Optimale Auftritts- und Übesituationen für junge Künstler_innen, ideale Lagerbedingungen für wertvolle Instrumente und perfekt ausgeleuchtete Filmstudios – die Vereinbarkeit der speziellen Anforderungen einer Kunstuniversität mit den Nachhaltigkeitszielen der mdw ist oft ein Drahtseilakt, der die Mitarbeiter_innen der mdw jeden Tag aufs Neue vor Herausforderungen stellt.
„Unsere Kernaufgabe ist die Schaffung von bestmöglichen Rahmenbedingungen für Lehre, Forschung und Erschließung der Künste. Dabei möchten wir einen fairen ökologischen Fußabdruck hinterlassen“, erklärt Berthold Huber, Leiter der Abteilung für Gebäude und Technik an der mdw, kurz AGT. Eine Zielsetzung, die auch im Entwicklungsplan der Universität verankert ist. Demnach bekennt sich die mdw zum Prinzip der Nachhaltigkeit und verpflichtet sich zu einem respektvollen Umgang mit ökologischen, ökonomischen, sozialen und künstlerischen Ressourcen.
Für ihr Engagement für den Klimaschutz wurde die mdw in den vergangenen Jahren bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet, etwa mit dem Sustainability Award 2018, einer nationalen Auszeichnung für nachhaltige Hochschulen, sowie der Auszeichnung „Bildung für nachhaltige Entwicklung – BEST OF AUSTRIA“ im Jahr 2017.
Großen Erfolg brachte die Zusammenarbeit mit Ökoprofit, einem Beratungsprogramm der Stadt Wien, bei dem der Energieverbrauch, das Abfallmanagement und die Senkung der Betriebskosten durch den effizienten Einsatz von Ressourcen im Vordergrund stehen. „Mit Ökoprofit haben wir ein tolles Nachhaltigkeitsprogramm auf die Beine gestellt“, freut sich Silvia Erdik, Institutssekretärin am Franz Schubert Institut für Blas- und Schlaginstrumente in der Musikpädagogik und Gründerin der grünen mdw. „Eine Umweltgruppe wurde eingerichtet und es gibt Ansprechpartner_innen für die verschiedenen Bereiche, wie etwa Mülltrennung, Mobilität oder Beschaffung.“ Einen weiteren großen Vorteil des Programms bringt die Vergleichbarkeit der Bilanzen der letzten Jahre, was die Erfolge noch deutlicher sichtbar macht. Bereits das zweite Jahr in Folge wurde der mdw nun schon für den erfolgreichen Abschluss des Programms die Ökoprofit-Auszeichnung verliehen. Als nächster Schritt ist die Teilnahme an dem europäischen Äquivalent, der EMAS, ein EU-System für Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung, geplant.
Ich wünsche mir, dass Nachhaltigkeit bei jeder zu treffenden Entscheidung mitgedacht wird.
Silvia Erdik, Gründerin der grünen mdw
Die Arbeitsplattform grüne mdw setzt sich seit sieben Jahren für nachhaltige Themen im Universitätsmanagement ein. Silvia Erdik erinnert sich an die Anfänge der Initiative im Jahr 2013: „Bei den Berufungsverfahren wurde früher sehr viel Material ausgedruckt, diese Papierverschwendung hat mich unglaublich gestört. Dagegen wollte ich etwas unternehmen.“ Mittlerweile laufen solche Prozesse ressourcenschonend über das Online-Bewerbungsportal der mdw, die mdwBox ermöglicht der Berufungskommission darüber hinaus den Online-Zugriff auf die entsprechenden Unterlagen. Der tatsächliche Papierverbrauch konnte mit diesen Maßnahmen beträchtlich gesenkt werden, zudem wurde an der gesamten mdw der Anteil von verwendetem Recyclingpapier auf rund 98 Prozent gesteigert.
