mdw-Studierende Anna Buchegger nutzt den Stillstand in der Corona-Zeit, um an der ORF-Castingshow Starmania teilzunehmen. Auch nach dem Sieg mit ihrem selbstkomponierten Song Ease bleibt die junge Gesangskünstlerin ihrer Linie treu – sie gründet kurzerhand ihr eigenes Label, produziert und releast ihren Song in Eigenregie.
„Ich hab jetzt einen Pokal und bin Star des Jahres. Aber gewonnen hat die Musik!“ Mit diesen Worten bedankt sich Anna Buchegger nach ihrem Sieg am 7. Mai bei ihren zahlreichen Fans auf Instagram. Die Idee, bei Starmania, einer Castingshow des ORF, mitzumachen, kam ursprünglich nicht von ihr. „Ich muss ehrlich sagen, dass ich wahrscheinlich nicht auf die Idee gekommen wäre, bei Starmania mitzumachen, wenn die Pandemie nicht gewesen wäre. Das Spannende war aber, dass der ORF auf mich zugekommen ist, mich quasi angeworben hat.“ Freund_innen, Kolleg_innen und Lehrende raten ihr zur Teilnahme und unterstützen sie von Beginn an. „Meine Hauptfachlehrerin Patricia Simpson vom Institut für Popularmusik hat mich wirklich sehr unterstützt. Einmal habe ich sie um zwölf Uhr in der Nacht verzweifelt angerufen, weil ich meinen ersten Ton nicht finden konnte. Sie hat mir gut zugeredet und auch sonst immer abgehoben, wenn ich sie angerufen habe.“
Ich liebe es, mich 24/7 mit Musik auseinanderzusetzen.
Die Teilnahme an Starmania bereut sie keine Sekunde. „Ich habe sehr viel über mich gelernt und hatte eine spannende Zeit.“ Besonders schätzt sie die Freundschaften, die entstanden sind, die zahlreichen tollen Erinnerungen, aber auch die Einblicke in das Showbusiness und die schwierigen Momente, aus denen sie gelernt hat.
Gewöhnungsbedürftig war für die Ausnahmekünstlerin anfänglich das Singen vor leeren Reihen, schnell stellt sie sich aber auf die neue Situation ein und kann ihr sogar etwas Positives abgewinnen. „Wenn man ohne Publikum performen muss, kann man sich viel besser konzentrieren und wird nicht abgelenkt. Man hört auch vieles genauer.“
Bei der Verkündung der Siegerin kann sie Corona kurz vergessen und lässt sich von der Freude mitreißen – sie umarmt ihren Mitstreiter Fred Owusu. „Ich hätte in dieser Situation nie anders meine Freude zeigen können, weil wir uns so gut verstanden haben und es nicht darum gegangen ist, wer gewonnen hat.“ Ein Moment, der Hoffnung macht, dass wir die vergangenen eineinhalb Jahre hinter uns lassen und zur fehlenden Nähe zurückkehren können. „Ich glaube, dass das irgendwann wieder möglich sein wird. Wir haben einen Drang zur Nähe in uns, und ich habe das Gefühl, dass alle nur mehr darauf warten, sich wieder in die Arme schließen zu können.“
Das Schönste an Starmania war die Zeit mit anderen Künstlerinnen und Künstlern.
Als sich Covid-19 in Europa auszubreiten beginnt, ist die Bedrohung für die junge Salzburgerin noch nicht greifbar. „Ich kann mich erinnern, dass ich mit meinen Studienkolleg_innen in der Mensa gesessen bin und wir noch nicht ganz geglaubt haben, was hier gerade passiert.“ Schnell wird die Lage ernst, Kulturinstitutionen und auch die mdw müssen pandemiebedingt schließen. „Ich habe ein Jahr lang nichts verdient, konnte keine Konzerte geben. Das war für die gesamte Kunst- und Kulturszene sehr schwierig, und ich kann mir vorstellen, auch für viele andere Bereiche.“
Heute geht sie gestärkt aus der Krise hervor. Nach ihrem Sieg bei Starmania gründet die Ausnahmesängerin ihr eigenes Label und produziert und releast ihren Song Ease ohne die Unterstützung von namhaften Major-Labels. „Ich hatte viele Gespräche mit bekannten Verlagen wie Sony Music oder der Warner Music Group, aber auch kleineren Labels. In den Kennenlerngesprächen kam immer irgendwann der Punkt, welche Vorstellungen der Künstler bzw. die Künstlerin hat. Da ist mir bewusst geworden, dass ich mir zuerst selbst darüber klar werden muss, wie ich klingen will und was ich mit meiner Musik bezwecken möchte. Deswegen habe ich mich entschlossen, diesen Weg alleine zu gehen.“
Die Arbeit im Bereich der Elementaren Musikpädagogik gibt mir Kraft und ist ein guter Ausgleich.
Das Umfeld während ihrer Studienzeit an der mdw und ihre langjährige künstlerische Arbeit in zahlreichen Bands kommen ihr dabei zugute und führen zu einem Netzwerk mit nützlichen Kontakten im Musikbusiness. „Viele meiner Kolleg_innen an der mdw machen schon ihre eigene Musik, da kriegt man viel mit. Ich habe gelernt, welche Schritte nötig sind, um überhaupt zum Release zu kommen, und wie man es schafft, seine Musik auf Plattformen zu bringen.“
Pläne für die Zukunft hat die engagierte Künstlerin viele – auf jeden Fall möchte sie sich auf ihre eigene Musik konzentrieren. Auch auf Projekte mit ihren Kolleg_innen im Rahmen ihres Studiums der Instrumental- und Gesangspädagogik freut sie sich sehr. „Diese Arbeit, wie beispielsweise die in der Musikvermittlungsprojektwoche Sounds of Nature Unlimited der isaOutreach vergangenen Sommer, tut mir gut. Bei der pädagogischen Arbeit lerne ich nicht nur für mich, sondern kann auch etwas weitergeben. Das ist sehr sinnerfüllend.“
Ich habe einen Riesenrucksack an tollen Erinnerungen. Das kann mir keiner mehr nehmen.
Anna Buchegger zu Gast im mdw-Podcast: