Barbara Strack-Hanisch hat im vergangenen Herbst die Leitung des Leonard Bernstein Instituts für Konzertfach Blas- und Schlaginstrumente übernommen. Im Interview spricht sie über ihre Eindrücke sowie Pläne und erklärt, warum die Liebe zur Musik und Optimismus essenziell sind.

Leonard Bernstein Instituts für Konzertfach Blas- und Schlaginstrumente
Die Mitglieder des Leonard Bernstein Instituts für Konzertfach Blas- und Schlaginstrumente ©Sabine Hauswirth

 

Sie haben im vergangenen Herbst die Leitung des Instituts übernommen. Wie lautet Ihr erstes Resümee?

Es macht mir unheimlich Spaß. Die Arbeit tut mir gut und es ist schön, positives Feedback vonseiten der Studierenden, der Verwaltung und der Lehrenden zu bekommen. Es ist mir ein Anliegen, eine korrekte Linie zu fahren, somit Ansprechpartnerin für alle zu sein und im Sinne möglichst aller zu handeln. Dabei habe ich oft das Bild von Asterix erobert Rom im Kopf. Die Leitung des Instituts fällt durch die nun herrschende sehr gute Kommunikation und Transparenz mit dem neuen Rektorat viel leichter.

Wie sieht Ihre Linie im Detail aus?

Ich versuche gerecht zu sein und will niemanden bevorzugen. Außerdem ist es wichtig, eine Anlaufstelle für alle zu sein. Gibt es einen Konflikt, ist es wesentlich, sich beide Seiten anzuhören und an einen Tisch zu bringen. Das ist zwar zeitintensiv, macht aber Sinn und ist meiner Meinung nach besser, als schnelle Urteile zu fällen.

Was hat sich für Sie verändert, seit Sie das Institut leiten?

Natürlich ist Zeitmanagement jetzt ein riesiges Thema. Zuallererst muss man zu Hause ein Management aufstellen. Außerdem hatte ich Angst, dass ich weniger im Unterricht sein kann, um für meine eigenen Studierenden da zu sein. Dem ist aber nicht so, denn es ist alles eine Einteilungssache. Die MitarbeiterInnen am Institut unterstützen mich dabei sehr.

Welche Faktoren sind aus Ihrer Sicht wichtig, abgesehen von gutem Zeitmanagement, um das alles zu schaffen?

Optimismus. Mir gibt das alles so viel positive Energie, wenn ich zum Beispiel merke, dass die Studierenden und Lehrenden zufrieden sind und somit gute Leistungen erbringen. Oder wenn durch meine Mithilfe Dinge glücken. Durch das, was da zurückkommt, ergibt sich der Sinn und spornt zu neuen Taten an. Ich bin halt so wahnsinnig (lacht). Aber ich stehe dazu.

Das Konzertfach bekommt neue Studienpläne. Können Sie schon sagen, was sich für die Studierenden ändert?

Zuerst machen wir aus den derzeit drei Studienabschnitten wieder zwei. Eine große Neuerung ist zudem, dass wir durch die Schaffung von Profilen im zweiten Abschnitt versucht haben, Spezialisierungen zu ermöglichen. Der erste Abschnitt ist in den Grundzügen für alle gleich, sprich ein einheitlicher Plan. Natürlich gibt es instrumentenspezifische Lehrveranstaltungen, bei denen aber Rücksicht darauf genommen wird, dass die theoretischen Fächer besser mit den künstlerischen vernetzt sind. Die Gruppengröße wird teilweise reduziert, womit es individueller und eine bessere Verbindung zum zentralen künstlerischen Fach geschaffen wird. Wir wollen die Studierenden dort abholen, wo sie stehen und ihnen einen Ausblick geben, wohin es beruflich gehen könnte. Aber auch herausarbeiten, wo ihre Stärken liegen. In Zukunft wird es außerdem ein berufsbegleitendes Profil geben, um den Studierenden einen Abschluss neben einem Engagement zu ermöglichen.

Welche Pläne haben Sie darüber hinaus für das Institut? Haben Sie Visionen?