Mit den Green Meetings, zu deren Durchführung die mdw seit 2017 zertifiziert ist, setzt die Universität ein weiteres Zeichen im Sinne der Nachhaltigkeit. Die richtige Mülltrennung und das Verwenden von Mehrweggeschirr tragen maßgeblich zur Ressourcenschonung bei. Als Nächstes wurden die Veranstaltungen der mdw neu und fair gedacht. „Die mdw hat ca. 1300 Veranstaltungen im Jahr. Wenn die Leute kommen und sehen, dass wir Gläser und Mehrweggeschirr verwenden und auf die Mülltrennung achten, hat das eine wichtige Vorbildwirkung“, erklärt Silvia Erdik. Die Idee zu den sogenannten FAIRanstaltungen kam von Brigitte Rechberger, stellvertretende an der mdw, für die Umsetzung zeichnet Birgit Huebener von der Stabstelle Gleichstellung, Gender Studies und Diversität verantwortlich. Immer mehr Mitarbeiter_innen, wie Joanna Guilarte-Tomic und Hannes Berner vom Veranstaltungsbüro, unterstützen die Bestrebungen der grünen mdw und engagieren sich für das Thema Klimaschutz. „Die Klimakrise kann nicht von Einzelnen bewältigt werden, das schaffen wir nur alle gemeinsam“, stellt Silvia Erdik fest.
Mit Michael Dörfler-Kneihs konnte ein weiterer Verbündeter im Senat gewonnen werden. Die Arbeitsgruppe Klimaschutz soll bereits in die Wege geleitete Prozesse am Haus unterstützen und Themen wie Beschaffung, Mobilität und Energie ins Haus tragen. „Wir wollen, dass sich die Kolleg_innen mit wichtigen Fragen rund um den Energiehaushalt der mdw beschäftigen. Man kann sich oft nicht vorstellen, was wie viel Energie verbraucht.“
Die elektrische Energie, die den Hauptanteil von etwa zwei Drittel des Energieverbrauchs ausmacht, ist der Spitzenreiter im CO2-Ausstoß. Zentrale Komponenten wie Lüftungs- und Kühlanlagen von Veranstaltungs- und Technikräumen sowie die Infrastruktur des Hauses ziehen einen relativ hohen Grundverbrauch von Energie nach sich. Wichtige Maßnahmen zur Optimierung der Energiebilanz stellen beispielsweise die modernisierten Kühlsysteme des Hauptserverraums am Campus dar. „Durch die neuen Systeme ist es nicht mehr notwendig, den gesamten Raum zu kühlen. Die Server befinden sich in geschlossenen Schränken, wonach die Kühlung auf einzelne Komponenten konzentriert werden kann“, beschreibt Berthold Huber die neue Anlage. Auch die Umrüstung von gängigen Lichtschaltern auf Präsenzmelder sowie ein zentral verwaltetes und witterungsgesteuertes Gang- und Stiegenlicht stellen wichtige Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs dar.
Wenn es gelingt, dass etwas langfristig gut funktioniert und gleichzeitig nachhaltig ist, freue ich mich besonders.
Berthold Huber
Ein zentrales Thema hinsichtlich des Klimawandels ist die Kühlung der schalldichten Musikräume. „Noch wird nicht gekühlt, irgendwann wird es aber nicht mehr anders gehen“, weiß der Leiter der AGT. „Mit regulärem Lüften über die Raumfenster ist es bald nicht mehr getan und Wohnraumlüftungen oder Klimaanlagen sind effektiv, aber schalltechnisch ein Problem, da sie die Schallausbreitung fördern.“ Auch wenn der Markt von technischen Möglichkeiten überschwemmt wird, entsprechen die wenigsten Entwicklungen den Anforderungen an der mdw. Neuerungen gegenüber kritisch zu bleiben und Ideen auf ihre langfristige Nachhaltigkeit zu überprüfen, stellt für den gelernten Techniker eine der größten Herausforderungen der nächsten fünf bis zehn Jahre dar.
Bei der wichtigsten Maßnahme für eine grüne Zukunft sind sich Silvia Erdik und Berthold Huber allerdings einig: „Die Leute müssen wachgerüttelt werden, denn im Grunde ist eine große Veränderung nur dann möglich, wenn jede_r bereit ist Kompromisse einzugehen.“
Die mdw ist seit 2017 Mitglied der Allianz nachhaltiger Universitäten. Am 28. Juni unterzeichnete Vizerektorin Gerda Müller das Memorandum of Understanding im Beisein des damaligen Rektors der BOKU Martin Gerzabek.