Mit dem Namen fängt es schon an! Clara Wieck? Clara Schumann? Oder doch Doppelname? Jede Künstlerin und jeder Künstler kennt das Problem: Ist der Name einmal etabliert, ist es karrierestrategisch nicht hilfreich, ihn zu wechseln – es sei denn, man macht genau dies zu seinem Markenzeichen à la TAFKAP (The Artist Formerly Known as Prince). Doch Clara Wieck wagte den Schritt, als sie, die berühmte Pianistin, 1840 heiratete und den Namen ihres Ehemannes annahm. Fortan führte sie als Clara Schumann ihre Karriere als Pianistin weiter fort. Und heute? Wie nennen wir sie?

Mit diesen Diskussionen begann ein Projekt, das sich Fragen darüber stellte, wie sich eine junge Pianistin karrierestrategisch wohl am besten aufstellt: Welches Repertoire soll sie erarbeiten? Welches Image passt zu Person und musikalischem Ausdruckswillen? Vor allem auch: Welche Fähigkeiten sind für eine (dauerhafte) Karriere notwendig? Für die 1819 geborene Clara Wieck waren die notwendigen drei Säulen einer Karriere als Pianistin selbstverständlich: virtuoses Spiel, Improvisation und Komposition. Alle drei pflegte sie intensiv und erfolgreich. Später, als Clara Schumann, reduzierte sie das Komponieren, um stärker die Kompositionen ihres Mannes ins Zentrum zu rücken. Das Repertoire der Clara Wieck unterscheidet sich entsprechend von dem der Clara Schumann – ein auffälliger Imagewechsel in einer langen Pianistinnen-Karriere.

Wie aber nähert man sich Fragen nach den Karrierestrategien einer Ausnahmekünstlerin des 19. Jahrhunderts? Und welche Fragen bringen sie für pianistische Karrieren der Gegenwart ins Rollen? Zur Feier des 200. Geburtstags von Clara Wieck_Clara Schumann kommen Pianist_innen, Improvisator_innen, eine Komponistin und Wissenschaftler_innen zusammen, um jene drei Säulen in verschiedenen künstlerisch-wissenschaftlichen Konstellationen zu erkunden. Das zweitägige Fest beginnt mit einem Gesprächskonzert, moderiert von der renommierten Clara-Schumann-Forscherin Beatrix Borchard (Hamburg), bei dem Studierende der mdw Lebens- und Klangräume der Clara Wieck_Clara Schumann lebendig werden lassen. Drei wissenschaftliche Vorträge beleuchten am folgenden Tag Fragen des Pianistin-Seins: Was wissen wir über ihre Auftritte (Janina Klassen)? Was gab sie an Schüler_innen weiter (Annkatrin Babbe)? Und wie stellte sich die Pianistin Marie Wieck karrierestrategisch an die Seite der berühmteren Halbschwester (Stephanie Hodde-Fröhlich)? Am Nachmittag stehen Artistic-Research-Projekte von ­Michael Hudecek und Christina Zurbrügg, Barbara Lüneburg u. a. auf dem Programm. Den Abschluss bildet ein Konzert mit zeitgenössischen Bearbeitungen des Themas „Clara Wieck_Clara Schumann“ von Hannah Eisendle, Katharina Klement und Manon-Liu Winter sowie Improvisationen von Studierenden der mdw.

Ein Fest für Clara Wieck_Clara Schumann (1819–1896)1
12. & 13. 11. 2019
Clara Schumann-Saal
Anton-von-Webern-Platz 1
1030 Wien
mdw.ac.at/gender/wieckschumann

  1. Idee, Konzeption und Koordination: Stabstelle Gleichstellung, Gender Studies & Diversität (Andrea Ellmeier und Birgit Huebener) in Kooperation mit Sibylla Joedicke, Johannes Marian und Manon-Liu Winter (Ludwig van Beethoven Institut für Klavier und Cembalo in der Musikpädagogik), Annegret Huber (Institut für Komposition, Elektroakustik und Tonmeister_innen-Ausbildung), Melanie Unseld (Institut für Musikwissenschaft und Interpretationsforschung)
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