AG 6 Gleichstellungspolitik und Gender Studies an Kunsthochschulen und  -universitäten: Macht │ Missbrauch – Widerstand, Strategien

Mi 26.9.2018 | 16:15 – 17:45

Raum C

 

Christa Brüstle (Zentrum für Genderforschung, Kunstuniversität Graz) Andrea Ellmeier (Stabstelle Gleichstellung, Gender Studies und Diversität, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien) Antje Kirschning (Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin)

Bei der KEG 2017 an der Universität Köln hat die AG begonnen, das Thema „sexuelle Belästigung“ zu diskutieren. Diese Thematik gehört zu den ständigen Problembereichen von Kunsthochschulen und -universitäten, wird jedoch vielfach nicht angesprochen oder ignoriert. Macht und Missbrauch bzw. Machtmissbrauch stehen damit in einem engen Zusammenhang, sei es im Verhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden oder im Verhältnis zwischen Vorgesetzten und dem untergebenen Personal. Seit der „me too“-Debatte hat die Brisanz der Thematik nochmals zugenommen, vor allem wurde die Strafbarkeit gerade von Machtmissbrauch in Zusammenhang mit sexueller Belästigung oder sexueller Nötigung klar. Die Verkoppelung von Macht und Missbrauch ist häufig an Institutionen verankert, an denen noch dazu ein Klima der Heuchelei und des Schweigens herrscht (z.B. kirchliche Einrichtungen, Sportausbildungsstätten, Internate etc.). Dies führt dazu, dass die Opfer zum Teil lebenslang unter dem Machtmissbrauch leiden, lange Zeit schweigen oder sich kaum dazu äußern können. Die Angst vor der Macht und vor dem Missbrauch wirkt nach, nachhaltig. Es kommt hinzu, dass selbst Wiederholungstäter (und evtl. auch Wiederholungstäterinnen), die allen bekannt sind, über lange Zeit hinweg in beruflichen und akademischen Netzwerken gedeckt werden, und ihre ständigen Übergriffe gelten als harmlose Kavaliersdelikte. Dabei führt insbesondere ein sehr enges Betreuungsverhältnis und hauptsächlich auch der Einzelunterricht (v.a. an Musikhochschulen/-universitäten) immer wieder zu schwierigen Situationen. Ganz besonders im Verhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden in der Kunst gehört der Missbrauch von Macht dazu, nicht nur fähige und begeisterte junge Künstler und Künstlerinnen zu verunsichern und zu brechen, sondern auch offene und sensible Menschen zu zerstören. Wir planen daher in der AG eine Fortsetzung der Thematik „sexuelle Belästigung“ mit einem Schwerpunkt auf Fragen und Diskussionspunkte bezüglich Macht und Missbrauch an Kunsthochschulen/-universitäten.

Folgenden Fragen wollen wir in der AG u.a. nachgehen:

  • Welche Formen von Machtmissbrauch (in Zusammenhang mit sexueller Belästigung oder sexueller Nötigung) sind an unterschiedlichen Kunsthochschulen bzw. Kunstuniversitäten bekannt (geworden)? Gibt es eine rechtliche Beratung für die unterschiedlichen Statusgruppen?
  • Inwiefern ist an Kunsthochschulen bzw. Kunstuniversitäten Macht installiert und unhinterfragbar? Welche Machtstrukturen werden an Kunsthochschulen bzw. Kunstuniversitäten wie gelebt?
  • Welche Anlaufstellen für Beschwerden gibt es an den Institutionen? Werden die Frauenbeauftragten/Gleichstellungsbeauftragten bzw. die zuständigen Koordinationsstellen für Frauenförderung und Gender Studies in Weiterbildungsmaßnahmen dahingehend integriert?
  • Welche Maßnahmen gibt es diesbezüglich an den unterschiedlichen Kunsthochschulen
    oder -universitäten?
  • Wie wird ein Fehlverhalten an den Kunsthochschulen bzw. Kunstuniversitäten sanktioniert bzw. bestraft? Welche Konsequenzen hat Machtmissbrauch (in Zusammenhang mit sexueller Belästigung oder sexueller Nötigung)?

Forum und Austausch

Wir werden die Teilnehmer_innen der bisherigen AG-Sitzungen einladen, sowie (wie bisher) alle Personen anfragen und informieren, die an den Kunsthochschulen oder Kunstuniversitäten im deutschsprachigen Bereich mit Gleichstellungspolitik, Frauenförderung und/oder Gender Studies beauftragt sind.

Darüber hinaus werden wir Victoria von Flemming (Hochschule für Bildende Künste Braunschweig) und Gabriele Werner (Kunsthochschule Berlin Weißensee) einbinden, die beide einen Aufruf an Kunsthochschulen initiiert haben, um Anfang Juni 2018 auf die Facetten institutioneller und gesellschaftlicher Macht im System der Kunst mittels Aktionen, Performances, Diskussionen etc. aufmerksam zu machen (vgl. #wessenfreiheit?).