Alfred Smudits (Hg.), Roads to Music Sociology, Springer VS, Wiesbaden 2019 (158 S.)

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Diese Anthologie entstand als Folgepublikation einer Konferenz aus dem Jahr 2015, als das Institut für Musiksoziologe der mdw sein 50-jähriges Gründungsjubiläum feierte. Ziel der acht Beiträge ist in erster Linie eine Standortbestimmung des Fachs als Teilgebiet der Soziologie und der (systematischen) Musikwissenschaft, wobei verschiedenste Aspekte dieser Auseinandersetzungen immer wieder auch zum Gründervater des Instituts Kurt Blaukopf zurückführen. Christian Kaden etwa verweist auf dessen holistisches Konzept, das keine Grenzen zwischen gegenwärtiger empirischer und historischer Forschung zieht; Tia DeNora verweist auf Blaukopfs Überwindung von Dichotomien (Musik – Gesellschaft, Individuum – Gesellschaft usw.) in Richtung einer „Meso-Ebene“, die auf soziale Praktiken, auf Aktivitäten zwischen Menschen gerichtet sein sollte. In eine ähnliche Richtung gehen Howard S. Becker (im Anschluss an sein in diesem Band vielzitiertes Buch Art Worlds) und Antoine Hennion, der die Gegenpole von externer Deskription und Introspektion überwinden will. Motti Regev stellt in den Raum, dass die Rolle der Musiksoziologie innerhalb der Soziologie nicht so marginal sein müsste, könnte doch etwa in Hinblick auf Globalisierungsprozesse gerade die Untersuchung der Rolle der Pop- und Rockmusik in diesem Kontext als „Mikrolevel“ sehr aufschlussreich für die Methodik des ganzen Faches sein.

Der in seiner weit angelegten Perspektive zu Recht als Eröffnungsbeitrag platzierte Text von Alfred Smudits setzt sich mit den Problemfeldern für das Fach auseinander, die mit dem Ende der „Massen-Moderne“ (Mass Modernity; ein von ihm ins Spiel gebrachter Begriff, der für das kurze 20. Jahrhundert zwischen 1928 und 1989 steht) in Verbindung gebracht werden können. Peter J. Martin untersucht die Bezüge der Soziologie zur New Musicology und den Popular Music Studies, wobei die New Musicology so neu gar nicht sei, sondern zentrale problematische Perspektiven der alten Musikwissenschaft übernommen habe, etwa den Bezug auf einen fragwürdigen Kanon oder das Aufspüren von (versteckten) Bedeutungen von Musik. Die Popularmusikforschung dagegen sei von Anfang an, und damit wiederum einer Forderung Blaukopfs entsprechend, durch Interdisziplinarität geprägt gewesen. In ihrer Untersuchung der Genderthematik im Rahmen soziologischer Forschungen arbeitet Marie Buscatto soziale Stereotypen, soziale Netzwerke, familiäre Bedingungen oder den kulturpolitischen Rahmen als zentrale Ebenen heraus, die vorrangig für die Möglichkeitsräume für Künstler_innen wie auch deren Wahrnehmbarkeit konstituierend sind.

Insgesamt bietet diese Anthologie sowohl eine reflektierte Verortung der Disziplin als auch ein breites Kompendium an Fragestellungen, die als Leitfaden für eine zukünftige Ausrichtung gelten können.

 

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