde Haid/Ursula Hemetek (Hg.)
Die Frau als Mitte in traditionellen Kulturen
Beiträge zu Musik und Gender
153 S, Abbildungen + CD mit Musikbeispielen. Wien 2005.
Zum Buch:
In der traditionellen Volksmusikforschung wird dem Thema „Frau und Volksmusik” wenig Beachtung geschenkt, wie auch die Gender-Studies in der Ethnomusikologie eher eine Randposition einnehmen. Umso wichtiger ist diese interdisziplinäre Zusammenschau, deren Anlass ein Symposium unter dem gleichnamigen Titel im Jahr 2003 bildete. Die vertretenen Disziplinen sind: Ethnomusikologie, Volksmusikforschung, Musiksoziologie, Musikpädagogik, Matriachatsforschung, Germanistik und europäische Ethnologie. Dem entsprechend vielfältig sind auch die Zugänge: Es geht um die Geschichte der Gender-Studies und deren Positionierung im Fach, um die Betrachtung des Phänomens der Frau in der Volksmusik der Alpen, die Analyse des Phänomens Frau in der jüdischen Musik und die Klischee-Brasilianierin im Hollywood-Kino der 50er Jahre. Richard Wallascheks Schriften werden auf ihre Gender-Position hin musiksoziologisch analysiert, die Rolle der Frau in der Musikpädagogik durchleuchtet, die Position der Matriachatsforschung anhand der neun Musen dargelegt, sowie der „Moriskentanz” als Fastnachtsbrauch mit weiblichem Zentrum beschrieben. Es geht auch um den Verlust der Mitte in der Moderne mit „frau” als Produkt einer männlich dominierten Umwelt.
Es bleibt die Frage, ob die frühere Musikkultur nicht nur männlich schien, tatsächlich aber weiblicher war, als unsere Bilderwelt sie gezeichnet hat. Die Frage nach der Mitte ist die Frage nach einem grundsätzlich veränderten Verständnis von Musik und deren gesellschaftlichen Funktionen. Zu diesem Themenkomplex versucht das Buch einen Beitrag zu leisten.