„Ich muss durch die Krise hindurchgehen. Ich muss standhalten, anstatt zu flüchten. Und manchmal muss ich auch kämpfen, damit ich in der Krise nicht untergehe.“ (Anselm Grün, 2002)
Veränderungen, Umbrüche und Krisen sind nichts Neues im Leben des Menschen. In uns allen ist die Fähigkeit vorhanden, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen. Wie stark diese ausgeprägt ist, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Widerstandskraft und Flexibilität können trainiert und entwickelt werden, Vorgesetzte können resilienzfördernd führen, und auch Organisationen selbst müssen in ihrer Kultur und Struktur zugleich stabil und beweglich sein, um mit gegenwärtigen und künftigen Herausforderungen umzugehen. In Zeiten zunehmender Krisen und einschneidender Veränderungen in unserer Lebens- und Arbeitswelt gewinnt Resilienz an zentraler Relevanz und wird über alle Ebenen hinweg bedeutsam für jede_n Einzelne_n, für Führungskräfte, ihre Teams sowie die Gesamtorganisation.
Persönliche Resilienz
Die Coronakrise betrifft uns alle. Künstler_innen hat sie allerdings mit voller Härte getroffen. Warum aber meistern die einen schwierige, gar prekäre Zeiten mit psychischer Robustheit, während die anderen komplett aus der Bahn geworfen werden? Wie schafft man es in Zeiten extremer Belastungen, „die Ohren steif/den Kopf hoch zu halten“ oder „das Beste draus zu machen“? Persönliche Strategien im Umgang mit (mehr oder weniger intensiven) Belastungssituationen, Widerstandskraft und Anpassungsfähigkeit helfen uns, Krisen zu bewältigen und nach Tiefschlägen wieder die Balance zu finden.
Die sieben Säulen der Resilienz skizzieren, wo jede_r selbst ansetzen kann: Resilienz entsteht als Folge reflektierter Bewältigungs- und Lernerfahrungen. Das Vertrauen in sich, selbstständig in der Lage zu sein, schwierige Lebenssituationen zu meistern, über Strategien zur Problemlösung zu verfügen, diese bei Bedarf anzuwenden und je nach Bedarf anzupassen, nimmt als sogenannte Selbstwirksamkeit bzw. Selbstwirksamkeitserwartung auch direkten Einfluss auf Stressabbau und damit auf die Erhaltung der eigenen Gesundheit.
Workshops der Personalentwicklung – Zentrum für Weiterbildung und Fit2Work setzen sich mit spezifischen Aspekten von innerer Stärke und Resilienz auseinander und können von allen Bediensteten und Studierenden besucht werden:
- Problemlösekompetenz nach Viktor Frankl, 26. 1. 2022
- Das Kleine 1×1 der Konfliktintelligenz, 8. 4. 2022
- Zweifelsohne selbstsicher – Trauen Sie sich und Ihren eigenen Fähigkeiten!, 1. 6. 2022
Organisationale Resilienz
Nicht nur Menschen, auch Organisationen sind angesichts aktueller sozialer, ökonomischer und ökologischer Entwicklungen besonders gefordert, auf Veränderungen der Umwelt (digitale Transformation, Klimakrise) möglichst flexibel zu reagieren und sich den ständig ändernden Rahmenbedingungen anzupassen. Dabei gilt es, auf dem Weg zur Zielerreichung eine gute Balance zwischen Stabilität und Elastizität im Blick zu haben.
Neun Einflussfaktoren organisationaler Resilienz:
- geteilte Vision und klares Ziel
- Umfeld verstehen und beeinflussen
- effektive und ermutigende Führung
- resilienzfördernde Kultur
- Informationen und Wissen teilen
- Verfügbarkeit von Ressourcen
- koordinierte Organisationsbereiche (Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen hinaus)
- kontinuierliche Verbesserung fördern
- Veränderung antizipieren und managen
Vertrauen, gemeinsame Ziele und eine klare Wertehaltung verbinden und stärken Menschen in Organisationen, ebenso wie Führungskräfte, die auf Partizipation und Multiperspektivität setzen, um in Zeiten hoher Komplexität und Unvorhersehbarkeit Orientierung geben zu können.
