Der diplomierte Tonmeister zeichnet mitverantwortlich für die Akustik des neuen Future Art Lab. Was die Arbeit an diesem außergewöhnlichen Gebäude für ihn so besonders macht, und warum es ein Alleinstellungsmerkmal für einen Musikcampus in Europa ist, erklärt der mdw-Absolvent in einem Gespräch mit dem mdw-Magazin.
„Die Vorstellung, dass in den nächsten Dekaden Studierende und Lehrende hier ein und ausgehen, und Musik in diesen Räumen erklingen lassen, freut mich sehr“, beschreibt Winfried Lachenmayr seine Gedanken zum neu errichteten Future Art Lab. Der erfolgreiche Akustiker ist selbst ehemaliger Studierender der mdw und seit vier Jahren Lehrbeauftragter am Institut für Komposition, Elektroakustik und Tonmeister_innen-Ausbildung. Ein Grund mehr, sich über die Mitarbeit an diesem beeindruckenden Bau zu freuen, stellt es doch die neue Heimat des Instituts dar. „Es ist, als würde man sein eigenes Haus bauen“, schmunzelt der gebürtige Münchner. „In dem Raum zu unterrichten, den man selbst geplant hat, ist schon etwas Besonderes.“
Ich habe an der mdw das Hören gelernt.
Winfried Lachenmayr
Seit seinem Abschluss an der mdw im Jahr 2013 ist Lachenmayr für das führende Ingenieursunternehmen Müller-BBM tätig, das Beratungsleistungen, Prüfungen und Planungen in den Bereichen der Akustik, der Bauphysik und des Umweltschutzes anbietet. Renovierungen von Altbeständen werden dabei ebenso akustisch betreut, wie die Neuausstattung von Gebäuden. Zu namhaften Projekten zählen etwa der Wiederaufbau des berühmten Opernhauses La Fenice in Venedig sowie die Renovierung der Scala in Mailand, an der Winfried Lachenmayr selbst beteiligt war.
2015 wurde Müller-BBM mit der akustischen Betreuung des Future Art Lab beauftragt. „Unsere Hauptaufgabe bestand darin, das Gebäude akustisch zum Laufen zu bringen. Dazu gehört die Ausrichtung der Räume zueinander und die passende Bauakustik, also der Schallschutz. Der Klang in den Räumen war mein Part.“ Sowohl die Infrastruktur als auch die Ausstattung des Future Art Lab beschreibt er als absolute Neuerung auf dem Gebiet der Tonmeister_innen-Ausbildung. „Die Größe des Aufnahmesaals, der einer Jazzcombo gerecht wird, sowie das Klangtheater für zeitgemäße elektroakustische Installationen, bieten Möglichkeiten, die mir bisher bei anderen Ausbildungseinrichtungen nicht bekannt sind.“
Gelernt hat der junge Akustiker sein Handwerk unter anderem bei dem ehemaligen mdw-Lehrenden Karlheinz Müller. Dessen Art zu Unterrichten beschreibt er als besonders praxisnah und spannend. „Es hat Spaß gemacht, ihm zuzuhören, wenn er aus seinem Berufsleben erzählt hat. Man hat gemerkt, er hat Freude an dem, was er tut.“ Die Perspektive, an Räumen akustisch zu arbeiten, die man selbst als Konzert- oder Theatergänger besucht, hat ihn schließlich zu seiner Berufswahl motiviert. Auch heute begeistert ihn die Möglichkeit, im Hintergrund als Medium zu fungieren, um Musik dadurch besser transportieren zu können. „Am Ende geht es um die Musik und um Emotionen. Dabei zeigt sich immer mehr, dass Räume eine sehr wichtige Rolle spielen.“ Seine Beratungstätigkeiten führen ihn nicht nur zu renommierten Opern- und Konzerthäusern, auch alltägliche Einrichtungen suchen seine Expertise. „Wir haben eine gute Bandbreite: vom Gewandhaus in Leipzig, bis zur Kita in Niederbayern. Es hält einen am Boden, wenn man an dem einen Tag mit den besten Orchestermusiker_innen arbeitet und am nächsten einer Erzieherin hilft, die Lautstärke in ihrem Gruppenraum zu verbessern.“
Das Gewandhaus in Leipzig ist der hochrangigste Konzertsaal, an dem ich bisher arbeiten durfte.
Winfried Lachenmayr
Die Zusammenarbeit zwischen Müller-BBM und der Hochschule für Musik Detmold ermöglichte es Winfried Lachenmayr 2017 am Erich-Thienhaus-Institut im Fach musikalische Akustik zu promovieren. Die einzigartige Gelegenheit, zu forschen, und gleichzeitig den Praxisbezug nicht zu verlieren, beschreibt er als relevante und zugleich erdende Aufgabe. An seiner Forschungstätigkeit hält der gelernte Akustiker bis heute fest. Im Rahmen einer Postdoc-Stelle an der Aalto Universität in Finnland untersucht er derzeit die Akustik von Kammermusiksälen. Eine Tournee zur Vermessung der entsprechenden Räumlichkeiten führte ihn diesen Sommer durch Deutschland und Österreich. Als Ergebnis des Forschungsprojekts erhofft er sich eine Grundlagenarbeit zur Akustik von Kammermusiksälen. Die eigenen persönlichen Interessen weiterzuverfolgen, legt er auch seinen Studierenden nahe. „Ich denke, dass die meisten Leute in unseren Berufen über ihre Exzellenz weiterkommen, nicht dadurch, dass sie besonders angepasst sind. Man muss sich nicht zwingen, in allen Facetten gut zu sein, sondern darauf vertrauen, dass einen das, was einem am meisten Spaß macht, auch irgendwann zum Erfolg führt.“