Methoden der Ethnomusikologie und Volksmusikforschung
(Feldforschung, Transkription und Analyse)
von Marko Kölbl
Überlegungen zu Methoden sowie deren Weiterentwicklung nehmen seit der Gründung des IVE eine zentrale Rolle ein. Die ethnomusikologische Feldforschung ist in enger Verzahnung mit der Lehre am Institut Gegenstand von wissenschaftlicher Auseinandersetzung und Theoriebildung. Als für das IVE spezifische Gebiete sind die Feldforschung in der Volksmusikforschung in Österreich, die Feldforschung in der ethnomusikologischen Minderheitenforschung sowie partizipatorische Feldforschung und dialogische Wissensproduktion zu nennen. Technisch-praktische Fertigkeiten, die Bedeutung des direkten Kontakts zu Gewährspersonen und forschungsethische Überlegungen sind dabei wichtige Themenfelder.
Ethnomusikologische Transkription und Analyse ist ein bedeutendes Kompetenzfeld des Instituts, was nicht zuletzt an der starken Anbindung an die künstlerische Ausbildung an der mdw sowie der musikpraktischen und musiktheoretischen Expertise der Institutsmitarbeiter_innen liegt. Zentrale Themengebiete sind Musikstil-spezifische Parameter für musikalische Transkription und Analyse, eine kritische Auseinandersetzung mit etablierten und innovativen Notationssystemen sowie ein Eurozentrismus-kritischer Blick auf westliche Verschriftlichungsparadigmen in den ethnographischen Wissenschaften. Entgegen den Tendenzen in der internationalen, vornehmlich anglophonen Ethnomusikologie werden Transkription und Analyse am Institut als wichtige Hilfsmittel in der Deutung musikalischer Phänomene verstanden, mit denen der musikalische Aspekt der Forschung in den Mittelpunkt gerückt wird. Gleichzeitig wird am IVE eine postkoloniale Kritik an der Verschriftlichung oraler Kulturen in die Diskurse zu Transkription und Analyse integriert.