Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der diplomatischen Beziehungen zwischen China und Österreich organisierte die mdw in Kooperation mit dem Wiener Konzerthaus und der Lang Lang Foundation eine öffentliche Masterclass mit dem Klaviersuperstar Lang Lang. Drei ausgewählte Studierende der mdw hatten am 6. November 2021 im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses die einzigartige Möglichkeit, von Lang Lang unterrichtet zu werden. Nicht nur das Publikum im Saal kam in den Genuss dieser einmaligen Gelegenheit, sondern auch jenes, das weltweit über Stream mit dabei war. Am Tag darauf folgte bereits der nächste Höhepunkt im Rahmen des Jubiläums: das Konzert des Webern Symphonie Orchesters der mdw unter der Leitung von Philippe Jordan mit Solist Lang Lang im Großen Saal des Konzerthauses. In der ursprünglichen Projektidee hätte das Orchester zur Hälfte aus Studierenden der mdw und des Central Conservatory of Music (CCOM), der Partneruniversität der mdw in Peking, bestehen und somit einen sicht- und hörbaren Brückenschlag zwischen China und Österreich darstellen sollen. Die Pandemie und die damit verbundenen Reiseeinschränkungen verunmöglichten aber die Anreise der chinesischen Studierenden, daher war das Orchester zur Gänze mit mdw-Studierenden besetzt.
Die Botschaft des Brückenschlags zwischen China und Österreich verkörpert ein Star wie Lang Lang auf ideale Weise, da er in seiner Arbeit immer wieder die kulturelle Vermittlung zwischen Ost und West sucht. Lang Lang wirkt weit über seine Konzerttätigkeit hinaus, etwa mit seiner Foundation, mit der er sich für die Förderung junger musikalischer Talente einsetzt. Im Alter von fünf Jahren spielte er erstmals vor Publikum und gewann den Shenyang-Klavierwettbewerb. Sein Studium absolvierte er am renommierten Curtis Institute of Music in Philadelphia bei Gary Graffman. Zahlreiche Konzerte und Aufnahmen sowie Auszeichnungen dokumentieren die eindrucksvolle Karriere des Weltstars.
Der erste Studierende auf der Bühne des Mozartsaals war der 2006 geborene slowakisch-australische Pianist Ryan Martin Bradshaw, der im Alter von sieben Jahren mit dem Klavierspiel begann und bereits mit acht Jahren erste Auftritte mit Orchester absolvierte. Seit 2016 studiert er an der mdw in der Hochbegabtenklasse von Vladimir Kharin. „Lang Lang ist eines meiner Vorbilder und einer meiner Lieblingspianisten, nicht nur aufgrund seines musikalischen Könnens, sondern auch, weil er jungen Pianist_innen hilft, musikalisch zu wachsen“, sagt Bradshaw.
Für die öffentliche Masterclass wählte er Maurice Ravel, Gaspard de la nuit. Drei Gedichte für Klavier nach Aloysius Bertrand (1908), Nr. 3, Scarbo (Der listige Kobold). „Ich habe 2021 begonnen, das Stück zu spielen, und es bei verschiedenen Konzerten aufgeführt. Ich mag Ravel und besonders dieses Stück, weil es fantasievoll und kontrastreich, sogar ein bisschen diabolisch ist“, erzählt der junge Pianist über seine Stückwahl. „Es war eine großartige Erfahrung, mit Lang Lang auf der Bühne zu sein und überhaupt das erste Mal im Mozartsaal zu spielen. Lang Lang hat mir viele gute Ideen mitgegeben, er war sehr einfallsreich“, so Ryan Martin Bradshaw nach Abschluss der Masterclass.
Die zweite junge Künstlerin der Masterclass war Mitra Kotte, 1995 in Wien geboren. Sie studiert an der mdw seit 2012 Klavier bei Martin Hughes und seit 2021 Kammermusik bei Stefan Mendl. Die Pianistin hat eine rege nationale und internationale Konzerttätigkeit vorzuweisen und ist Künstlerin der Junge-Talente-Reihe „Start up!“ der Jeunesse. „Ich bin für die Erfahrung der Masterclass wahnsinnig dankbar. Vor Publikum auf diesem schönen Klavier zu spielen und von einem Superstar unterrichtet zu werden, ist ein wunderbares Gefühl“, sagt Mitra Kotte. „Es ist sehr viel wert, von jemandem, der so viel über Musik und das Pianisten-Dasein weiß, Einschätzungen zu bekommen, wie man spielt und woran man arbeiten soll. So erhält man eine objektive Meinung, das ist sehr wertvoll“, unterstreicht Kotte den Mehrwert der Masterclass. Gespielt hat sie Robert Schumann, Abegg-Variationen für Klavier op. 1 (1830). „Als ich vor ein paar Jahren begonnen habe, das Stück zu üben, habe ich auf YouTube eine Aufnahme dazu von Lang Lang gefunden, die mich sofort fasziniert hat. Bei der Gelegenheit der Masterclass konnte ich nicht widerstehen, genau dieses Stück zu spielen“, erzählt Kotte. „Ich bewundere Lang Lang nicht nur für seine pianistischen Fähigkeiten, sondern auch für die Konsequenz, mit der er es schafft, seinen erarbeiteten Status zu halten.“
An der Darbietung des dritten Studierenden, Dimitrii Kalashnikov, konnte Lang Lang kaum etwas Verbesserungswürdiges finden. Kalashnikov, 1994 in Moskau geboren, absolvierte seine Ausbildung am Moskauer Staatlichen Tschaikowsky-Konservatorium, danach am Londoner Royal College of Music, und seit September 2021 studiert er bei Anna Malikova an der mdw. „Es war eine ungewöhnliche Masterclass für mich und jedenfalls ein wichtiges Zusammentreffen mit so einem berühmten Künstler. Zudem wieder vor Publikum spielen zu können, ist eine riesige Freude; das Publikum gibt mir viel Energie“, freut sich Dimitrii Kalashnikov. „Lang Lang ist ein besonderer Pianist, ich kenne viele seiner Aufnahmen, die ich oft höre, um mich zu verbessern“, so der junge Künstler. Für die Masterclass wählte er fünf Sätze aus Der Nussknacker von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky. „Ich wollte erfahren, welche Ratschläge mir Lang Lang dazu gibt und wie er russische Musik und vor allem Tschaikowsky sieht“, sagt Kalashnikov. „Es hat mich überrascht, dass er mich kaum korrigiert hat, aber er hat mir Inspirationen für mein weiteres Spielen gegeben.“
Ein locker wirkender Lang Lang, der im Anschluss an die Masterclass spontan noch Fragen aus dem Publikum beantwortete, drei herausragende Studierende, ein Publikum, das von der speziellen Atmosphäre einer öffentlichen Masterclass ganz gefesselt war – kurzum: der Abend stellte ein beglückendes Ereignis für alle Beteiligten dar.
Die gesamte Masterclass finden Sie unter: mediathek.mdw.ac.at/masterclass-langlang
Kurzdokumentation inklusive Interview mit Lang Lang sowie den drei Studierenden:
