Daniela Ivanovas Leben wird bestimmt von der Liebe zur Musik. Die Bratschistin und mdw-Alumna ist leidenschaftliche Pädagogin und Dirigentin und tritt sowohl solistisch als auch als Kammermusikerin auf und hat zudem geschafft, was nur wenigen Frauen bisher gelungen ist: Sie ist Wiener Philharmonikerin.

Daniela Ivanova
Daniela Ivanova kennt als Wiener Philharmonikerin keinen „normalen“ Arbeitstag. ©Lammerhuber

Einen „normalen“ Arbeitstag kennt Daniela Ivanova nicht. Seit 2010 ist sie fixes Mitglied im Verein der Wiener Philharmoniker und gehört damit zu insgesamt zehn Frauen, die dem traditionsreichen Wiener Orchester angehören. „In Summe sind schon außergewöhnliche Anforderungen gefragt, da die Qualität jede Minute stimmen muss“, erzählt die Bratschistin. Das Repertoire sei riesig, manchmal spiele man bis zu drei Dienste pro Tag oder auch einmal rund fünf Stunden vor Publikum, beispielsweise ein Nachmittagskonzert im Musikverein und am Abend eine Oper. Man brauche eine sehr gute Konzentrationsfähigkeit und gleichzeitig Flexibilität, man müsse schnell lernen und sich rasch anpassen.

Trotzdem wusste die Bratschistin schon nach dem ersten Mal, als sie an der Staatsoper als Substitut war, dass dieses Orchester das einzige war, wo sie sich überhaupt vorstellen konnte zu arbeiten. „Ich wollte nicht einmal mehr woanders vorspielen. Ich habe das Orchester und besonders das Solo von Konzertmeister Rainer Honeck so sehr genossen!“ Das war 2001 bei einer Vorstellung von Schwanensee. Der Bratschist und Philharmoniker Walter Blovsky habe sie nach einem Vorspiel für ein Stipendium der Herbert-von- Karajan-Stiftung gefragt, ob sie substituieren wolle. Ivanova war damals „bei ihrem ersten Dienst“ die einzige Frau im Orchester, dies habe sie aber erst nach dem Applaus bemerkt. „Stellen Sie sich vor, ich habe das nicht einmal gemerkt. Weil ich von diesem Frauenthema nichts gehört hatte und mein Deutsch auch noch nicht so gut war. Klingt komisch, ist aber die Wahrheit“, erinnert sich die Bratschistin. Ihr einziges Ziel lag darin, ihre Sache gut zu machen. Die Musik habe alles andere unwichtig gemacht.

Obwohl seit 1997 offiziell Frauen bei den Wiener Philharmonikern zugelassen wurden, dauerte es noch ein paar Jahre, bis Frauen auch fix engagiert wurden. Bei Daniela Ivanova war es 2007 so weit: Zuerst bekam sie ein dauerhaftes Engagement im Orchester der Wiener Staatsoper und drei Jahre später erfolgte die Aufnahme in den Verein. „Als Frau musste ich schon sehr viel beweisen, vielleicht mehr als die Männer. In künstlerischer Hinsicht ein Vorteil, weil ich eine herausragende Leistung bringen musste“, erzählt die mdw-Absolventin. Es sei aber auch sehr anstrengend, diesem Druck standzuhalten. Jedoch könne man auch aus schwierigen Situationen Kraft schöpfen. Die Frauenquote der Wiener Philharmoniker liegt derzeit bei knapp acht Prozent, nach wie vor deutlich unter den Quoten anderer österreichischer Orchester. „Es könnte sein, dass unser Alltag abschreckend wirkt, Familienleben ist sicher komplexer als in anderen Orchestern“, so Ivanova weiter. Durch den Generationenwechsel sei die Situation jetzt aber anders als früher.

Daniela Ivanova ist aber nicht nur Wiener Philharmonikerin, sondern auch als Kammermusikerin, Pädagogin und seit ihrem 25. Lebensjahr auch als Dirigentin – „eine erfüllende Aufgabe“ – tätig. Die Vollblutmusikerin wurde in Bulgarien geboren und konnte bereits Noten lesen, bevor sie schreiben konnte. Mit viereinhalb Jahren erhielt sie ihren ersten Klavier- und Violinunterricht. Ihre Mutter wollte über Daniela die Musik in die Familie bringen. „Mein Vater hat sofort zugestimmt und innerhalb einer Stunde eine Geige gekauft.“ Später sattelte sie auf Bratsche um und studierte an der Bulgarischen Nationalakademie. Im Rahmen einer Masterclass lernte sie dort den Geiger Michael Frischenschlager kennen, der an der mdw lehrte und ihr riet nach Wien zu kommen. „Ich war an der mdw in der Bratschenklasse von Hans Peter Ochsenhofer. Er war wirklich sehr begeisternd und hat mir so viel beigebracht“, erinnert sich Ivanova an die schönste Seite ihrer Studienzeit. Obwohl sie unter existenziell schwierigen finanziellen Bedingungen in Wien studierte, hat sie sehr gute Erinnerungen an die mdw. „Die Musik hat mir geholfen.“

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