Wer ein Schauspielstudium am Max Reinhardt Seminar beginnt, muss neben Talent und der Begeisterung für das Studium vor allem eines mitbringen – gute Organisation und Disziplin. Ein dichter Zeitplan begleitet die Studierenden von Beginn an: Neben dem Unterricht, Proben für (Diplom-)Inszenierungen am Max Reinhardt Seminar und externen Engagements bleibt oft nicht viel Zeit für anderes. Vor allem ab dem dritten Studienjahr gewinnt die Spielpraxis in Ergänzung zum Unterricht immer mehr an Bedeutung. Maren-Sophia Streich, Studierende im dritten Jahrgang, gab uns kurz vor Weihnachten Einblick in den typischen Tagesablauf einer Schauspielstudierenden.
Um 8.45 Uhr beginnt der Studientag in Penzing mit dem Fach Sprachgestaltung bei Annett Matzke. Hier wird unter anderem der Zusammenhang von Atem, Körper, Stimme und Sprache erarbeitet.
Gleich anschließend startet der Körperunterricht bei Daniela Mühlbauer. Mit einem Sonnengruß wärmen sich die Studierenden auf. Darauf folgen Improvisationen. Ausgehend von einem Tier, das jede/r Studierende im Vorfeld festlegt, werden Improvisationen umgesetzt – es geht dabei viel um Körperlichkeit, den Körperrhythmus und die Übertreibung der tierischen Eigenschaften – um schließlich einzelne Aspekte und Feinheiten davon für zukünftige Rollen mitnehmen zu können. Diskussionen untereinander sind hierbei ebenso wichtig wie der Input der Lehrenden.
Nach einer kurzen Pause erwartet uns schon der Schauspieler Roland Koch. Im Rollenunterricht wird momentan am Text der Sonja aus Anton Tschechows Onkel Wanja gearbeitet. Es geht darum, mehr Direktheit in die Rolle zu bringen und auch Irritationen mithineinzunehmen. Roland Koch gibt zwischendurch immer wieder Feedback. Von Woche zu Woche vereinbaren die beiden weitere Termine kurzfristig – Engagements, Filmdrehs und Proben auf beiden Seiten machen fixe Zeiten für die Rollenarbeit kaum möglich.
Nach dem Rollenunterricht nimmt sich Maren ein wenig Zeit, um sich Notizen zu machen. Diese Nachbearbeitung ist für sie sehr wichtig, denn so kann das, was gemeinsam erarbeitet wurde, noch nachwirken und zu einem späteren Zeitpunkt gelesen und reflektiert werden.
Nun ist Zeit für ein Mittagessen. Eine längere Mittagspause wie heute ist nicht immer möglich, denn oft werden in der Zeit Proben, z. B. für Diplominszenierungen, eingeschoben.
Am Nachmittag geht es weiter mit Gesangsunterricht. Heute steht am frühen Abend außerdem noch etwas Besonderes auf dem Programm: Studierende des Abschlussjahrgangs stellen sich mit Monologen und Szenen im Schlosstheater Schönbrunn dem Fachpublikum vor. Maren steht dieses Vorspiel im kommenden Jahr bevor, weshalb sie ihren KollegInnen aufmerksam zusieht.
Während das Vorspiel im Schlosstheater bei vollem Haus noch im Gange ist, muss Maren aufbrechen und sich auf den Weg ins Volkstheater machen. Dort ist sie derzeit – gemeinsam mit weiteren Studierenden des Max Reinhardt Seminars – in Anna Badoras Inszenierung von Iphigenie in Aulis zu sehen.
Die Zeit nach der Maske und zwischen ihren Auftritten nutzt Maren, um ein bisschen zu lesen – Theatertheorie und -geschichte sowie neue Stücke kennenzulernen, findet sie sehr wichtig, es kommt in ihrem Alltag aber manchmal zu kurz.
Ein dichter Tag ist vorbei, wenn Maren um etwa 23 Uhr nach Hause kommt und ihren Terminkalender für den kommenden Tag durchgeht. Wenn sie abends keine Aufführung hat, setzt sie sich auch gerne einmal in ein Café und arbeitet an Rollen oder mit einem befreundeten Regisseur an einem Stück. Und ab und an ist sie auch froh, FreundInnen fernab von Theater und Studium zu treffen oder einen Abend einfach zu Hause entspannen zu können.