Am 15. Juni findet zum vierten Mal das Event Aufspiel statt. Einen Abend lang zeigt sich die mdw dabei von allen künstlerischen Seiten. Als Hauptort der Leistungsschau öffnet diesmal das Wiener Konzerthaus seine Säle.
Wer am 15. Juni seinen Fuß ins Wiener Konzerthaus setzt, sollte mit dem Hin- und Hergerissensein keine allzu großen Probleme haben – denn das Programm ist eng getaktet. Zum vierten Mal lädt die mdw zum Aufspiel, bei dem sich die Universität einen Abend lang kaleidoskopartig von allen schillernden Seiten zeigt. Nach Gastspielen im Palais Auersperg und im Volkstheater hält das Format in diesem Jahr im Wiener Konzerthaus Einzug. Von 7. Mai bis 23. Juni findet dort das traditionelle Musikfest statt. Das Konzerthaus will sich neben dem im Vorjahr verstorbenen Pierre Boulez – dem ein Schwerpunkt gewidmet ist – mit der Integrierung vom Aufspiel auch vor der 200-jährigen Geschichte der mdw verneigen.
Die Besucherin/der Besucher wird dabei kaum eine Tür finden, die ihr/ihm verschlossen bleibt. Alle Konzertsäle werden ab 17.30 Uhr durchgängig und parallel bespielt. Das musikalische Spektrum reicht von Kammermusik über Gesang bis hin zu Brass oder Schlagwerk und bietet einen vielstimmigen Querschnitt durch die Musikproduktion an der mdw. Auch für Freunde des Films ist gesorgt. In einem Best-of der Filmakademie stehen preisgekrönte Arbeiten von Studierenden auf dem Programm, darunter der Abschlussfilm von Maria Luz Olivares Capelle, Wald der Echos, der heuer unter anderem den Österreichischen Filmpreis in der Kategorie Bester Kurzfilm gewonnen hat. Oder auch die Kurzdoku Schwerelos von Jannis Lenz, die beim Festival des Films du Monde de Montréal zum Besten Dokumentarfilm im Studentenwettbewerb gekürt wurde.
Im Akademietheater gleich ums Eck wird Schauspiel auch in seiner Livevariante gezeigt. Der dritte und der vierte Jahrgang des Max Reinhardt Seminars werden ein Stück zur Aufführung bringen. Und für die, die es doch lieber theoretisch mögen, stellen die wissenschaftlichen Institute der mdw ausgewählte Forschungsprojekte vor, frei nach Maxim Gorki: Die Kunst ist die Seele der Welt, die Wissenschaft aber ist ihr Verstand.
Eröffnet wird der musikalische Reigen im großen Foyer des Konzerthauses vom mdw-Saxophon-Orchester. Ab 18 Uhr kann man dann wählen zwischen einem Konzert des Percussion-Ensembles, dem WebernKammerchor oder dem Lichtental Trio bestehend aus Violine, Violoncello und Klavier. Im Mozart-Saal wird das längst über die Unigrenzen hinausgewachsene Bläserseptett Federspiel seine süffige Genreschmelze aus Volksmusik, Brass, Balkan, Pop und verbalem Schmäh zum Besten geben. Im Vorjahr hat die Gruppe im Verbund mit der Weltmusikband Alma die Wiener Festwochen eröffnet.
Einer, der Federspiel seit ihren Ursprüngen gut kennt, weil er einige der Musiker unterrichtet hat, ist Leonhard Paul – selbst Absolvent der mdw und Posaunist der legendären Gruppe Mnozil Brass, die ebenfalls beim Aufspiel mit dabei ist. Auf Federspiel hält Paul große Stücke: „Der erste, der mir aufgefallen ist, war Trompeter Simon Zöchbauer, als er im Unterricht konsequent hinterfragt hat, warum wir dieses oder jenes so spielen sollen, wie ich sage. Da habe ich gesehen, dass da etwas Eigenes entsteht. Federspiel ist das extrem gut gelungen.“ Schließlich, so Paul, hätten auch einige Mitglieder von Mnozil Brass damals mit ihren Pädagogen so ihre liebe Not gehabt: „Das macht letztlich aber gar nichts. Wenn man Bestand haben will, muss man aus dem reinen Epigonentum heraustreten.“ Außerdem biete sich für Mnozil Brass ja jetzt beim Aufspiel Gelegenheit, verpasste Studienabschlüsse nachzuholen, so Paul süffisant.
