Rektorin Ulrike Sych und Vizerektor Johannes Meissl geben aus Sicht des Rektorats einen Einblick in die Zukunft des neuen Gebäudes und stellen Hintergründe, Erwartungen und Möglichkeiten dar.
Das Future Art am mdw-Campus in Wien Landstraße hat zu Beginn des Wintersemesters den Betrieb aufgenommen. Welche Funktionen erfüllt das neue Gebäude für die Universität?
Ulrike Sych (US): Das Future Art Lab ist eine optimale Verbindung von Ästhetik und Funktionalität. Das Gebäude ist eine architektonische Komposition, ein Kunstwerk auch in der Tonsprache, die dieser Bau spricht: Er steht im Dialog mit dem bestehenden Ensemble am Campus, belebt ihn und spiegelt auf produktive Weise die Heterogenität der mdw wider.
Johannes Meissl (JM): Für ganz wesentlich halte ich das Eröffnen von Möglichkeiten, die sich durch die räumliche Zusammenführung von verschiedenen Bereichen der Universität am Campus ergeben: Wir bekommen ein Kino, mit dem die Filmakademie nun im eigenen Haus ihre Produkte der Öffentlichkeit vorstellen kann. Wir freuen uns schon sehr darauf, dass wir jetzt als mdw nicht nur Veranstalterin für Musik, Sprech- und Musiktheater, sondern auch für Film sind. Das wird für alle eine neue Erfahrung sein und wohl auch ein breiteres Publikum an den Campus bringen.
US: Das Besondere am Kino ist auch, dass den Studierenden eine direkte Rezeption ihrer Arbeiten möglich ist. Auch für den Filmton gibt es ein eigenes Studio, das wie ein kleines Kino konzipiert ist. Für alle Studierenden im Tonmeister_innen- und im Film-Bereich ist es damit zur Gänze möglich, die berufliche Realität zu simulieren. Ich setze auf starke Synergien zwischen dem Institut für Komposition, Elektroakustik und Tonmeister_innen-Ausbildung und der Filmakademie, sei es im Bereich Filmton, sei es in der Aufnahme und in vielen anderen Themenbereichen. Es ist wunderbar, dass die darstellenden Künste im Future Art Lab auch eine enge Verbindung mit der Musik eingehen können: Im Gebäude findet das Institut für Konzertfach Klavier ebenso Platz wie Kammermusik und Artistic Research. Dies bedeutet einen wichtigen Mehrwert für die mdw, vor allem, da das Haus technisch State of the Art ausgerüstet ist und die besten Rahmenbedingungen für die Studierenden dieser Studienrichtungen zur Verfügung stellt.
Mögliche Synergien wurden bereits angesprochen. Sind gemeinsame Projekte in Planung?
JM: Es wird sicher gemeinsame Projekte geben. Jetzt geht es einmal darum, unter den derzeit erschwerten Bedingungen alles funktionsfähig zu machen. Aufgrund der durch Covid-19 bedingten Verzögerungen ist die Etablierung und das Einleben in die neuen Umstände vorrangig. Es gibt große Potenziale für künftige Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Disziplinen und die Ideen dazu, die wir gern unterstützen und begleiten, werden aus den Instituten kommen.
US: Interdisziplinäre Studien wie etwa Filmton und Filmschauspiel können angedacht werden. Wir gehen davon aus, dass durch die neue Leistungsvereinbarung genügend Budgetmittel zur Verfügung gestellt werden, um die Synergien dieses neuen Hauses, für das wir sehr dankbar sind, in all ihren Belangen optimal nützen zu können, sei es hinsichtlich Curricula, sei es bei Projekten. Darüber hinaus verstärken sich interdisziplinäre Wechselwirkungen mit den anderen, bereits am Campus angesiedelten Instituten. Das Haus bietet auch per se viel Raum für Austausch und für Synergien. Es gibt Terrassen, viele Räume und Begegnungsinseln – eine bauliche Einladung zur Kommunikation. Das Architekturbüro Pichler & Traupmann hat mit diesem Gebäude sein Können unter Beweis gestellt und sich hervorragend in die Notwendigkeiten einer Kunst- und Musikuniversität eingefühlt. Auch die Abwicklung von Wettbewerb und Planung bis zur Fertigstellung war von einer guten Zusammenarbeit zwischen dem Bauherrn, der Bundesimmobiliengesellschaft, den ausführenden Firmen und den Angehörigen der mdw geprägt – wie ein Prolog der guten Kommunikation, die wir durch die Bespielung des Hauses fortsetzen werden.