Ja, absolut. Sogar „leider“ sehr viele (lacht). Eine Vision ist schön, wenn man sie für fünf, sechs Jahre hat. Ich bin dann aber immer so wahnsinnig und will alles sofort umsetzen. Dazu muss es auch noch perfekt sein. Zum 200-Jahr-Jubiläum der mdw wollen wir uns mit einigen Veranstaltungen einbringen. Außerdem ist ein eigener Leonard Bernstein Wettbewerb in Kooperation mit dem Institut für Komposition, Elektroakustik und TonmeisterInnen-Ausbildung angedacht. Das steckt aber noch in den Kinderschuhen. Der neue Wettbewerb soll für Frauen und Männer zugänglich sein und es wird darum gehen, für eine neugeschaffene Kategorie im Rahmen von Prima la musica Werke zu schaffen. Die dritte wichtige Sache ist die Nachwuchsförderung. Hier besteht eine Kooperation mit der Johann Sebastian Bach Musikschule Wien. Außerdem liegt mir die Förderung der Wiener Tradition sehr am Herzen, vor allem der speziellen Wiener Instrumente, wie der Wiener Oboe und dem Wiener Horn.

Was raten Sie jemandem, der ein Studium bei Ihnen beginnen will? Welche Überlegungen sollte man im Vorfeld anstellen und was muss man mitbringen?

Sie brauchen Talent, Fleiß, Enthusiasmus und Optimismus, Widerstandsfähigkeit und eine gewisse Portion an Realitätsbezug. Gleichzeitig muss man die Kunst und die Musik dermaßen lieben − dann zahlt es sich aus. Man muss sich wirklich überlegen, wohin man will und ob es vielleicht eine Nische gibt, die genau die eigenen Interessen und Stärken abdeckt. Einige Studierende wählen mittlerweile ein zusätzliches, nicht künstlerisches Studium, um zur Sicherheit ein zweites Standbein zu haben. Ich selbst habe parallel Flöte und Saxophon, jeweils Konzertfach und Pädagogik studiert, ganz nach dem Motto – sicher ist sicher.

Sie haben gerade eine neue Saxophonschule publiziert. Was ist das Besondere daran?

Das Neue an der Saxophonschule ist, dass Jazz, Klassik und Neue Musik miteinander verbunden werden und sehr ausgeglichen darin vorkommen. Sie ist nicht zu kindhaft, aber es sind immer wieder Tipps, Tricks und Anregungen zur kontinuierlichen Kontrolle vorhanden. Fast jedes Stück gibt es entweder mit Klavierbegleitung oder Playalong, da es vorwiegend um die Schulung des Gehörs und das Zusammenspiel geht. Die Saxophonschule ist derzeit zweibändig, mit jeweils einem Spielband dazu. In Arbeit sind ein Duo- und ein Trio-Buch sowie ein weiterer Playalong-Band für 2017/18 (lacht). Die eigenen solistischen Auftritte und die Tätigkeit in den großen Orchestern sind daneben ebenso wichtig, inspirierend und ein wunderbarer Ausgleich.

Was hat sich seit Ihrer eigenen Studienzeit verändert?

Vieles hat sich meiner Meinung nach vereinfacht. Die Studierenden können sich online für alles anmelden. Sie sind auch sehr gut vernetzt. Heute geht vieles über Computer von zu Hause aus. Das hat sich meiner Meinung nach verbessert. Gleichzeitig sind die Studierenden aber einer viel stärkeren Schnelllebigkeit und Konkurrenz ausgesetzt, da das Niveau und die Anforderungen permanent steigen.

Womit wird Ihr Institut beim mdw Festival ’16 im Herbst vertreten sein?

Da nordische Kompositionen im klassischen Standardrepertoire unserer Instrumente nicht stark vertreten sind, hatte ich die Idee, dies als unsere Chance und Möglichkeit zur Suche nach neuem Repertoire zu nutzen. Jedes unserer Instrumente wird sich mit einem Stück, von Solo bis zur Kammermusik, einbringen. Geplant ist weiters eine Uraufführung eines Werks zum Thema „Norden“ für alle Instrumente. Den Saxophonherbst kann man sich wie zwei Tage der offenen Tür am 18. und 19. November vorstellen, wobei es um die Förderung des Nachwuchses in Klassik und Jazz geht. Dazu finden Workshops mit allen unseren Saxophonlehrenden statt. Die Musikschulen mit ihren SchülerInnen und die uns bekannten SaxophonistInnen sind eingeladen, vorbeizukommen
und mitzumachen.

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