Die Beziehungen der mdw und ihrer Vorgänger-Institutionen zum Fernen Osten sind seit Jahrzehnten intensiv. Mit Japan begannen sie bereits im 19. Jahrhundert und bestehen heute vielfältig auf Lehrenden-, Studierenden- und institutioneller Ebene.

Giocoso String Quartet
Giocoso String Quartet in der Sogakudo Concert Hall, Japan 2017 ©Yoko Yokota

Etwa 300 mdw-Studierende kommen aus diesem Raum, ein Drittel davon aus Japan. Umgekehrt unterrichten mdw-Lehrende regelmäßig an Partner-Institutionen, an welchen vielfach mdw-Absolvent_innen unterrichten oder sie sogar leiten. In jüngster Zeit konnte zudem der künstlerische Austausch in Form von Konzerten und szenischen Produktionen intensiviert werden. Die ins 19. Jahrhundert zurückreichenden Beziehungen zu Japan sind längst Teil der mdw-Tradition. Grund genug, einen Blick auf die Anfänge der modernen Musikausbildung im Land der aufgehenden Sonne und die Rolle unserer Universität bei diesen zu werfen.

Hokusai Theater
Katsushika Hokusai: Kabuki-Sänger, Musiker und Darsteller um 1800 ©privat/zur Verfügung gestellt

Die Presse berichtete am 4. April 1887: „[Japanesen im Wiener Conservatorium] Der bei der japanischen Gesandtschaft in Wien derzeit weilende Director des öffentlichen Unterrichts und Präsident der Commission der schönen Künste im Unterrichtsministerium zu Japan, Herr A. Hamao, besuchte heute zum Zwecke der Besichtigung und Information das Wiener Conservatorium.“ Aufgrund der Osterferien wurde improvisiert und „ein Duett für Sopran und Bass, Lieder und eine Violinpièce vorgetragen. Herr Hamao und seine Begleiter besuchten hierauf unter Führung des Directors Hellmesberger mehrere Lehrzimmer, die Bibliothek und das Museum, bezeugten lebhaftes Interesse für das Gesehene und Gehörte, zeichneten ihre Namen in das Fremdenbuch und erbaten sich Exemplare aller Instructionen und auf die Administration des Conservatoriums bezügliche Vorlagen. Die japanesische Regierung beabsichtigt, ein großes Musik-Institut auf Staatskosten in Japan zu errichten und musikalische junge Japanesen einen Instructionscurs am Wiener Conservatorium durchmachen zu lassen.“ Aus dem Instruktionskurs wurde nichts, Präsident Hamao begegnete jedoch anlässlich seines Besuches dem Konservatoriums-Absolventen Rudolf Dittrich (1861–1919) und engagierte ihn ab 1888 als künstlerischen Direktor der neu gegründeten Tokioter Musikschule, einer der Vorgängerinstitutionen der Tokyo Geijutsu Daigaku, heute Tokyo University of the Arts. Dittrich blieb bis 1894 in Tokio, wurde als „Vater der Europäischen Musik“ sowie „erster wirklicher Musiker“ bezeichnet und unterrichte auch Komposition. Eine seiner Studierenden war Nobu Kōda (1870–1946), die 1891 als erste japanische Schülerin ans Wiener Konservatorium ging, hier bis 1895 Komposition, Klavier und Violine (Abschluss mit Auszeichnung bei Josef Hellmesberger) studierte und, zurückgekehrt in ihr Heimatland, Pionierarbeit bei der Einführung westlicher Musik leistete.


Studienjahr 2017/18

Stand 28.2.2018, Studierendenstatistik mdw-Online

Land Studierende
Japan 103
Republik Korea 85
China 75
Taiwan 36
Thailand 4
Singapur 3
Indonesien 2
Malaysia 1
Philippinen 1
Gesamt 310
Gesamtanzahl alle Länder 3.142

Bedeutende japanische Künstler_innen besuchten unsere Vorgänger-Institutionen im 20. Jahrhundert, die Akademie, später die Hochschule und schließlich die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Michiko Tanaka belegte Operngesang ab 1930, heiratete den Wiener Wirtschaftsmagnaten Julius Meinl II., führte einen Salon in Wien und stellte nach dem Zweiten Weltkrieg den jungen Dirigenten Seiji Ozawa Maestro Herbert von Karajan vor, der ihn in der Folge als Assistenten aufnahm.

mdw club Südkorea
mdw club Korea bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang ©Sharon Kim

Hisatada Otaka belegte Komposition und Dirigieren zwischen 1936 und 1938. Zurückgekehrt baute er das NHK Symphony Orchestra auf. In Erinnerung verleiht das Orchester bis heute regelmäßig den renommierten Otaka-Preis für zeitgenössische Komposition.

Ab 1961 studierte Mitsuko Uchida als Tochter eines in Wien stationierten Diplomaten Klavier bei Richard Hauser und gewann 1969 den Internationalen Beethoven Klavierwettbewerb der mdw.
In Würdigung dieser beachtlichen Tradition und in Fortsetzung vielfältiger Kooperationen veranstaltete die Tokyo University of the Arts im Juni 2017 ein Festkonzert anlässlich 200 Jahre mdw unter Mitwirkung von Studierenden der mdw und Tōkyō Geidai, mit welchem auch an ihre eigene Gründungsgeschichte erinnert wurde.

mdw club Südkorea
mdw club Korea bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang ©Sharon Kim

Neben der Tokyo University of the Arts unterhält die mdw aktuell Kooperationen mit der Tokushima Bunri University, der Osaka University of Arts, dem Kunitachi College of Music, der Ueno Gakuen University und der Kyoto City University of Arts. Die in Tokio ansässige Sylff Foundation des Philantropen Ryōichi Sasakawa unterstützt seit Jahrzehnten Förderprogramme für mdw-Studierende, inzwischen insgesamt mit mehr als einer Million US-Dollar. Auf Einladung der Rohm Music Foundation nehmen seit vielen Jahren mdw-Studierende am jährlichen Kyoto International Music Students Festival teil.

Ebenso intensiv sind heute die Beziehungen, welche die mdw mit Partner-Institutionen in Korea, China, Taiwan und anderen ost-asiatischen Staaten unterhält. 2017 eröffneten mdw-Absolvent_innen in Seoul das erste internationale Chapter des mdw Alumni Clubs außerhalb Wiens als Zeichen der Verbundenheit mit ihrer Alma Mater.

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