Lange im unrechtmäßigen Besitz des KHM und der mdw, 2019 restituiert und nun offiziell zurück am Institut für Alte Musik: der Rosenberger-Hammerflügel aus dem Jahr 1810
Anfang Februar fand im Studio Alte Musik in der Singerstraße die feierliche Übergabe eines Rosenberger-Hammerflügels durch den Deutschen Orden an die mdw statt. Ein kleiner, festlicher Akt, dem eine lange Geschichte vorausging: Der Original-Hammerflügel des Wiener Klavierbauers Michael Rosenberger aus dem Jahr 1810 kam 1948 als Dauerleihgabe des Kunsthistorischen Museums Wien (KHM) an die damalige Akademie für Musik und darstellende Kunst Wien und steht seither den Studierenden als Unterrichtsinstrument zur Verfügung.
Doch erst 2019 wurde die Geschichte des Instruments erforscht: Dieses befand sich in Bruntál (Freudenthal) in Tschechien im Besitz des Deutschen Ordens, einem der großen geistlichen Ritterorden der Kreuzzugszeit, der 1938 von Hitler-Deutschland enteignet wurde. Das geraubte Instrument wurde zunächst vom Reichsgau Sudentenland übernommen und gelangte 1942 im Zuge eines Tauschs von Kunstgegenständen in den Besitz des KHM, das 1947 die Leihgabe an die Staatsakademie anregte.
Erst 40 Jahre später taucht ein neuer Aktenvermerk auf: Die Sammlung Alter Musikinstrumente des KHM nimmt das Instrument aus seinem Inventar und übergibt es, nach Genehmigung durch das Bildungsministerium, gänzlich an die nunmehrige Hochschule für Musik. Weitere 30 Jahre später wird endlich die Geschichte des Instruments durch die Provenienzforscherin des KHM Monika Löscher aufgearbeitet. Das Rektorat der mdw wendet sich nun aufgrund der starken Zweifel am rechtmäßigen Besitz des Hammerflügels an den Kunstrückgabebeirat, der die Restitution des Instruments an den Deutschen Orden empfiehlt. Die mdw folgt dieser rechtlich nicht bindenden Empfehlung.
Am Instrument sind die Turbulenzen der Geschichte nahezu spurlos vorübergegangen: Davon konnten sich die Provenienzforscherin Monika Löscher und die Leiterin der Kommission für Provenienzforschung Pia Schölnberger gemeinsam mit Rektorin Ulrike Sych und dem Hochmeister des Deutschen Ordens Frank Bayard persönlich überzeugen. Anlässlich der nunmehr rechtmäßigen Übergabe des Instruments als großzügige Leihgabe des Deutschen Ordens an die mdw konzertierten Mikayel Balyan, Stefan Gottfried und Valeriia Komarova auf beziehungsweise mit dem Instrument und gaben eine eindrucksvolle Klangprobe von dessen Einsatz am Institut für Alte Musik.