Bereits während ihrer Schulzeit komponiert Iva Zabkar ihre ersten Werke – mittlerweile ist sie seit 16 Jahren als Komponistin für Film und Medien sowie als Sounddesignerin tätig und hat damit ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht.
„Bei einem Klassenabend an meiner Schule, an dem ich eine meiner Kompositionen gespielt habe, wurde mir gesagt, dass meine Musik wie Filmmusik klingt. Damals wusste ich noch nichts damit anzufangen, aber es war wohl Schicksal.“ Iva Zabkar besucht die HIB Boerhaavegasse in Wien, ein Gymnasium mit Schwerpunkt Musik/Klavier. Die musikalische Laufbahn scheint ihr vorbestimmt, und so entscheidet sie sich nach reiflicher Überlegung für das Studium Instrumental- und Gesangspädagogik (IGP)/Tasteninstrumente Popularmusik. „Mir war klar, dass ich etwas mit Musik machen möchte; Lehrerin zu werden war auch für meine Eltern ein guter Kompromiss“, schmunzelt die vielseitige Musikerin. „Zu Beginn meines Pädagogikstudiums konnte ich mich noch nicht richtig mit meinem späteren Beruf identifizieren, heute bin ich aber sehr froh und dankbar, dass es sich so ergeben hat. Das Unterrichten ist mir sehr wichtig, denn es ist eine Art Ausgleich für mich.“
Bereits während ihres IGP-Studiums engagiert sie sich für erste Kompositionsprojekte. Als einschneidend beschreibt sie die Fotoausstellung Mustografie – die vier Elemente ihrer Freundin Julia Wesely im Jahr 2002, zu der sie die Musik komponierte. Es sollte der erste Berührungspunkt von Musik und Bild sein. „Bei diesem Projekt habe ich das erste Mal gemerkt, dass mir die Verbindung von Musik und Bildern gefällt, dass es mich berührt. Wenn ich Musik höre, habe ich automatisch Bilder im Kopf.“
2005 – noch vor Beginn ihres Kompositionsstudiums – schreibt sie ihre erste Filmmusik für das Studierendenprojekt AOEO. Ein Jahr später besucht sie den Vorbereitungslehrgang für Komposition und Musiktheorie und wird das Jahr darauf zum Kompositionsstudium an der mdw zugelassen. Bereits zu diesem Zeitpunkt weiß Iva Zabkar, dass ihr Schwerpunkt in der Medienkomposition liegt.
Filmmusik ist vielfältig und flexibel. Sie kann zeitgenössisch sein, ein Kinderlied oder ein Popsong – einfach alles. Das finde ich so schön daran.
Am liebsten komponiert sie für den Film, besonders gerne erinnert sie sich dabei an ihre ersten Projekte. „Ich könnte nicht behaupten, dass ich eine Rangliste hätte, welcher Film mir am meisten bedeutet hat, aber es sind wohl immer die ‚First’s‘, die mich besonders berühren. Wie etwa mein erster Film überhaupt AOEO oder der erste Wiener Tatort – Verschwörung. Das ist ein spezielles Projekt für mich, weil es der erste Wiener Tatort war, der von einer Frau vertont wurde.“
Eine besondere Verbindung hat Iva Zabkar zu Regisseur und mdw-Absolvent Umut Dağ. Gemeinsam geben sie mit Kuma im Jahr 2012 ihr Kinofilmdebüt. „Es war ein großer Zufall, dass ich zu diesem Projekt gekommen bin, und ich bin noch heute dankbar dafür. Wir haben schon viele Projekte gemeinsam gemacht, und es entsteht immer eine eigene Dynamik, weil wir uns schon so lange kennen.“ Auf Kuma folgten zahlreiche weitere gemeinsame Projekte, darunter ihr erster Tatort, Rebecca (2016), der bei der Erstausstrahlung knapp elf Millionen Zuseher_innen erreicht, sowie die TV-Serie Die Macht der Kränkung (2021).
Als zentralen Aspekt ihrer Arbeit sieht die erfolgreiche Komponistin unter anderem die Kommunikation mit ihren Auftraggeber_innen. Ihr Pädagogikstudium hat ihr dabei schon oft geholfen. „Ich bin für meine pädagogische Ausbildung sehr dankbar, weil ich gelernt habe, mich darum zu bemühen, mein Gegenüber dort abzuholen, wo es steht. Nicht jeder hat Musik studiert und kann in Fachbegriffen beschreiben, was er sich genau vorstellt. Und das ist auch völlig in Ordnung.“ Eine der wichtigsten Aufgaben ihres Jobs ist für sie daher, zu erfragen, was sich das Gegenüber vorstellt, und es in die Musik zu übersetzen. Als Tipp empfiehlt sie etwa die Verwendung von Hörbeispielen, anhand derer die Auftraggeber_innen ihre Vorstellungen konkretisieren können.
Angehenden Komponist_innen rät sie, bereits während der Ausbildung so viele Projekte wie möglich zu machen. „Ich habe die Projekte während meines Studiums immer als zusätzliche Ausbildungsschritte gesehen. Das sind wichtige Erfahrungen, die man nicht im Unterrichtszimmer machen kann. Man muss die Dinge ausprobieren und auch Fehler machen dürfen.“ Auch das Netzwerken ist von großer Bedeutung, wie die erfolgreiche Filmmusikkomponistin heute weiß. „Ich war ein paar Mal zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Natürlich ist Talent wichtig, aber es braucht auch diese zwei, drei richtigen Momente.“
Ich habe bisher mit allen Regisseur_innen gute Erfahrungen gemacht und würde gerne wieder mit jeder/jedem Einzelnen zusammenarbeiten.
Als Mitbegründerin des Komponistinnen-Kollektivs Track15 – Female Composers Collective setzt sich Iva Zabkar zudem für die Sichtbarkeit von Frauen in der Filmmusikbranche ein. „Als Kollektiv wird man im Vergleich zur einzelnen Künstlerin besser wahrgenommen. In diesem Netzwerk unterstützen wir uns gegenseitig, geben Feedback und nutzen unsere unterschiedlichen Skills. Wir haben auch bereits gemeinsame Alben produziert und spannende Kooperationen geschlossen.“
Aktuell arbeitet Iva Zabkar an einer ZDF-Produktion, gefolgt von einer ORF-Stadtkomödie mit Kollege Sebastian Watzinger. Damit ist zumindest eines sichergestellt, nämlich dass wir noch viel von der erfolgreichen mdw-Absolventin hören werden – im wahrsten Sinne des Wortes.