Grätzlgesänge - Die Klänge religiöser Minderheiten in Fünfhaus
Laufzeit: Jänner 2025 - Juni 2026
Projektleitung: Isabel Frey, Projektassistenz: Ioannis Christidis
Gefördert durch das Wissenschaftsstipendium der Stadt Wien
Das ethnomusikologische Forschungsprojekt untersucht die musikalischen Welten religiöser Minderheiten in einem einzigen "Grätzl" des 15. Wiener Gemeindebezirks: Fünfhaus, insbesondere das Gebiet rund um die Kirche und den Platz Maria vom Siege. In dieser Gegend befindet sich eine ungewöhnlich hohe Dichte an religiösen Einrichtungen verschiedener Minderheiten: die koptisch-orthodoxe Kirche Maria vom Siege, die pakistanisch-geführte Moschee Masjid Ibrahim und die koreanische evangelische Kirche Vienna Evangeliums Gemeinde. Zudem erinnert am Moshe-Jahoda-Platz ein Denkmal an den Turnertempel, eine der größten Synagogen Wiens, die während des Novemberpogroms 1938 vollständig zerstört wurde.
Das Projekt erforscht, wie diese verschiedenen Religionsgemeinschaften durch ihre liturgisch-musikalischen Praktiken sowohl lokale Verwurzelung als auch transnationale Verbindungen zum Ausdruck bringen und welche welche potenziell unerwarteten Verbindungen zwischen diesen Gemeinschaften durch die räumliche Nähe entstehen. Durch ethnomusikologische Feldforschung, die teilnehmende Beobachtung, audiovisuelle Dokumentation und Interviews umfasst, analysiert das Projekt dabei nicht nur die liturgischen Gesänge der religiösen Minderheiten, sondern auch wie Diskriminierungserfahrungen und sich verändernde sozioökonomische Bedingungen durch Gentrifizierung mit den liturgisch-musikalischen Praktiken der Gemeinschaften verwoben sind. Mit einem dezidiert intersektionalen Ansatz untersucht die Studie dabei besonders, wie Geschlecht mit religiöser Praxis, urbanem Raum und minoritäten Verortungen zusammenwirkt.
Die Ergebnisse werden in enger Abstimmung mit den Forschungspartner*innen der jeweiligen Gemeinschaften interpretiert und sowohl in ethnomusikologischen Fachzeitschriften als auch in lokalen Medien publiziert, um die Sichtbarkeit in den beteiligten Gemeinschaften und im Bezirk zu erhöhen. Die liturgischen Gesänge der religiösen Minderheiten werden audiovisuell dokumentiert und für die professionelle langfristige Archivierung aufbereitet. Am Ende des Projekts ist eine partizipative Veranstaltung mit den Gemeinschaften in Kooperation mit dem Bezirk geplant.