Um Vizerektor Bergmann zu zitieren: „Eine große Herausforderung bestand in der Einhaltung der Baukosten. Das vom Ministerium vorgegebene enge Finanzierungskonzept verlangte während der Bauzeit eine besonders akribische Kostenverfolgung und eine permanente Überprüfung des Baufortschritts. Dass es trotz anfänglicher Verschiebungen und aufgrund der aktuellen Einschränkungen gelungen ist, das Haus in seiner gesamten Qualität ohne Kostenüberschreitung fertigzustellen, erfüllt mich mit großer Zufriedenheit. Mein Dank gilt auch dem Projektteam, das sich intensiv und unermüdlich eingebracht hat. Es ist ein großer Schritt in der Umsetzung des räumlichen Masterplans der mdw und eine Bereicherung des Standortes.“
Welcher Zusammenhang mit den Visionen und der Zukunftsstrategie der mdw soll sich im neuen Gebäude verwirklichen?
JM: Im Future Art Lab wird auch das Zentrum für Artistic Research angesiedelt sein, es ist damit auch ein Wahrzeichen für diesen wichtigen Entwicklungsbereich der mdw. Die Stärkung der Entwicklung und Erschließung der Künste in all ihren Ausformungen und der Artistic Research ist ein erklärtes Ziel der mdw. Wir denken aber auch an Verbindungen mit der naturwissenschaftlichen Forschung, etwa mit dem Institut für musikalische Akustik – Wiener Klangstil. Im Künstlerischen ist die Tatsache, dass auch das Institut für Konzertfach Klavier jetzt am Campus angesiedelt ist, für die weitere Entwicklung in allen Ensembleformen ein großer Gewinn. Es sind nun alle instrumentalen Konzertfach-Institute am Campus vereint, und wir hoffen, dass auch das kammermusikalische und sonstige Ensemblegeschehen mehrheitlich am Campus zusammengeführt werden kann.
US: Das Future Art Lab steht auch für Qualität. Die mdw wird seit Jahren in internationalen Rankings ganz vorne gereiht. Um diesen Status zu erhalten, ist es entscheidend, dass wir unseren Studierenden die bestmöglichen Rahmenbedingungen für das Studium bieten. Neben Faktoren wie etwa der höchsten fachlichen Expertise durch die Lehrenden und individuelle Begleitung der Studierenden, zählt dazu auch eine entsprechend zeitgemäße bauliche und technische Infrastruktur.
Wie kann die mdw das neue Gebäude für ihre Außenwirkung nutzen? Ist damit auch ein verstärktes Wirken in die Gesellschaft hinein geplant?
JM: Das Haus bietet sehr viele Möglichkeiten, um auf eine Art und Wiese zu arbeiten und zu produzieren, die uns noch stärker öffentlich sichtbar machen kann. Zusätzlich zur Nutzung aller fachlichen Verbreitungskanäle können wir mit diesem neuen Schmuckstück am Campus sicher auch die Attraktivität für eine lokale und regionale stärkere Wahrnehmung erhöhen. Unser Campus soll ein kommunikativer Ort sein, den man gern besucht, und das nicht nur, um an Veranstaltungen teilzunehmen. Die Vision ist die Etablierung einer Art transdisziplinären Grundgefühls.
US: Jeder Veranstaltungsraum, sei es das Klangtheater, sei es der Konzertsaal, ist mit Tonstudios verbunden. Man kann aus allen Räumen per Audio und Video direkt in die Welt hinaus übertragen. Das Klangtheater bietet die Möglichkeit, ganz neue Formate zu entwickeln. Ich bin selbst schon sehr neugierig auf die Ergebnisse. Die exzellenten Facilitys im Future Art Lab können den Studierenden noch mehr Möglichkeiten geben und sie dabei unterstützen, ihren individuellen Weg zu finden. Ich freue mich ganz besonders, all diese Innovationen, Erfahrungen und Möglichkeiten nach der Corona-Krise mit einem breiten Publikum im Future Art Lab teilen zu können.