Eine verantwortungsbewusst geführte Organisation fördert eine Lernkultur, die die Selbstlernkompetenz in den Mittelpunkt stellt und Fehler zulässt. Dadurch ermöglicht sie Weiterentwicklung, persönliches Wachstum und Mitgestaltung. Positiv wirkt dabei ein aktiv betriebenes Wissensmanagement, das Wissen um Abläufe, Prozesse und Entscheidungsstrukturen pflegt, aktualisiert und unter den Mitarbeiter_innen einer Organisation in Bewegung hält. Es erleichtert eine organisationsweite Zusammenarbeit und ermöglicht ein gutes Ineinandergreifen, um gemeinsam Ziele zu erreichen.
Der an der mdw gepflegte enge kollegiale Austausch in und zwischen Instituten, Forschungszentren, Dekanaten, Organisationseinheiten der Verwaltung, Studierendenschaft, Universitätsleitung, Führungskräften und Mitarbeiter_innen sowie mit vielen Kolleg_innen anderer Institutionen hat in der konkreten Krisensituation zu einer Situationselastizität der mdw beigetragen. So konnte während des Ausbruchs der Coronakrise an der mdw keineswegs eine pandemische Schockstarre beobachtet werden. Ganz im Gegenteil. Die mdw hat sich unter Bündelung der ihr zur Verfügung stehenden Kräfte rasch an die gegebenen Umstände angepasst und konnte so den Lehr-, Übe-, Forschungs-, Prüfungs- und Verwaltungsbetrieb auf kreative Weise aufrechterhalten.
Führung in resilienten Organisationen
Führungskräften kommt die zentrale Rolle zu, Aspekte, die sowohl die individuelle Widerstandskraft ihrer Mitarbeiter_innen als auch die organisationale Resilienz befördern, in ihren Arbeitsalltag zu integrieren und in diesem gemeinschaftlich zu kultivieren. Darüber hinaus gilt es, gemeinsam mit dem gesamten Team im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung ein Bewusstsein für Wechselwirkungen von Haltung, Verhalten, Handeln und Umwelt zu schaffen.
Resilienz stellt einen integrativen Bestandteil von Zukunftsfähigkeit dar. Resilienz lässt uns mit Achtsamkeit im Hier und Heute agieren. Dank ihr passen wir uns leichter neuen Gegebenheiten an, und mit ihr gelingt es uns, unsere Zukunft vorausschauend zu gestalten.
Siehe dazu auch:
Personalentwicklung – Zentrum für Weiterbildung:
mdw.ac.at/zfw/kurse
- Psychische Gefährdungen erkennen und handeln. Meine Rolle als Führungskraft, 22. 10. 2021
- Führung in Veränderungsprozessen, 7. 12. 2021
- Konfliktverstehen für Führungskräfte, 22. 4. 2022
Klausuren zum Teambuilding: mdw.ac.at/zfw/klausurberatung
Lectures for Future: at.scientists4future.org/lectures
Quellen:
http://mensch-im-wandel.de/cms/website.php?id=/de/index/beruflicheangebote/resilienz.htm (letzter Zugriff: 22. 7. 2021).
https://juttaheller.de/elemente-organisationaler-resilienz (letzter Zugriff 23. 7. 2021).
Karsten Drath: Die resiliente Organisation – inkl. Arbeitshilfen online: Wie sich das Immunsystem von Unternehmen stärken lässt. (Haufe Fachbuch.) Gebundene Ausgabe, 9. Oktober 2018.
Anselm Grün: Das Buch der Lebenskunst, S. 162, HERDER Spektrum Band 5700, 2016, Hg. Anton Lichtenauer
Jutta Heller: 30 Minuten – Resilienz für Unternehmen, 2018.