Andrés Orozco-Estrada hielt gemeinsam mit den Musiker_innen der Wiener Symphoniker am 25. Februar im Wiener Konzerthaus eine Dirigier-Masterclass mit Beethovens 5. Symphonie für Studierende der mdw ab.
Eine Meisterklasse bei einem/einer bekannten Dirigenten/Dirigentin besuchen zu können, ist wohl für alle angehenden Dirigent_innen ein Highlight. Bereits während des Studiums mit einem Star und einem der besten Orchester der Welt in einem wunderbaren Haus arbeiten zu dürfen, war für alle neun mdw-Studierenden eine besonders große Sache. Ermöglicht hat das der Chefdirigent der Wiener Symphoniker und mdw-Absolvent Andrés Orozco-Estrada.
Was unter normalen Umständen von langer Hand geplant und mit den vollgefüllten Terminkalendern von Chefdirigent und Orchester abgestimmt werden muss, konnte in dieser speziellen Zeit der Coronakrise sehr rasch realisiert werden. Der spontanen Idee von Maestro Orozco-Estrada sowie der unmittelbaren Zusage des Orchesters, der Konzerthausgesellschaft und der mdw war es zu verdanken, dass innerhalb von Stunden Nägel mit Köpfen gemacht wurden. „Grundsätzlich ist es mir immer sehr wichtig zu versuchen, so etwas zu ermöglichen. Das Wunderbare war, dass ich mit einigen Menschen gesprochen habe und alle innerhalb eines Tages zugesagt haben“, erläutert der Dirigent. „Dafür möchte ich mich bei ihnen allen bedanken.“ Die Organisationsprofis von Konzerthaus und mdw arbeiteten binnen kürzester Zeit nicht nur ein Durchführungs-, sondern auch ein Sicherheitskonzept aus – beides lief reibungslos ab, Antigen-Testung und kulinarische Versorgung inklusive.
Das Engagement aller Beteiligten war durchgehend zu spüren, dadurch konnten die Studierenden in jeder Phase dieses speziell fordernden Tages optimal profitieren. Eine minutiöse Planung erlaubte es allen neun Nachwuchs-Dirigent_innen, sich gemeinsam mit dem Maestro der Herausforderung zu nähern, ein erfahrenes Profi-Orchester mit mehr oder weniger sicherer Hand durch die fordernde Partitur des 1. Satzes der 5. Symphonie von Ludwig van Beethoven zu steuern. Die Stückauswahl erklärt Orozco-Estrada so: „Der 1. Satz von Beethovens 5. Symphonie, vor allem die ersten paar Takte, ist eine der unangenehmsten und schwierigsten Partituren, die es gibt. Aber den muss auch jeder und jede können und draufhaben. Er ist auch nicht zu lang und eignet sich perfekt für diese Masterclass mit mehreren Studierenden. Daran kann jeder und jede erkennen, wo er oder sie gerade steht – beim Einsatz, der Präzision, dem musikalischen Verständnis der Partitur und der Fantasie.“
Obwohl diese Komposition eines der bekanntesten und am häufigsten gespielten Werke ist, gab es als Resultat des Tages neun unterschiedliche Zugänge und Interpretationen, die die Studierenden gemeinsam mit dem Orchester innerhalb kürzester Zeit erarbeiteten. Die Mitglieder der Wiener Symphoniker hielten sich bewusst ganz streng an die Anweisungen der jungen Dirigent_innen. Dazu merkt Solo-Trompeter Matthias Kernstock an: „Für uns Orchestermusiker_innen war wichtig, dass wir das, was der Dirigent oder die Dirigentin vorgibt, versuchen genauso abzunehmen und umzusetzen – also nicht eigenständig gegensteuern und korrigieren wie in einem Autoplay-Modus.“ Den Wert einer solchen Meisterklasse kann Kernstock als ehemaliger mdw-Studierender erläutern: „Für die Studierenden ist es eine tolle Möglichkeit, mit einem so erfahrenen Berufsorchester wie den Wiener Symphonikern zusammenzuarbeiten. Sie können sicherlich viel Positives mitnehmen. Von solchen wertvollen Erfahrungen aus Masterclasses mit hochkarätigen Dozent_innen habe ich in meiner eigenen Studienzeit sehr profitiert.“
Eine Kleingruppenarbeit zwischen den Arbeitsphasen – erst mit Korrepetitorinnen am Klavier, dann mit dem Orchester – sowie eine ausgiebige Nachbesprechung am späteren Abend rundeten den ereignisreichen Tag ab. Das Resümee der Studierenden ist einhellig positiv und begeistert.
Die Möglichkeit, in Zeiten von Veranstaltungsstopps und Ausgangsbeschränkungen eine Meisterklasse zu besuchen, wurde als befreiend erlebt. „Ich habe sehr viel positive Energie und Wohlwollen vom Orchester gespürt, sowohl während des Dirigierens als auch danach beim Feedback“, berichtet eine Studierende. Eine andere stellt fest: „Als Studentin die Symphoniker dirigieren zu dürfen, ist erst einmal ein Luxus.“ Und ein weiterer Teilnehmer der Meisterklasse meint: „Wir haben aus dem Studium eine gute Grundlage und konnten heute mit dem Maestro tief in die Musik hineingehen und von seiner reichen Erfahrung profitieren.“
Aber auch der Leiter der Masterclass, Andrés OrozcoEstrada, zeigt sich begeistert: „Alle Studierenden haben sich gut präsentiert, haben ihre Persönlichkeit gezeigt. Das hat man auch an den Reaktionen des Orchesters gesehen. Alle Orchestermusiker_innen haben begeistert gespielt, und das ist wiederum eine schöne und motivierende Rückmeldung für die Studierenden und eine Inspiration, weiterzuarbeiten. Ich hoffe sehr, dass sich wieder einmal so eine Gelegenheit ergibt. Mein Wunsch ist es, nach diesem erfolgreichen Erlebnis mdw-Studierenden weitere Masterclasses anbieten zu können, damit noch mehr Studierende davon profitieren. Glücklich werden kann man auf verschiedene Art und Weise, aber eine der schönsten ist, wenn man etwas mit jemand anderem teilt, und das ist hier passiert. Dafür bin ich sehr dankbar.“
Eine Kurzdokumentation der Masterclass gibt es hier nachzusehen: