Ein Vorwurf, den Kunstschaffende zu allen Zeiten immer wieder zu hören bekommen, ist jener der exzessiven Beschäftigung mit sich selbst. Ganz gleich, ob in der Musik, im Film, in der Literatur und erst recht in der Welt des Schauspiels – immer wieder wird künstlerische Arbeit als ein zutiefst selbsttherapeutischer, meist eitler, geradezu selbstverliebter Akt beschrieben.
Als ein ununterbrochenes Kreisen um sich selbst. Und Kunstschaffende als eine Spezies, die Monomanie mit Arbeit verwechselt.
Meist erfolgen diese Zuschreibungen durch Menschen, die selbst einer anderen Tätigkeit nachgehen. Einer, die als scheinbar bodenständiger wahrgenommen wird. Denn auch das unterstellt man Kunstarbeiter_innen gerne. Dass sie ein wenig über den Dingen schweben, die Bodenhaftung verloren haben. Ein Bild, das wie alle Klischees so niemals gestimmt hat, wenn auch – wie eben bei allen Stereotypen – ein Körnchen Wahrheit darin stecken mag.
Kunstschaffende haben aber auch gar kein anderes Material zur Verfügung, als sich selbst. Natürlich gibt es handwerkliche Fähigkeiten, die man etwa im Studium auf Kunsthochschulen oder autodidaktisch erlernen kann. Die Technik eines Instruments, des Schreibens, des Darstellens. Das richtige Atmen auf der Bühne, die Handhabung einer Filmkamera, das Bedienen eines Schnittprogramms.
Aber wenn es darum geht, Musik, Worte und Gedanken mit Gefühlen zu erfüllen, dann bleibt ihnen nur die subjektive Erfahrungswelt, aus der sie schöpfen. Der persönliche Schmerz, die durchstandenen Krisen, die Selbstzweifel. Die Angst vor dem Scheitern, die Freude über Erfolge, die Unsicherheiten bei jedem neuen Projekt, die niemals zu verschwinden scheinen. Dank dieser Emotionen können Kunstschaffende ihr Publikum nicht bloß erreichen, sondern berühren. Und um sie zu erzeugen, müssen sie sich eben selbst erforschen, dorthin gehen, wo es wehtut. Das ist weder romantisch noch mythisch und schon gar nicht glamourös, sondern Teil der Arbeit. Und oft genug das Unangenehmste daran.