Eigentlich müsste man dankbar sein. Alle, die man kennt, sind gesund und jene, die das nicht waren, hat das Virus zumindest nicht allzu schlimm erwischt. Das ist in einer Zeit, in der die Pandemie mittlerweile weltweit schon eine unglaubliche Million Menschen das Leben gekostet hat, sehr viel.
Die finanzielle Situation könnte zwar besser sein – wie bei allen Kunstschaffenden wurde viel abgesagt und noch mehr ersatzlos gestrichen – aber es geht sich noch irgendwie aus. Und langsam kommen auch wieder Aufträge, wenigstens für 2021.
Eigentlich müsste man also zufrieden sein. Wenn da nicht die Dinge wären, die einem Tag für Tag mehr fehlen. Nach denen man sich mittlerweile fast schmerzhaft sehnt.
Zum Beispiel das Live-Konzert. Ob das Gastspiel des Singer-Songwriters im kleinen Klub oder ein Abend mit den Wiener Symphonikern im Konzerthaus, dieses unmittelbare Erlebnis, direkt dabei zu sein, jeden Moment eines Musikstückes mitzuerleben und sich dabei dessen bewusst zu sein, dass man es so niemals wieder zu hören bekommen wird, weil jede Aufführung einzigartig ist, ist durch nichts zu ersetzen.
Viele Künstler_innen geben sich Mühe und streamen Hauskonzerte live aus ihrem Wohnzimmer, große Konzerthäuser und Orchester stellen Videos vergangener Konzertabende ins Netz. Aber man hört ja nicht nur mit den Ohren. Ein Live-Konzert erreicht alle Sinne. Man spürt die Musik, man riecht die Umgebung, man nimmt den Raum, in dem die Vorführung stattfindet, die anderen Menschen im Publikum und die Musiker_innen als Ganzes wahr. Als ein Erlebnis für alle Sinne.
Natürlich gibt es mittlerweile wieder Konzerte, noch nicht viele zwar, aber es wird. Doch der Besuch fühlt sich seltsam an. Strenge Sicherheitsvorkehrungen, Platzkarten, das Publikum ausgedünnt, viele bleiben aus Angst zu Hause. Es fehlt das, was ein gutes Live-Konzert immer ausgemacht hat: die Unberechenbarkeit, die Überraschung, die Nähe zum anderen. Die Sehnsucht danach wird leider wohl noch eine Weile bleiben.