Präsentieren wollen die Brass-Comedians neben einem Best-of einige Passagen aus dem brandneuen Programm Cirque – als exklusiver Vorgeschmack quasi, denn die offizielle Österreichpremiere wird erst im Herbst im Konzerthaus stattfinden. Davor wird die Band mit dem Programm, das sich im Großen und Ganzen um das Thema Zirkus drehen wird, schon einige Wochen durch die USA getourt sein.
2018 feiern Mnozil Brass ihr bereits 25-jähriges Bestehen. Die Idee, eine Brassband mit komödiantischen Einlagen zu verbinden, habe sich eigentlich aus der Not heraus entwickelt, erzählt Leonhard Paul: „Ich erinnere mich an stundenlange Auftritte auf Biomärkten, wo es eine horrende Aufgabe war, die Leute bei der Stange zu halten. Wir brauchten trotzdem Pausen zwischen den Stücken, damit der Ansatz nicht verloren geht. Also ist die Sache mit den Witzen entstanden.“ Nach zehn Jahren habe man schließlich begonnen mit Regisseuren zu arbeiten, um dem Ganzen eine dramaturgische Struktur zu geben.
Um 19.00 Uhr wird Franz Welser-Möst im Großen Saal das Webern Symphonie Orchester mit der Vierten Symphonie von Felix Mendelssohn Bartholdy leiten. Eine dramaturgische Herausforderung wird auch ein interaktives Projekt mit dem Arbeitstitel Super Mario (Gaming Strategies for 52 Musicians) des Contemporary Urban Beat Ensembles (Cube), das sich institutsübergreifend mit den zeitgenössischen und noch in der Zukunft liegenden Möglichkeiten der Komposition auseinandersetzt. Geleitet wird das Projekt, das um 20.30 Uhr im Großen
Saal über die Bühne gehen wird, von Herbert Pichler und Gerd Hermann Ortler vom Institut für Popularmusik. Vorkomponiert wird die rund 40-minütige Performance ausschließlich von Studierenden. Das Publikum soll sich allerdings während des Geschehens per Handy einklinken und live darüber abstimmen, wohin sich die Komposition bewegen soll. „Wir werden ein 52-köpfiges Orchester haben, gemischt aus klassischem Orchester, Bigband und Rockband, dazu wird es sehr aufwendige Visuals geben. Ziel ist eine Verbindung von E- und U-Musik“, so Herbert Pichler. Zuvor wird das Projekt am 24. Mai im RadioKulturhaus uraufgeführt.
Gemeinsam mit anderen Lehrenden gibt es danach noch ein exklusives Projekt beim Aufspiel: Zum 200. Jubiläum der Universität hat Sänger Willi Resetarits, der an der mdw im Universitätsrat sitzt, eine alte musikalische Achse mit Saxophonist Wolfgang Puschnig wiederbelebt. Bis zu zehn Leute werden an Neuinterpretationen von Liedern aus Stinatz mitwirken und darüber hinaus weitere Überraschungen darbieten.
Gesangliche Tributes intoniert die gefeierte Mezzo-Sopranistin Elisabeth Kulman in ihrem Konzertprogramm La femme c’est moi. Begleitet von einem siebenköpfigen Ensemble interpretiert Kulman Wagner, Verdi, Strauss, Bizet, Mozart, aber auch die Beatles, Michael Jackson oder Edith Piaf – eine atemberaubende Tour durch ganze Jahrhunderte an Musikgeschichte. Zu hören sein wird Kulman, die ihre Ausbildung an der mdw bei Helena Lazarska absolvierte, um 20.30 Uhr im Mozart-Saal.
Musikalisch umsorgt wird man beim Aufspiel schließlich noch zu späterer Stunde. Ab 23.00 Uhr steht im Berio-Saal Party zu Livemusik an. Auftreten werden sehr unterschiedliche Acts, die ein breites Klangspektrum abdecken: Beispielsweise die Techno-Punk-Band Gudrun von Laxenburg. Die für ihre aufwendigen Multimediashows und klaren politischen Ansagen bekannten Elektroniker veröffentlichen 2017 ihr mit Spannung erwartetes Album Panic!. Das Konzerthaus erzittert schon jetzt.
- Alle Acts und weitere Informationen zum Aufspiel finden Sie unter www.mdw200.at/aufspiel
- Tickets um 25 € erhalten Sie unter www.konzerthaus.at/mdw200